Leitartikel / Was ist fair? Die Luxemburger Basketballvereine stehen vor einer wichtigen Entscheidung
Für einige Basketballvereine ist die Woche der Wahrheit heute angebrochen. Am Samstag werden beim außerordentlichen Kongress des nationalen Basketballverbandes FLBB Entscheidungen getroffen, die vor allem Auf- und Abstieg betreffen. Seit dem Abbruch der Meisterschaft wurde heftig über die vorgeschlagenen Modi diskutiert. Immer wieder fiel das Adjektiv „fair“. Die Floskel „im Sinne des Basketballsports“ hatte Hochkonjunktur. Die Frage stellt sich jedoch, ob überhaupt eine Entscheidung fair oder im Sinne aller Vereine sein kann.
Vorschlag eins sieht vor, dass die Zehner-Liga bei den Herren bestehen bleibt. Es würde zwei Auf- und zwei Absteiger wie in jeder Saison geben. „Unfair“, sagen die zwei Tabellenletzten Steinsel und Contern, weil noch neun Meisterschaftsspiele ausstanden. „Fair“, könnte man sagen, da es auch Absteiger geben muss, wenn es Aufsteiger gibt. Wäre es anders, würde nur auf einer Seite sportlich bewertet werden.
Vorschläge zwei und drei sehen eine temporäre Total League mit 14 Mannschaften vor und würden zu einer Aufstockung der Nationale 2 führen. Diese Variante kam vor allem zustande, weil der Drittplatzierte aus der Nationale 2, Zolver, und die beiden Tabellenletzten aus der Total League, Steinsel und Contern, durch den Zehner-Vorschlag um ihre Erstklassigkeit beraubt worden wären. „Unfair“, sagen die Klubs aus den beiden unteren Divisionen. Vor allem, weil in der kommenden Saison kein fester Aufstiegsplatz vorgesehen wäre und die Nationale 2 relativ langweilig gewesen wäre. „Fair“, sagen Zolver, Contern und Steinsel, weil sie Aufstieg und Klassenerhalt aus eigener Kraft noch hätten schaffen können.
Sie sehen also: „Fair“ und „im Sinne des Basketballsports“ ist keine der drei Varianten. Jeder Verein hat seine eigene egoistische Sicht der Dinge. Und das ist auch legitim. Wenn man sich Woche für Woche als ehrenamtlicher Mitarbeiter für einen Verein einsetzt, will man nicht, dass eine nicht-sportliche Entscheidung über die kurzfristige Zukunft des Klubs entscheidet. Es ist ganz und gar menschlich, so zu handeln und man kann von keinem Vereinsverantwortlichen verlangen, dass er uneigennützig vorgeht und nicht für seine Rechte kämpft.
„Fair“ wird sogar die Entscheidung der 27 stimmberechtigten Vereine am kommenden Samstag nicht ausfallen. Es wird immer Verlierer geben. Immerhin kann danach aber keiner behaupten, dass der Modus für die kommende Saison über die Köpfe der Klubs hinweg entschieden würde. Unsportlich wäre es aber vielleicht – und das liegt wiederum auch im Auge des Betrachters –, wenn die benachteiligten Vereine mit Nachdruck und mit Anwälten gegen dieses Votum vorgehen würden. Dies würde unweigerlich zu einer Verzögerung des gesamten nationalen Basketballzyklus führen.
Eine „unfaire“ Sache haben die Vereine aber bei dem ganzen Gezanke um die Modi offenbar vergessen. Die Saison soll laut Kalender – der auch am Samstag gestimmt werden soll – bereits am 18. September beginnen. Ein Grund dafür ist die Länderspielpause im Herbst. Leidtragende sind vor allem die Sportler. Diese wollen zwar frühestmöglich wieder spielen, nach einer fast fünfmonatigen Trainingspause muss der Körper sich aber erst wieder an die Anforderungen dieses Sports gewöhnen. Laut aktuellem Stand sind die Hallen noch bis zum 31. Juli geschlossen. Danach muss in weniger als sechs Wochen eine Vorbereitung über die Bühne gebracht werden. Im Sinne der Basketballer wären ein späterer Saisonbeginn und dafür ein paar englische Wochen während der Meisterschaft angebrachter gewesen.
Ungerecht ist auch die Art und Weise, wie mit dem scheidenden FLBB-Präsidenten Henri Pleimling umgegangen wurde. Er und sein Vorstand hatten zunächst die Saison abgebrochen und anschließend über Auf- und Absteiger entschieden. Danach wurde er mehrmals unter der Gürtellinie angegriffen.
Aber es ist ja bekanntlich nicht immer alles „fair“ und „im Sinne des Basketballs“.
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