Luxemburg / Was Sie vor der Entscheidung der Regierung zur Booster-Impfung wissen müssen
Die Luxemburger Regierung will am Freitag darüber entscheiden, ob alle Einwohner Luxemburgs zu einer Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus eingeladen werden sollen. Das Tageblatt hat die wichtigsten Fakten zusammengetragen, die man im Zusammenhang mit dieser Entscheidung kennen sollte.
Aller guten Dinge sind drei – in Luxemburg werden derzeit viele Menschen zu einer dritten Impfdosis gegen das Coronavirus eingeladen. Das betrifft momentan Menschen über 65 Jahren und das Personal im Gesundheitssektor. Die Booster-Impfung soll laut dem Obersten Rat für Infektionskrankheiten (CSMI) der Auffrischung der Schutzwirkung dienen. Am Freitag könnte der Regierungsrat möglicherweise entscheiden, die Booster für die Gesamtbevölkerung zu empfehlen.
Dabei wolle sich die Regierung auf den Rat des CSMI und deutsche Expertenmeinungen berufen, sagt der Präsident der Chamber-Gesundheitskommission und LSAP-Abgeordnete Mars Di Bartolomeo. Aber wie sieht eigentlich die Corona-Lage im Großherzogtum momentan aus? Welche Maßnahmen gelten noch mal und was würden die Booster-Einladungen für alle bedeuten? Das Tageblatt hat die wichtigsten Antworten zusammengefasst.
Wäre ein Booster für alle sinnvoll?
Der Luxemburger Virologe Claude Muller, der am „Luxembourg Institute of Health“ (LIH) arbeitet, sagte kürzlich im Tageblatt-Interview: „Offen gesagt: Ich verstehe nicht, warum die Booster-Impfungen nicht generell für sämtliche Erwachsene empfohlen wurden.“ Medizinisch spreche laut ihm nichts dagegen. „Dann wäre es ja immer noch das Recht der Regierung, das stufenweise einzuführen“, so Muller. „Das wäre nicht nur aus individualmedizinischer Sicht, sondern auch als öffentliche Gesundheitsvorsorge sinnvoll.“ Außerdem gelte neben dem Selbstschutz, den die Impfung mit sich bringt, nach wie vor: Wer sich selbst impfen lässt, der schützt auch andere.
Laut einer israelischen Studie sei man mit einer Booster-Impfung 20-mal besser geschützt, als wenn man nur zwei Dosen bekommt, da der Schutz irgendwann nachlasse, erklärt der Virologe. Bei sogenannten Totimpfstoffen seien drei Impfdosen sogar normal und üblich. „Nach jedem Boost ist die Dauer und Robustheit des Schutzes länger und stärker“, sagt Muller. „Es ist also nicht so, dass man jetzt alle sechs Monate impfen muss.“
LINK Lesen Sie hier das komplette Interview mit Virologe Claude Muller über Booster-Impfungen
„Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit sagte zudem am Donnerstag bei einer Fragestunde auf Facebook, dass es von verschiedenen Faktoren abhänge, ob ein Booster für bestimmte Menschen oder Bevölkerungsgruppen nötig sei – einer davon sei zum Beispiel das Alter. Für die älteren Menschen mache es definitiv Sinn, bei Jüngeren könne man ebenfalls darüber diskutieren.
Was würde die Booster-Einladung für alle bedeuten?
Luc Feller, Luxemburgs Hochkommissar für nationale Sicherheit, zeigte sich im Tageblatt-Gespräch zuversichtlich, was Luxemburgs Booster-Impfkapazitäten angeht. „In unseren Impfzentren liegt die Kapazität bei bis zu 26.000 Impfungen pro Woche“, sagt Feller. Momentan verimpfe man im Großherzogtum durchschnittlich 10.000 Dosen in der Woche – es gebe also noch genug Spielraum. Dazu komme noch, dass 296 Ärzte in Luxemburg die Möglichkeit hätten, Covid-Impfungen zu verabreichen.
Im Dezember bekommt Luxemburg laut Feller 50.000 Dosen des Biontech/Pfizer-Vakzins und 50.000 Dosen Moderna-Impfstoff geliefert. Der Lieferplan für Januar sehe 92.000 weitere Biontech/Pfizer-Impfdosen vor – es käme also nicht zu einem Engpass an Impfstoff, sagt er. „Innerhalb von einigen Tagen könne man eine Einladung senden“, so der Hochkommissar zur potenziellen Schnelligkeit beim Organisieren. Es hänge allerdings von der Masse an sofortigen Impfinteressierten ab: „Wenn sich morgen hunderttausende Menschen zur Booster-Impfung entscheiden würden, würde es nicht reichen“, sagt Feller. Aber: „Wenn sich Menschen massenhaft für die Booster-Impfung präsentieren, ist es unsere Aufgabe, die Kapazitäten zu adaptieren“, versichert er. Das Hochkommissariat für nationale Sicherheit sei für diesen Fall gewappnet.
LINK Hier erfahren Sie, was geschieht, wenn die Booster-Einladung reinflattert
Wie ist die Lage in den Krankenhäusern?
Anja Di Bartolomeo, Pressesprecherin des „Centre hospitalier du Nord“ (CHdN), sagt im Gespräch mit dem Tageblatt: „Die Lage ist auf jeden Fall kritisch, wir mussten diese Woche auch schon Operationen absagen.“ Dabei habe es sich um geplante Operationen gehandelt. „Momentan bewerten wir im Prinzip jeden Tag neu, ob wir etwas verschieben müssen oder nicht, das hängt immer von der Bettenbelegung ab“, sagt die Sprecherin. Derzeit seien 15 Patienten wegen Covid-19 auf der Normalstation des CHdN in Behandlung, drei weitere befänden sich in intensivmedizinischer Behandlung. Eine Prognose sei bei vielen Patienten auf der Covid-Normalstation immer schwierig: „Bei Covid ist es typisch, dass sich der Zustand eines Patienten auf der Normalstation sehr plötzlich rapide verschlechtern kann, sodass er auf die Intensivstation verlegt werden muss“, sagt die Pressesprecherin.
Ein Sprecher des „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM) erklärt auf Tageblatt-Anfrage: „Wir sind derzeit besorgt über die Entwicklung der Situation. Ein Blick in unsere Nachbarländer genügt, um dies zu erklären.“ In dem Spital seien momentan 13 Patienten wegen einer Covid-Erkrankung in Behandlung – „vier befinden sich auf der Intensivstation“, so der Sprecher. Eine Sprecherin der „Hôpitaux Robert Schuman“ (HRS) sagt: „Die Auslastung schwankt stark je nach Bereitschaftsdienst. Momentan befindet sich ein Covid-Patient auf der Intensivstation – vier Patienten werden auf der Covid-Station behandelt.“ Und: „Wir müssen wachsam bleiben“, ergänzt sie.
Zur Erinnerung: Im Herbst 2020 lagen zeitweise 50 Covid-Patienten landesweit auf der Intensivstation. Außerdem hatten die Luxemburger Krankenhäuser mit Kapazitätsengpässen zu kämpfen – Ende Oktober befanden sich 60 CHL-Mitarbeiter in Quarantäne.
Aktuell liegen in Luxemburg insgesamt 45 Menschen wegen einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus. 35 davon liegen auf der Normalstation, zehn werden intensivmedizinisch behandelt. Laut dem regelmäßigen Corona-Wochenrückblick der „Santé“ waren in der vergangenen Woche 17 Covid-Patienten auf der Normalstation ungeimpft und 14 geimpft. Von den 14 Intensivpatienten aus der vergangenen Woche waren acht ungeimpft und sechs geimpft. Mit Stand vom Donnerstagabend sind in Luxemburg insgesamt 866.869 Impfdosen verabreicht worden. Diese Zahl teilt sich auf 442.310 Erstdosen, 383.353 Zweitdosen und mittlerweile 41.206 „ergänzende Dosen“ – also Booster – auf.
Welche Maßnahmen gelten momentan noch mal?
Die aktuellen Corona-Maßnahmen gelten seit dem 1. November und laufen voraussichtlich noch mindestens bis zum 18. Dezember. Das aktuelle 3G-Modell, also das Covid-Check-System ist im gesamten Innenbereich des Gastgewerbes Pflicht – also in Restaurants, Cafés, Hotels und Diskotheken. Es beinhaltet alle Geimpften sowie Genesenen – als Tests sind lediglich PCR-Tests und zertifizierte Schnelltests, die von Gesundheitspersonal vorgenommen wurden.
Arbeitgeber dürfen selbst entscheiden, ob sie das Covid-Check-System am Arbeitsplatz einsetzen oder nicht. Im Freizeitbereich liegt die Besuchergrenze von Events mit Covid-Check grundsätzlich bei 2.000 Menschen, außer es gibt ein bestimmtes Konzept. In Geschäften und Supermärkten sowie in öffentlichen Transportmitteln gilt die Maskenpflicht.
Für Versammlungen zu Hause gelten die allgemeinen Regeln für Versammlungen – bei bis zu zehn Gästen sind keine Einschränkungen oder Hygienemaßnahmen zu beachten. Ab elf Personen müssen Masken getragen und ein Abstand von zwei Metern eingehalten werden. Ab 51 Personen müssen Sitzplätze zugewiesen werden. Sowohl bei öffentlichen als auch bei privaten Veranstaltungen können beispielsweise Masken- und Abstandspflicht bei über zehn Personen durch die Verwendung des Covid-Checks nach vorheriger Anmeldung aufgehoben werden.
Mars Di Bartolomeo sagt am Donnerstag gegenüber dem Tageblatt: „Die dritte Impfung ist mittlerweile mehr als nur eine Option – das wird sich progressiv durchsetzen.“ Der politische Wille sei da, so der Präsident der Chamber-Gesundheitskommission und LSAP-Abgeordnete. Jetzt müsse geklärt werden, bei wem der Booster prioritär Sinn ergebe. Um dies zu entscheiden, basiere sich die Regierung auf die Empfehlungen des CSMI, aber auch auf deutsche Expertenmeinungen. Die Regierung werde diese Frage am Freitag während des Regierungsrates klären.
LINK Hier geht es zur „Santé“-Übersicht über die seit dem 1. November geltenden Maßnahmen
Sie wollen mehr zu dem Thema wissen? Wir haben weiterführende Texte für Sie:
Di Bartolomeo vor Regierungsrat am Freitag: „Die dritte Impfung ist mittlerweile mehr als nur eine Option“
Warum sich impfen lohnt: Ein Überblick über die wichtigsten aktuellen Fragen
So läuft es ab, wenn die Booster-Einladung reinflattert
Luxemburger Virologe Muller: „40-Jährige, die nicht geimpft sind, haben sich für das Virus entschieden“
CHEM „besorgt über Entwicklung“ – Luxemburgs Spitäler über ihre Auslastung
- Montag könnte der erste Schnee nach Luxemburg kommen – Sturmpotenzial ab Dienstag - 14. November 2024.
- Regierung bestätigt laut „déi gréng“ Kürzung bei medizinischem Cannabisprogramm - 13. November 2024.
- „Mischo gefährdet den sozialen Frieden“: Gewerkschaften verlassen Ausschusssitzung vorzeitig - 8. Oktober 2024.
Boostern für alle, anders funktioniert das nicht aus diesem Sch…. raus zu kommen, bei über 3000 aktiven Fällen, warum überlegt man da noch?
Hat jemand mitbekommen, gestern bei Lanz, mit der Delta Variante hat jeder 2. Intensivpatient nicht überlebt. Na dann schöne Weihnachten!
Ich frage mich, wie die Regierung noch sinnvolle Entscheidungen treffen will. Es fehlt seit Wochen an aussagekräftigen Zahlen. LIST publiziert die Abwasseruntersuchugen mit 3 Wochen Verspätung. Es gibt kein Large Scale Testing mehr. Die Schnelltest sind absolut unzuverlässig. Es besteht die Gefahr, dass jetzt halbherzige Entscheidungen getroffen werden, weil niemand das reale Infektionsgeschehen mehr kennt. Nur auf Basis von der Belegung von Intensivbetten? In 2-3 Wochen kann das dann zur Katastrophe werden – und dann ist es zu spät zum Handeln. Im nahen Ausland sieht es sehr sehr düster aus. Es würde mich extrem wundern, wenn hier alles in Ordnung wäre. Die DP ist nach der Plagiat-Affäre regelrecht abgetaucht. Das könnte Leben kosten.
@Grober J-P.
„Hat jemand mitbekommen, gestern bei Lanz, mit der Delta Variante hat jeder 2. Intensivpatient nicht überlebt. “
Die Querdenker werden auch immer weniger in den Demos, wahrscheinlich liegen sie alle in einem Ungeimpften-Zelt vor dem Krankenhaus.
Eng Medaille huet 2 Seiten, an et sollt een emmer di 2 kennen, iirt een eng Entscheedung fir sech hellt !