Internationale Schule in Mondorf / Wegen Corona: Zurück zur klassischen Sitzweise
Die internationale Schule in Mondorf EIMLB hat gleich mehrere Besonderheiten. Eine davon ist, dass dort sowohl Grund- als auch Sekundarschüler unterrichtet werden. Im Mai stehen also gleich zwei „Rentrées“ ins Haus. Wegen der Corona-Maßnahmen muss die Schule jedoch ein Stück weit auf seine alternativen Unterrichtsprinzipien verzichten. Ein Gespräch mit Direktor Camille Weyrich.
Noch hat die „Ecole internationale“ keine Primaner. Denn die Schule wurde erst im Jahr 2018 eröffnet und befindet sich in einem Provisorium. „Statt zu warten, bis ein fertiges Gebäude hier steht, haben wir es so veranlasst, dass wir progressiv wachsen werden“, erklärt Direktor Camille Weyrich. Im Gründungsjahr wurde mit Schülern der ersten Klasse in der Grundschule und der „Septième“ im „Lycée“ begonnen. Jedes Jahr werden neue Schüler dieser beiden Stufen hinzukommen. „Nach sieben Jahren haben wir dann die gesamte ‚Secondaire’-Laufbahn hier sitzen.“ Die ersten Abschlussklassen wird die Schule in fünf Jahren hervorbringen.
Ich bin eigentlich froh darüber, dass es jetzt wieder losgeht. Froh darüber, dass wir das Schuljahr nicht abschließen müssen, ohne die Kinder wiederzusehen.EIMLB-Direktor
Wie vom Bildungsministerium vorgegeben, werden der Mondorfer Schule im Mai gleich zwei „Rentrées“ bevorstehen. Am heutigen Montag sind es die Sekundarschüler und in zwei Wochen die Kinder der Grundschule. „Ich bin froh, dass das zeitversetzt passiert und auch darüber, dass wir mit den Sekundarschülern anfangen“, sagt Weyrich. Mit Letzteren sei das vorausschauender als mit den Kleinen. „Ich bin eigentlich froh darüber, dass es jetzt wieder losgeht. Froh darüber, dass wir das Schuljahr nicht abschließen müssen, ohne die Kinder wiederzusehen.“ Gespannt ist der Direktor allemal auf die Erfahrungsberichte der Schüler und der Lehrer.
Dem Provisorium geschuldet, gibt es in der Mondorfer „Ecole“ nur sehr schmale Korridore. Deshalb müssen Einbahnstraßen rigoros eingehalten werden, sagt Weyrich. Es bleibe nur noch eine Eingangstür bestehen. „Von dort aus geht es entweder in den ersten Stock oder nach rechts und links in die zwei Flügel des Gebäudes“, erklärt der Direktor. Es gibt demnach nur eine Laufrichtung für das gesamte Provisorium. Wer raus will, folgt nach dem Eingang den Pfeilen und gelangt an den Ausgang. „Das müssen wir am Anfang sicherlich oft wiederholen“, meint Weyrich.
Ein Beispiel: „Wenn sich ein Schüler in seiner Klasse im ersten Stock, linker Flügel, befindet und auf die Toilette möchte, die sich im ersten Stock, rechter Flügel, befindet, dann muss er erst im linken Teil die Treppe herunter, dort in Richtung Ausgangstür laufen, draußen dann zur Eingangstür, hereinkommen und von dort in den rechten Flügel, dann die Treppe hoch in den ersten Stock.“ Das sei leider unerlässlich, weil man im Flur niemanden kreuzen könne, ohne die zwei Meter Distanz einzuhalten. „Es ist machbar“, sagt Weyrich.
Überall hängen „One-Way“-Plakate
Damit sofort ersichtlich ist, in welche Richtung man laufen muss, wurde in den Fluren überall dort, wo sich eine Tür befindet, auf der gegenüberliegenden Seite ein „One-Way“-Plakat aufgehängt. Desinfektionsspender vor den Klassenräumen hält Weyrich für keine gute Idee. „Das würde einen Meeting Point dort begünstigen.“ Die Vorschrift besagt, dass Schüler so viel wie möglich in ihrer Klasse bleiben sollten. Deshalb habe man die Spender in den Klassenräumen aufgestellt. In fast jedem Klassenzimmer befinden sich ein Wasserhahn zum Händewaschen sowie Seife, Papier und Mülleimer. Eigentlich waren Wasserhähne in den Klassen nicht wirklich vorgesehen, da die Schule einem alternativen Bildungskonzept nachgeht und keine klassischen Tafeln mehr benutzt, die man mit Wasser abwischen muss. Stattdessen thronen in jedem Saal Riesenbildschirme, die als elektronische Tafeln eingesetzt werden. Nun sei man aber froh über die Wasserhähne.
„Wenn wir ritualisieren, dass jeder sich dort nacheinander die Hände wäscht, dann müssen die Schüler nicht ständig auf die Toilette laufen, wo es dann wiederum zu Meeting Points kommen könnte“, erklärt der Direktor. Hände sollten auch morgens, wenn die Schüler ankommen, und bei Schulschluss gewaschen werden. Damit soll sichergestellt werden, dass sie nicht zu viel von außen mit hereinbringen und nicht zu viel nach außen heraustragen.
Für die Sekundarschüler sind im Laufe des Vormittags zwei Pausen vorgesehen. Diese sollen nun in eine Pause drinnen und eine draußen umfunktioniert werden. Die Pausen draußen sollen zeitlich versetzt werden, mit dem Ziel, dass sich immer nur eine Klasse in der Pause befindet.
Ich habe ein wenig sarkastisch zu meinem Kollegen gesagt, als wir die Bänke umgestellt haben: Eineinhalb Jahre nach ihrer Gründung ist die EIMDB nun auch auf eine klassische Sitzweise der Schüler zurückgekommenEIMLB-Direktor
Normalerweise sitzen die EIMLB-Schüler auf Vierer-Inseln zusammen. Seit vergangenem Jahr wurde zudem auf das Lehrerpult verzichtet, da dort kein klassischer Frontalunterricht stattfindet. Nun sei man aber gezwungen, ein wenig in diese Richtung zu gehen, bedauert Weyrich. Die Vierer-Inseln mussten also Corona ihren Tribut zahlen und wurden aufgelöst. Stattdessen stehen nun überall einzelne Schülerbänke im jeweiligen Abstand von zwei Metern zueinander.
Fokus auf Zusammenarbeit
„Ich habe ein wenig sarkastisch zu meinem Kollegen gesagt, als wir die Bänke umgestellt haben: Eineinhalb Jahre nach ihrer Gründung ist die EIMDB nun auch auf eine klassische Sitzweise der Schüler zurückgekommen.“ Weyrich hofft darauf, dass man – wenn das Ganze vorbei ist – wieder auf die konviviale Zusammenarbeit zurückkommen könne und dass nicht jeder in die gleiche Richtung schauen muss. „Wir möchten erreichen, dass die Schüler verstärkt in ihren Gruppen zusammenarbeiten. Das ist bei uns der Schwerpunkt – und nicht das Einzelkämpfertum eines traditionellen Unterrichts.“
Plexiglasscheiben vor dem Lehrerpult seien deshalb nicht möglich. Die Lehrer bekommen ein Visier, das bis unters Kinn reicht. Auf diese Weise könne man sie besser verstehen als mit der Maske. Dadurch könnten die Schüler auch besser sehen, wenn und wie sie sprechen, was wiederum das Verständnis erleichtere.
Ich glaube, dass sich der Bedarf an ‚Frupstuten’ in Grenzen halten wird, weil man vielleicht ab dem dritten Tag keine Lust mehr auf das kalte Zeug hatEIMLB-Direktor
Der Unterricht findet zur neuen „Rentrée“ von 8 bis 13 Uhr statt. Mittags fallen zweimal zwei Stunden weg. Dies geht auf das Konto des Sportunterrichts, der „Assemblée de classe“ sowie des Tutorats. Laut Weyrich werden die beiden Letzteren nicht abgeschafft, sondern finden weiter auf Distanz statt. Die Busse für den Schülertransport wurden so organisiert, dass sie nach Unterrichtsende um 13.10 Uhr losfahren und die Schüler nach Hause bringen. Damit die Zeit bis 13 Uhr trotz geschlossener Kantine problemlos überbrückt werden kann, haben die Schüler die Möglichkeit, sich im Voraus eine „Frupstut“ zu bestellen, die ihnen dann bereitgestellt wird. „Ich glaube, dass sich der Bedarf in Grenzen halten wird, weil man vielleicht ab dem dritten Tag keine Lust mehr auf das kalte Zeug hat“, schätzt Weyrich. Im Bus dürfen sie allerdings nicht essen.
Auch die Schüler der EIMLB haben die Wochen zwischen Schulschließung und „Rentrée“ mit Homeschooling überbrückt. Im Sekundarunterricht habe man laut Schuldirektor bereits zu Normalzeiten ein alternatives System eingeführt. Demnach bekommen die Schüler sechsmal im Jahr einen Plan für sechs Wochen, in dem genau festgelegt ist, welche Arbeiten sie machen müssen, wann ein Präsenzkurs ist, wann eine Prüfung stattfindet, was genau die Aufgabe ist und was bewertet wird. „In dieser Hinsicht hat uns der Lockdown vielleicht nicht so kalt erwischt wie andere Schulen. Denn es war alles bereit. Die Schüler wussten stets ganz genau, was sie zu tun hatten und bis wann sie etwas einreichen mussten“, meint Weyrich.
Das flächendeckende Tutorat und der Einsatz des one2one-Programms haben uns das Leben im Sekundarunterricht verhältnismäßig einfach gemacht. So konnten wir uns auf den Bereich Betreuung konzentrieren.EIMLB-Direktor
Von Anfang an wurde in der EIMLB flächendeckend mit dem Programm one2onegearbeitet. Zudem habe jeder Schüler im Sekundarunterricht ein iPad und das nötige Wissen zum Umgang damit. „Sicherlich haben sie im Lockdown noch ein paar Sachen dazugelernt. Bestimmt auch die Lehrer“, sagt der Direktor. Die größte Herausforderung sei allerdings jene gewesen, dass sich nicht jeder Schüler spontan bei seinem Tutor gemeldet hatte. „Da haben wir direkt in der zweiten Woche eine Prozedur in die Wege geleitet, dass der Tutor sich täglich bei den sechs Schülern, die er betreut, meldet. Wir sind immer weniger auf einen Präsenzkurs angewiesen. Der Lehrer wird mehr zum Betreuer als zu dem, der vorne vor der Klasse steht und einen Kurs hält. Das flächendeckende Tutorat und der Einsatz des one2one-Programms haben uns das Leben im Sekundarunterricht verhältnismäßig einfach gemacht. So konnten wir uns auf den Bereich Betreuung konzentrieren. Das ist der Punkt, wo es nun sinnvoll ist, dass der Lockdown aufgehoben wird.“
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