Gesundheitswesen / Weiße Liste auch für Luxemburg: „Patiente-Vertriedung“ fordert weiter Transparenz
Via Videokonferenz zog die „Patiente-Vertriedung“ am Dienstag die Bilanz des Jahres 2019, ohne jedoch die aktuelle Pandemie-Lage auszugrenzen. Die Asbl. hat indes Zuwachs bekommen, ist doch der christliche Gewerkschaftsbund LCGB mittlerweile Mitglied der Patientenvereinigung.
Selbst wenn es um die Bilanz des Vor-Covid-Jahres 2019 ging, so war die Pandemie auch bei der Videokonferenz der „Patiente-Vertriedung“ ein unumgängliches Thema. Präsident René Pizzaferri schnitt die Hauptprobleme an, mit denen Patienten die Vereinigung kontaktierten. Da geht es in erster Linie um Verlegungen ins Ausland, die durch Reisebeschränkungen in der Pandemie erschwert würden. Des Weiteren gebe es Beschwerden über Ärzte, die das Ausstellen von Rezepten als telefonische Beratung abrechneten. Oder aber, dass ein negativer Covid-Test vor der Konsultation verlangt würde.
Prinzipiell, so René Pizzaferri, funktioniere die Zusammenarbeit mit der Regierung respektive dem Gesundheitsministerium gut. Die „Patiente-Vertriedung“ springe dort ein, wo die Weiterverfolgung in der Praxis nicht funktioniere. Pizzaferri nannte als Beispiel die Möglichkeit für die Patienten, bei fehlerhaften Labor-Ergebnissen einen weiteren Test zu machen. „Die Patienten wenden sich dann mit ihren spezifischen Fragen an uns. Wir helfen also, wenn es ein wenig an Richtlinien und Weiterverfolgung fehlt.“ Zum Thema Corona-Impfung gingen im Übrigen bis jetzt noch keine Fragen bei der „Patiente-Vertriedung“ ein – etwas, das sich demnächst wohl ändern dürfte.
Problem der Sonderhonorare
Die Pandemie war 2019 noch kein Thema. Und trotzdem brauchte man sich bei der „Patiente-Vertriedung“ nicht über fehlende Arbeit zu beklagen. 1.395 Kontaktaufnahmen sind 2019 eingegangen, was zu insgesamt 149 Treffen führte. Ein Dauerbrenner sind dabei die Ärzteabrechnungen und dort vor allem der Posten der Sonderhonorare (Abrechnungs-Code CP für „Convenance personelle“). In welchen Fällen hat ein Arzt das Recht, dieses Sonderhonorar einzufordern, ist eine immer wiederkehrende Frage von Patienten.
Ein weiteres Dauerthema sind Besuche beim Kontrolldoktor der Gesundheitskasse. Dort habe man es oft mit sehr komplizierten Dossiers zu tun, so René Pizzaferri. Und es gebe ganz spezifische Probleme. Zum Beispiel, dass das im Patientenrechtegesetz verankerte Recht auf Begleitung beim Arbeitsdoktor nicht zählt. Dagegen protestierte die Patientenvereinigung vergebens. Denn vonseiten des Ministeriums heißt es, dass es sich hier nicht um einen Patienten, sondern um einen Versicherten handele, also gelte auch nicht das Patientenrechtegesetz. Unverständlich, findet Pizzaferri, da eine Begleitperson z.B. für Menschen, die Probleme mit den im Lande gängigen Sprachen haben, sinnvoll sei. Ein Vermittler im Stile eines Ombudsmanns für den Bereich der Arbeitsmedizin ist ein Vorschlag, den man Romain Schneider, Minister für soziale Sicherheit, schriftlich unterbreitet habe. Bis jetzt ohne Antwort, wie bedauert wurde.
Immer wieder im Mittelpunkt der Fragen stehen auch die Zahnärzte. Vor allem diejenigen, die etwa lediglich einen Tag in der Woche im Land praktizieren. Da geht es in erster Linie um die Anwendung von Tarifen, aber auch um die Nachsorge.
Den Blick in die Zukunft gerichtet, sollen verschiedene Initiativen weiter ausgebaut werden. Es geht unter anderem um die Entwicklung einer Plattform im psychiatrischen Bereich. Das wäre momentan kein Thema beim Gesundheitstisch, bedauerte Michèle Wennmacher, Geschäftsführerin der „Patiente-Vertriedung“. Und dann soll die Agora weiter ausgebaut werden. Deren Ziel ist die Zusammenführung aller Vereinigungen, die sich für Patienten einsetzen. Als Beispiel nannte Wennmacher die Musiktherapeuten, die momentan um Anerkennung kämpfen, dafür aber nicht unbedingt die nötigen Strukturen besitzen. Ihnen soll weitergeholfen werden.
Weiße Liste
Die Forderung nach einer größeren Transparenz im Gesundheitswesen ist nicht neu, trotzdem stets aktuell. Der „Patiente-Vertriedung“ schwebt dabei etwas Ähnliches wie die „weiße Liste“ in Deutschland vor (www.weisse-liste.de). Die hat den Anspruch, ein Wegweiser im Gesundheitswesen zu sein, und bietet den Patienten Orientierung an. Sie sollen so in die Lage versetzt werden, den eigenen Behandlungsprozess mitzugestalten. Die Qualität von Anbietern und Anwendungen wird mittels verlässlicher Informationen und genau definierter Kriterien durch die „weiße Liste“ bewertet, was nichts anderes als ein Kompetenznachweis für Ärzte, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen bedeutet. Mit der Forderung nach einer „weißen Liste“ stößt die „Patiente-Vertriedung“ in Luxemburg seit einiger Zeit schon auf Granit im Gesundheitssektor. „Nicht jeder hat ein Interesse daran“, weiß René Pizzaferri, „außerdem ist das Konkurrenzdenken zwischen den Krankenhäusern groß.“
Immerhin hat die „Patiente-Vertriedung“ Zuwachs erhalten. Auf der Generalversammlung wurde die Aufnahme des LCGB einstimmig beschlossen. „Dadurch sind wir um rund 40.000 Mitglieder reicher, was unseren Wirkungsgrad deutlich größer machen dürfte“, sagte der frühere OGBL-Gewerkschaftler Pizzaferri. Das LCGB-Mitglied im Verwaltungsrat wird Christophe Knebeler sein. „Wir wollten unseren Mitgliedern eine zusätzliche Unterstützung bieten und mithelfen, Probleme im Gesundheitsbereich zu lösen“, sagte Knebeler, beigeordneter Generalsekretär des christlichen Gewerkschaftsbunds.
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