/ Weiterbildung oder Knochenarbeit? Ehemaliger Koordinator widerspricht CIGR-Präsident Hagen
Beschäftigte des CIGR Syrdall haben am Haus der Mutter von CIGR-Präsidenten Mike Hagen schwere Arbeiten verrichtet. Hagen sagt: Der außergewöhnliche Einsatz habe zum Teil der Ausbildung der Arbeiter gedient. Gegenüber dem Tageblatt meldet sich der ehemalige technische Koordinator zu Wort – und widerspricht dem CIGR-Chef vehement.
Von Roger Infalt
Beschäftigte des CIGR Syrdall haben Beton- und Maurerarbeiten am Haus der Mutter von Mike Hagen ausgeführt. War dieser Einsatz von Arbeitern, die von öffentlichen Geldern bezahlt werden, berechtigt? Hagen ist der Präsident des Verwaltungsrats der Beschäftigungsinitiative. Er bezog am Mittwoch bei RTL Stellung: Die Arbeiten seien im Einvernehmen mit dem damaligen technischen Koordinator gemacht worden – und sollte den Mitarbeitern sogar Gelegenheit bieten, sich in Maurerarbeiten weiterzubilden. Der technische Koordinator soll von diesem Aspekt „begeistert“ gewesen sein.
„Diese Darstellung entspricht keinesfalls den Tatsachen“, sagt der ehemalige technische Koordinator am Donnerstag gegenüber dem Tageblatt. Im Gegenteil: Er habe Hagen damals nach einer Ortsbesichtigung darauf hingewiesen, dass die Arbeiten weit über das Übliche und von den Leitlinien der Beschäftigungsinitiative Erlaubte hinausgehen würden.
Koordinator: Ausbildungsstunden wurden nicht berechnet
„Wenn die Rede davon ist, dass hier eine Ausbildung stattgefunden haben soll, muss ich dazu sagen, dass Ausbildungsstunden nie dem Kunden verrechnet wurden“, sagt der ehemalige CIGR-Mitarbeiter. „Im Klartext: Sollte CIGR-Leute während der Arbeiten am Haus von Mike Hagens Mutter eine Ausbildung zugutegekommen sein, kämen diese Arbeitsstunden zu den bereits verrechneten hinzu.“ Demnach müssten viel mehr Arbeitsstunden geleistet worden sein, als die später in Rechnung gestellten 87 Stunden zum CIGR-Tarif von je 7,83 Euro (ohne Mehrwertsteuer).
Das CIGR Syrdall
Das „Centre d’initiative et de gestion régional“ (CIGR) Syrdall ist ein gemeinnütziger Verein, der 1999 von den fünf Gemeinden Niederanven, Sandweiler, Contern, Junglinster und Schüttringen sowie dem Arbeitsministerium ins Leben gerufen wurde. Seit Mai 2013 ist das CIGR unabhängig. Es ist eine Beschäftigungsinitiative, die Arbeitssuchenden eine Tätigkeit anbieten und ihre berufliche und persönliche
Entwicklung fördern soll. Das CIGR betreibt auch das „Syrdaller Atelier“, das alten und bedürftigen Menschen helfen soll. Dazu gehören laut der Webseite des CIGR beispielsweise „Heckenschneiden, Rasenmähen oder Schneeräumen“. Der Haushaltshilfen-Service soll den Menschen bei Alltäglichem wie beim Bügeln, Staubsaugen oder Fensterputzen helfen. Bedürftige sollen maximal vier Stunden pro Wochen auf die Dienste zurückgreifen können. red
Bezüglich des Stundensatzes von 7,83 Euro nahm Mike Hagen am Mittwoch auch die Presse ins Visier. Diese würde von einem Stundentarif von 7,83 Euro berichten, dabei habe seine Mutter aber 9 Euro pro Stunde bezahlt. Es sei also falsch zu behaupten, seine Mutter hätte einen „Sonderpreis“ bekommen. Aber: Die Medien berichteten stets von einem Preis, in dem die 15 Prozent Mehrwertsteuer nicht mit einberechnet wurden. Werden diese addiert, ergibt sich eben der Betrag von 9 Euro.
Hagen erklärte zudem, dass seine Mutter über 60 Jahre alt ist – und deshalb als Bürgerin einer der CIGR-Gemeinden auch ein Recht auf die Dienstleistungen der Beschäftigungsinitiative hatte. Aber: Innerhalb weniger Tage wurde offenbar 87 Stunden dort gearbeitet, obwohl die CIGR-Leitlinien maximal vier Stunden pro Woche und Kunde vorsehen. Die Leitlinien der Beschäftigungsinitiative wurden so gestaltet, damit sie nicht mit Privatunternehmen wie Baufirmen oder Gärtnereien in Wettbewerb tritt.
783 statt 4.176 Euro
Die 87 Stunden zu 9 Euro (Mehrwertsteuer inbegriffen) kosteten die Mutter von Mike Hagen im Jahr 2012 insgesamt 783 Euro. Hätte eine private Baufirma die Arbeiten zu dem Preis durchgeführt, der laut Aussagen eines Bauunternehmers derzeit üblich ist – durchschnittlich 48 Euro pro Stunde – läge der Betrag bei 4.176 Euro.
Laut verbuchten Rechnungen sollen CIGR-Mitarbeiter auch für John Breuskin gearbeitet haben (das Tageblatt berichtete). Breuskin ist Schatzmeister im CIGR-Verwaltungsrat und war Bürgermeister der Gemeinde Sandweiler. Auf seine Anordnung hin sollen CIGR-Beschäftigte 380 Stunden lang an seinem Haus gearbeitet haben – ebenfalls zu einem Tarif von 9 Euro pro Stunde. Würden diese Arbeiten mit den üblichen 48 Euro berechnet werden, ergäbe das einen Betrag von 15.960 Euro – und eine Differenz von 12.540 Euro gegenüber den vom CIGR für Breuskin berechneten 3.420 Euro.
Betroffene berichteten in den Medien davon, dass die Justiz bereits seit Mai dieses Jahres über die Unregelmäßigkeiten beim CIGR Syrdall Bescheid wisse – und bis jetzt nicht passiert sei. Die Staatsanwaltschaft reagierte auf diese Vorwürfe am Donnerstagvormittag mit einer Stellungnahme. Zwei Klagen, die das CIGR Syrdall betreffen, seien am 22. Mai bei der Justiz eingereicht worden. In einer sei es um den Vorwurf der sexuellen Belästigung seitens des Generalkoordinators des CIGR Syrdall, gegangen die andere betraf Ungereimtheiten im Finanzbereich dieser Beschäftigungsinitiative.
Die damals eingereichte Klage wegen sexueller Belästigung wurde laut Staatsanwaltschaft nach einigen Ermittlungen im Sommer eingestellt. „Die Police Judiciare hat Personen vernommen und konnte keine Beweise sammeln, die die Anschuldigungen bestätigen“, heißt es in der Mitteilung der Justiz vom Donnerstag. Am 10. Oktober seien zwei neue Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft eingegangen – eine Zivilklage der Gemeindeverwaltung von Contern und eine Anzeige des Arbeitsministeriums. Beide Fälle würden noch bearbeitet.
Hinzu kommt: Eine Angestellte der Beschäftigungsinitiative soll laut Tageblatt-Informationen im Juli dieses Jahres Klage wegen sexuellen Missbrauchs gegen den Generalkoordinator des CIGR Syrdall eingereicht haben.
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“ Der aussergewöhnliche Einnsatz habe zum Teil der Ausbildung der Arbeiter gedient“. Für wie blöd halten Sie eigentlich die Leute, Herr Hagen?
“ Aussergewöhnlicher Einsatz am Hause der Mutter auf Kosten der Allgemeinheit, die z.T. der Ausbildung der Arbeiter gedient haben „. Für wie dumm und naiv halten Sie die Leute, Herr CIGR Präsident Mike Hagen?
@ de Ben
ABSOLUTT RICHTEG. Kloar an gutt verständlech op de Punkt bruet.
Soll jo Politiker/Präsidente ginn, die net erkennen, wini se ooftriede sollten. Klammeren sech mat allen Mettel unn hier Positioun, probéieren d´Schold op aner Léit, an dem Fall hier egen Salarien ze drécken.
Wann dat sollt stemmen, an die aner Memberen och Arbeschten doheem gemeetkruuten, ass dat en ausgewuesenen Skandal.
Verontreiung vu Suen, Arbeschten bei sech doheem, Personal waat anscheinend sexuell Iwergreffer soll gemeet hunn, Miss- an/oder Vetternwirtschaft bei engem Embau……. Puh, do kennt eppes zesummen.
A sie maachen als wenn nix wier.
Die Verantwortlech sollten zrécktrieden – DIREKT !!!
Die a.s.b.l. do néi opstellen an waiderfueren. U sech ass daatjo eng gutt Saach.
Ass dat net och schon an der Zäit esou gewiescht? Wou d’Arbechter vun der Schwéierindustrie (fir keen Numm ze nennen) am Haus an am Gaard vun de Leit aus der Direktioun geschafft hun?
Sie haben recht. Hat es immer schon gegeben.