Luxemburg-Stadt / Weitgehend positive Zwischenbilanz auf den Weihnachtsmärkten: „Wir freuen uns über Normalität“
Langsam, aber sicher kommt Feststimmung in Luxemburg-Stadt auf und dementsprechend zufrieden sind bisher die Schaustellerinnen und Schausteller auf den Weihnachtsmärkten. Das Gespräch mit ihnen zeigt allerdings auch: Nach fast überstandener Pandemie, aber mit aktueller Energiekrise liegen Freud und Leid nah beieinander.
Graue Wolken hängen am Montag kurz vor Mittagszeit über Luxemburg-Stadt, es nieselt und schnell werden die Hände kalt. Und doch sorgen der Duft von Glühwein, aus Lautsprechern erklingende Weihnachtsmusik sowie eine offene Feuerstelle dafür, dass zwischen den hölzernen Chalets auf der place d’Armes festliche Stimmung aufkommt. Denn seit mehr als zwei Wochen findet dort der „Lëtzebuerger Chrëschtmaart“ statt – wieder wie gewohnt und ohne sanitäre Sicherheitsmaßnahmen. Und die Besucherinnen und Besucher kommen.
Das stellt jedenfalls Sandra Becker fest: „Der Markt ist gut besucht und die Menschen haben gute Laune.“ Seit rund 27 Jahren verkauft sie an ihrem Stand Handschuhe, Mützen und Pullover. Vor allem an Touristen, oft aus Amerika oder Großbritannien. Trotz Energiekrise und Inflation läuft das Geschäft bei ihr auch in diesem Jahr gut. Sandra Becker ist allerdings aufgefallen, dass vor einem Kauf nun öfters gezögert wird: „Ich höre die Menschen dann sagen, dass das momentan nicht sein muss.“ Auch die freundliche Schaustellerin hat sich an die aktuelle Situation angepasst und setzt bei der Beleuchtung seit diesem Jahr auf energiesparende Modelle. Sie erklärt: „Man muss sparen, wo man kann. Aber bisher bin ich zufrieden und hoffe, dass das so bleibt.“
Unsicherheit wegen Preiserhöhungen
Dass etwas so bleibt, wie es ist, wünscht sich auch Gaston Schmol. Dabei denkt er an die Preise der Ware im Einkauf. „Ketchup, Mehl, Öl – ständig bekomme ich Mails der Lieferfirmen dazu, dass Dinge teurer geworden sind“, erzählt der Mann, der mit drei Gastronomieständen auf den Weihnachtsmärkten in der Hauptstadt und einem weiteren beim „Escher Krëschtmoart“ dabei ist. Ein Liter aufgeschlagenes Ei habe sonst 1,50 Euro gekostet, jetzt seien es 3,75 Euro. Der Schausteller musste die Preise bereits anpassen und sagt zu den immer weiter steigenden Kosten für die Lebensmittel: „Wir können die Preise nicht noch weiter erhöhen.“ Denn bisher kommt die Kundschaft und ist laut Schmol auch bereit dazu, für gute Qualität etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Der Schausteller wünscht sich für die kommenden Wochen stabile Preise – und gutes Wetter.
Denn, dass Regen nicht geschäftsfördernd ist, merkt auch Kevin Kopp, der in diesem Jahr mit einem aus drehenden Weihnachtskugeln bestehenden Fahrgeschäft bei der „Gëlle Fra“ – und während der Mittagsstunde am Montag – im Regen steht. „Mit dem Wetter hatten wir bisher nicht so viel Glück und unser Geschäft ist eben immer sehr wetterabhängig. Niemand mag Regen“, erklärt Kevin Kopp, dem dennoch die gute Laune nicht vergeht. Der Schausteller aus Frankreich hofft auf viel Kundschaft zum Nikolaustag, wenn Kinder in Luxemburg schulfrei haben. Dennoch ist das Geschäft insgesamt bisher gut gelaufen, vor allem am vorletzten Wochenende kamen viele Menschen.
Dann sind es laut Kevin Kopp vor allem Familien, die kommen, unter der Woche hingegen eher Menschen, die nach getaner Arbeit zum „After-Work“ vorbeikommen. Er denkt nicht, dass Besucherinnen und Besucher wegen steigender Lebenskosten weniger ausgeben: „Ich glaube, die Menschen sparen dann eher an anderer Stelle und machen sich in der Weihnachtszeit etwas weniger Gedanken um Einsparungen.“ Wegen der Energiekrise musste Kevin Kopp indes keine besonderen Vorkehrungen treffen: „Das Fahrgeschäft hat einen kleinen Motor und einen niedrigen Verbrauch.“ Er ist soweit zufrieden und hofft nun einfach auf trockene und kalte Luft.
Auf das Positive konzentrieren
Etwas weniger Einfluss nimmt das Wetter auf den Gastronomiestand von Barbara Agostino. Denn im beheizten Zelt bei der „Gëlle Fra“ sitzen die Kundinnen und Kunden im Trockenen und können mit Sicht auf das malerische Petrusstal einen Glühwein trinken oder etwas essen. Erst Anfang November hat Barbara Agostino den Betrieb von Manon Schmit übernommen und ist nach den ersten Wochen auf dem Weihnachtsmarkt zufrieden: „Von der Kundschaft her ist es progressiv nach oben gegangen – nach und nach ist Weihnachtsstimmung aufgekommen. Viele fahren in diesem Jahr vielleicht auch nicht in den Urlaub und sind in Luxemburg unterwegs – auch auf dem Weihnachtsmarkt.“
In dem gemütlichen Zelt bei der „Gëlle Fra“ will man sich auch in Krisenzeiten auf das Positive konzentrieren, wie eine optimistische Barbara Agostino erklärt: „Die Einschränkungen durch Covid sind vorbei, der Markt ist nicht mehr abgesperrt und wir freuen uns über die Normalität. Wir hoffen, dass es so weitergeht.“ Dem schließt sich Charles Hary, der Präsident der „Fédération nationale des commerçants forains“ (FNCF), an: „Zwei bittere Jahre liegen hinter uns, aber jetzt haben wir wieder Weihnachtsmärkte, wie wir sie kennen.“ Auch der Präsident des Schaustellerverbandes ist bisher zufrieden und hofft jetzt nur noch in puncto Wetter auf die Unterstützung von Petrus: „Damit die Weihnachtsmärkte in ihrer ganzer Pracht erstrahlen können.“
Die Weihnachtsmärkte in der Hauptstadt
Zusätzlich zu den drei Märkten auf der place d’Armes und der place de la Constitution bei der „Gëlle Fra“ in der Oberstadt und der place de Paris im Bahnhofsviertel gibt es im Rahmen der sogenannten „Winterlights“ auf der „Kinnekswiss“ ein überdachtes, gastronomisches Dörflein aus sechs Chalets. Geöffnet ist täglich von 11.00 bis 21.00 Uhr und freitags sowie samstags sogar bis 22.00 Uhr. Die Weihnachtsmärkte in der Hauptstadt werden noch bis einschließlich dem 1. Januar stattfinden. Der „Winterkids“-Markt findet indes bis zum 23. Dezember im Hof des einstigen „Athénée“ in der rue Notre-Dame statt. Auf der Webseite der Stadt Luxemburg gibt es unter winterlights.lu den Überblick zum gesamten Programm.
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