Corona / Welches Risiko beim Fliegen besteht
Nie zuvor sind die Menschen so viel geflogen wie vor der Corona-Krise. Dann kam der Flugverkehr zum Erliegen. Nach und nach nimmt er jetzt seinen Betrieb wieder auf. Wie hoch das Risiko einer Ansteckung für Passagiere und Crew an Bord eines Flugzeuges tatsächlich ist, ist auch für Wissenschaftler sehr schwer einzuschätzen.
Seit dem Ausbruch der Krankheit ist die weltweite Luftfahrt fast vollständig zum Erliegen gekommen. Für Airlines ist die Corona-Pandemie eine wirtschaftliche Katastrophe. Einige Airlines, darunter die Lufthansa, sind in wirtschaftliche Bedrängnis gekommen. Es geht um ihren Fortbestand.
Nach und nach wird der Betrieb an den Flughäfen und in der Luft jetzt wieder aufgenommen. Dabei werden überall besondere Sicherheitsmaßnahmen eingehalten. Auch für Passagiere, die über den Flughafen in Luxemburg verreisen, bedeutet das, dass sie sich an neue Regeln gewöhnen müssen. So müssen sie zum Beispiel, bevor sie zur Sicherheitskontrolle durchgelassen werden, ein Gesundheitsformular ausfüllen. Ohne dieses Formular werden sie nicht in die Abflughalle vorgelassen. Im Flughafen wurden außerdem mehr als 50 automatische Gel-Spender aufgestellt, damit die Passagiere sich die Hände reinigen können. An Bord der Luxair-Maschinen müssen die Passagiere bis auf Weiteres einen Mund-Nasenschutz tragen und es wird versucht, die Passagiere auseinander zu setzen – falls in der Maschine genügend Platz vorhanden ist. Das Tageblatt berichtete ausführlich über die Sicherheitsmaßnahmen am Findel.
Händewaschen nicht vergessen
Bei der Ausbreitung von (grippeähnlichen) Viren um den ganzen Globus spielen Flughäfen eine bedeutende Rolle. Forscher glauben, dass das Risiko einer weltweiten Pandemie drastisch gesenkt werden könnte, wenn Passagiere an Flughäfen dazu gebracht werden, die Hände zu waschen. Sie haben zehn Flughäfen ausgemacht, die als Dreh- und Angelpunkt funktionieren. Wenn alleine an diesen Flughäfen mehr Menschen sich die Hände waschen würden, dann würde das Risiko eines globalen Ausbruchs um bis zu 37 Prozent sinken. Die Untersuchung wurde im letzten Dezember im Fachblatt Risk Analysis veröffentlicht. Darin heißt es auch: „Wir verwenden Daten aus einer Studie der American Society for Microbiology, aus der hervorgeht, dass sich 30% der Reisenden nach der Benutzung der öffentlichen Toiletten auf Flughäfen nicht die Hände waschen, was darauf hindeutet, dass die restlichen 70% die Anforderungen an das Händewaschen erfüllen.“ Hierfür wurde das Verhalten von 7.541 Menschen in Flughäfen in den USA und Kanada beobachtet – mit sehr unterschiedlichen Zahlen je nach Flughafen.
Dass auch das Coronavirus im Flugzeug um die Welt reist, ist unbestritten. In Griechenland wurden Passagiere auf Rückführungsflügen aus dem Vereinigten Königreich, Spanien und der Türkei bei der Ankunft auf eine Sars-CoV-2-Infektion hin untersucht. In einem Fachartikel zu dieser Untersuchung heißt es: „Obwohl fast alle Passagiere asymptomatisch waren, wurden viele positiv getestet (3,6% aus dem Vereinigten Königreich, 6,3% aus Spanien und 6,3% aus der Türkei), was auf eine weit verbreitete Übertragung von Sars-CoV-2 in diesen Ländern hinweist.“
Laut einer Daumenregel im Umgang mit dem Sars-Cov2-Virus ist man dem Virus ausgesetzt, wenn man sich mehr als 15 Minuten in weniger als zwei Metern Entfernung zu einer infizierten Person aufhält. Flugzeuge sind geschlossene Räume, in denen Menschen einen längeren Zeitraum – üblicherweise weit mehr als 15 Minuten – miteinander eingesperrt sind und sich nicht gegenseitig ausweichen können. Deshalb stellt sich auch die Frage, wie hoch das Infektionsrisiko während des Fluges ist.
Airlines haben Vorkehrungen getroffen
Wie die Luxair haben auch andere Fluggesellschaften Regeln implementiert, die eine Ansteckung an Bord verhindern sollen. Die meisten Airlines, die von Luxemburg aus fliegen, haben explizit eine Maskenpflicht an Bord ihrer Maschinen verfügt: Alitalia, KLM, SAS, Lufthansa, Turkish Airlines und LOT. Andere Fluggesellschaften wie British Airways und Ryanair „bitten“ ihre Kunden und „empfehlen“ ihnen, am Flughafen und in der Kabine eine Maske zu tragen.
Auf ihrer Internetseite beantwortet die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung (IATA) einige Fragen rund um das Fliegen in Zeiten von Corona. Dort wird auch die Frage gestellt, wie sicher die Luft an Bord eines modernen Verkehrsflugzeuges ist. In der Antwort heißt es: „Moderne Flugzeuge verfügen über hocheffiziente Luftfilter, ähnlich denen, die in Operationssälen von Krankenhäusern verwendet werden. Sie fangen mehr als 99,9% der in der Luft befindlichen Mikroben in der gefilterten Luft auf.“ Die Organisation verweist auch auf zwei Studien der Europäischen Behörde für Flugsicherheit, nach denen die Luftqualität in der Kabine und im Cockpit ähnlich oder besser sei als die in normalen Innenräumen wie Büros, Schulen und Wohnhäusern. Der Haken: Die beiden verlinkten Studien beschäftigen sich mit Dämpfen von Treibstoff und Maschinenöl, jedoch nicht mit Viren.
Bei den angesprochenen Luftfiltern – die auch auf den Webseiten vieler Airlines angepriesen werden – handelt es sich um sogenannte „High Efficiency Particulate Air Filter“ (HEPA). Laut der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA kann „diese Art von Luftfilter theoretisch mindestens 99,97% von Staub, Pollen, Schimmel, Bakterien und allen luftgetragenen Partikeln mit einer Größe von 0,3 Mikrometern (µm) entfernen. […] Partikel, die größer oder kleiner sind, werden mit noch höherer Effizienz aufgefangen.“ Zur Erinnerung: Das Coronavirus hat einen Durchmesser von 0,125 Mikrometern. Laut einigen Airlines wird die Kabinenluft an Bord moderner Flugzeuge alle zwei bis drei Minuten komplett erneuert.
Zwei Reihen vor und zwei Reihen zurück
Ein Dokument der WHO aus dem Jahr 2009 behandelt den Umgang mit dem H1N1-Virus in der Luftfahrt. Darin empfiehlt die WHO im Fall, dass ein Patient Influenza-Symptome zeigt, die Daten aller Passagiere aufzunehmen, die in der gleichen Reihe und in den zwei Reihen davor und dahinter sitzen, um sie kontaktieren zu können. In einem solchen Fall sollen die betreffenden Passagiere gebeten werden, ein Formular (Public Health Passenger Locator Form) auszufüllen. Tatsächlich verlangt die nationale Luftfahrtgesellschaft Luxair derzeit von allen Passagieren, ein solches Formular auszufüllen. Sie werden während des Fluges eingesammelt.
Wie hoch das Infektionsrisiko an Bord eines Flugzeuges tatsächlich ist, ist bislang nicht genau bekannt. In einer viel zitierten amerikanischen Studie aus dem Jahr 2017, die im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht wurde, heißt es: „Trotz sensationeller Medienberichte und Anekdoten sind die Risiken der Übertragung von Atemwegsviren in einer Flugzeugkabine unbekannt.“ Die Forschenden haben die genauen Bewegungsabläufe der Passagiere und des Kabinenpersonals untersucht – zum Beispiel Klogänge – und kamen zu dem Schluss: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer direkten Übertragung auf Passagiere, die nicht in der Nähe eines infektiösen Passagiers sitzen, gering ist.“ Die Studie wurde z.B. von National Geographics und der South China Morning Post aufgegriffen.
Allerdings: In ihrer Studie gehen die Forschenden davon aus, dass Tröpfchen der Hauptübertragungsweg für Influenza und Sars sind. Aerosole wurden nicht ausführlich untersucht. Im Falle von Corona schließen Forschende aber Aerosole als Übertragungsweg nicht aus. Dabei handelt es sich um winzige Tröpfchen, die in der Luft schweben. Das deutsche Robert–Koch–Institut schreibt: „Auch wenn eine abschließende Bewertung zum jetzigen Zeitpunkt schwierig ist, weisen die bisherigen Untersuchungen insgesamt darauf hin, dass Sars-CoV-2-Viren über Aerosole auch im gesellschaftlichen Umgang übertragen werden können.“ Zuletzt hatte eine Studie ergeben, dass selbst normales Sprechen ausreicht, um Viren zu verteilen.
Sars-Simulation
Im Netz kursiert außerdem ein Video, in dem simuliert wird, was passiert, wenn eine Person in einem Flugzeug hustet. In der Simulation hustet der Passagier in der Mitte der Sitzreihe. Die Tröpfchen steigen auf und verteilen sich nach links und rechts über die Sitznachbarn. Die Simulation ist das Resultat einer Studie, die Forschende der Purdue University’s School of Mechanical Engineering und des Flugzeugbauers Boeing 2019 veröffentlicht haben. Die Forschenden haben darin untersucht, wie unterschiedliche Belüftungssysteme an Bord von Boeing–737– und Boeing–767–Flugzeugen sich auf einen Sars-Ausbruch auswirken. Dabei haben sie Daten eines Sars-Ausbruches an Bord eines Fluges von Hongkong nach Peking am 15. März 2003 benutzt – es handelt sich also nicht um Daten des Coronavirus.
In einem Bericht der Washington Post dazu heißt es, die großen Flugzeugbauer hätten bereits nach Wegen gesucht, die Luft anders um die Passagiere zu lenken. „Doch die Bekämpfung von Krankheiten und die Vorbereitung auf eine Katastrophe waren nicht die obersten Prioritäten der Branche, als der weltweite Flugverkehr stark zunahm.“ Professor Qingyan Chen, einer der Forscher hinter der oben genannten Studie, sagte gegenüber der Washington Post: „Wenn man seine Flugzeuge leicht verkaufen kann, versucht man, die Probleme in die Zukunft zu verschieben. Heute haben wir festgestellt, dass die Zukunft eigentlich 2020 ist.“
NULL Risiko. Wir sind während dem Hype, gezwungener Massen, aus Myanmar zurück gekommen. Hatten insgesamt 4 Flüge, fast keiner hatte eine Maske an, wir sind gesund und munter in Brüssel gelandet, LUXAIRPORT hatte uns ja ausgesperrt.