Konjunktur / Weltwährungsfonds sieht Luxemburgs Wirtschaft 2023 auf Schrumpfkurs
„Eine schwierige makroökonomische Situation“ – so umschrieb Formateur Luc Frieden den Zustand der Luxemburger Volkswirtschaft zu Beginn der Koalitionsverhandlungen. Tatsächlich lagen dem CSV-Politiker Daten vor, die der Öffentlichkeit erst einmal nicht zugänglich waren: eine vertrauliche Analyse des „Comité économique et financier national“ (CEFN), die für 2023 von einem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität ausgeht. Das CEFN hält demnach ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent für möglich, 2024 soll es dann wieder aufwärtsgehen. Das Minus vor dem Komma gehe demnach vor allem auf den Finanzsektor zurück. Dabei war das Statistikamt Statec in seiner Konjunkturnote im Juni noch davon ausgegangen, dass sich dieser nach dem Rückgang 2022 erhole.
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Dass Luxemburgs Wirtschaft im Jahr 2023 schrumpfen wird, erwartet auch der Weltwährungsfonds IWF. In ihrem „Ökonomischen Ausblick“ für Europa prognostiziert die UN-Sonderorganisation für das Großherzogtum einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um -0,4 Prozent. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft dann wieder um 1,5 Prozent wachsen, 2025 sogar um 2,5 Prozent. Gegenüber den IWF-Erwartungen von April ist diese Analyse deutlich nach unten korrigiert. Im Frühjahr sah der Währungsfonds Luxemburgs Wirtschaft für 2023 noch auf Wachstumskurs, mit einem BIP-Anstieg von 1,1 Prozent. Die Prognosen für die kommenden beiden Jahre fielen ebenfalls etwas positiver aus.
Damit steht Luxemburg im Europavergleich schlecht da. In der Eurozone liegt das Land auf dem drittletzten Platz, nur Deutschland (-0,5 Prozent) und Estland (-2,3 Prozent) schneiden schlechter ab. Klassenprimus ist Malta, dessen BIP in diesem Jahr um 3,8 Prozent zulegen soll.
„Weiche Landung“ für Europa
Insgesamt deutet sich laut IWF für Europa eine „weiche Landung“ an. Die Inflation gehe allmählich zurück. Dienstleistungsorientierte Volkswirtschaften würden sich leichter erholen als solche mit einem größeren Anteil an verarbeitender Industrie. Was die Energiemärkte angeht, wird ebenfalls eine „milde Erholung“ prognostiziert, die aber je nach Energiebedarf und Energiemix variieren würde. Bei der Geldpolitik deutet sich für den IWF das Ende einer Periode der Verknappung an.
Durchschnittlich erwartet der Weltwährungsfonds 2022 für die Eurozone ein Wachstum von 3,3 Prozent. Ob sich das bewahrheiten wird, ist fraglich. Das europäische Statistikamt Eurostat berichtet am Dienstag, dass das BIP der Eurozone im dritten Quartal um insgesamt 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft ist. Im zweiten Quartal sei die Wirtschaft nach einer Stagnation zum Jahresbeginn um 0,2 Prozent gewachsen. Insgesamt ist die Euro-Wirtschaft laut der Statistikbehörde im Vergleich zum dritten Quartal 2022 um gerade einmal 0,1 Prozent gewachsen. Für Luxemburg lagen noch keine Quartalszahlen bei Eurostat vor.
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