Unesco / Weltweit mehr Sichtbarkeit: Müllerthaler Natur- und Geopark offiziell anerkannt
Die Nachricht hatte Luxemburg bereits vergangene Woche erreicht, nun ist es offiziell: Mit einer virtuellen Willkommensveranstaltung wurde der „Natur- und Geopark Mëllerdall“ am Donnerstag, dem 21. April, in das internationale Netzwerk der „Global Geoparks“ von der Unesco aufgenommen. Das, nachdem es mit einer ersten Bewerbung zunächst nicht geklappt hatte.
Einen Ausflug in die Natur machen und dabei die einzigartige Landschaft eines von der Unesco anerkannten Geoparks entdecken – dafür mussten Menschen aus Luxemburg bisher ins Ausland fahren: zu dem von der Hauptstadt des Großherzogtums rund 100 Kilometer entfernten Geopark „Famenne-Ardenne“ in Belgien oder zum Natur- und Geopark in der deutschen Vulkaneifel, ebenfalls in rund 100 Kilometer Entfernung. Nun kann man dafür aber sozusagen vor der eigenen Haustür bleiben, denn: Luxemburg hat jetzt einen eigenen „Unesco Global Geopark“.
Unter dieser Bezeichnung versteht man Regionen mit Stätten oder Landschaften von international anerkannter geologischer Bedeutung, die durch ein Gesamtkonzept für Menschen erlebbar gemacht werden. Kriterien wie Bildung, Nachhaltigkeit und der Schutz der Umwelt spielen dabei eine Rolle. Im November 2020 wurde bei der Unesco eine 50-seitige Kandidatur eingereicht, damit der unter anderem durch seine Sandsteinlandschaften geprägte Natur- und Geopark Müllerthal (NPGM) mit dem Label „Global Geopark“ ausgezeichnet wird. Am 13. April kam dann die gute Nachricht: Die Müllerthal-Region hat es geschafft.
Am Donnerstag wurde sie mit einer virtuellen Willkommensveranstaltung dann auch offiziell in das Netzwerk der globalen Geoparks aufgenommen. „Wir spielen jetzt sozusagen in der internationalen Liga und erhalten weltweit Anerkennung. Das gibt uns mehr Sichtbarkeit in der Regio, aber auch in der ganzen Welt“, erklärt die Geografin und Leiterin des Fachbereichs Geologie beim NPGM, Birgit Kausch, bei einer Pressekonferenz in Berdorf bei der „Huel Lee“. Sie freue sich auf den künftigen Austausch mit den Vertretern der 176 anderen von der Unesco anerkannten Geoparks, die weltweit in 46 verschiedenen Ländern zu finden sind.
Missglückter Erstversuch
Die Erleichterung bei den Verantwortlichen des NPGM über die positive Rückmeldung ist wahrscheinlich umso größer, da eine erste Kandidatur in den Jahren 2017 bis 2019 zuerst abgelehnt worden war. Aus zwei Gründen: „Die Bewerbung wurde 2017 gestellt – ein Jahr nach der offiziellen Gründung des Naturparks. Dieser war damals noch nicht in der Umgegend verankert, es gab zwar vereinzelte Kontakte, aber noch kein wirkliches Netzwerk“, erzählt die Kommunikationsbeauftragte der Luxemburger Naturparks, Conny Koob. Da der Kontakt zu den Akteuren in der Umgebung allerdings wichtig sei, gab es von der Unesco Minuspunkte.
„Mittlerweile stehen wir in engem Kontakt zu anderen Natur- und Geoparks. Für Rumänien ist jetzt ein zweiter Park hinzugekommen und Brasilien hat es auch geschafft. Diese haben sich ebenfalls beworben und wir haben uns gegenseitig Tipps gegeben“, berichtet Conny Koob. Insgesamt wurden acht zusätzliche Regionen nun mit dem Label ausgezeichnet. Zweiter Kritikpunkt an der ersten Bewerbung war damals die Kommunikation innerhalb von Luxemburg und über die Landesgrenzen hinaus, wie Conny Koob weiter erklärt: „Damals gab es in der Kommunikation noch keinen Mitarbeiter.“ Nach der positiven Antwort vergangene Woche sei ihr ein Stein vom Herzen gefallen, erzählt sie lachend.
Dem vorausgegangen war ein Besuch von zwei Experten aus dem Netzwerk der Unesco Global Geoparks. Vom 21. bis zum 23. Oktober 2021 besuchten sie die 256 Quadratkilometer große Region des NPGM, um sich die regionalen Sehenswürdigkeiten sowie verschiedene Projekte in den elf Mitgliedsgemeinden mit insgesamt 26.138 Einwohnern (Stand: 1.1.2022) anzusehen. Auf Basis dieser Besichtigung vor Ort, aber auch des eingereichten Bewerbungsschreibens sowie der geologischen Bewertung der Region wurde später die positive Entscheidung gefällt.
Zukunft im Blick
Auf den Lorbeeren ausruhen kann sich das Team des Parks nun aber keineswegs. Denn ist man erst einmal Teil des internationalen Netzwerkes, wird man nach vier Jahren neu bewertet. Deshalb wird weiter an aktuellen Projekten gearbeitet. Zudem wird man den Empfehlungen der Unesco folgen. Diese hat dem Team beispielsweise ans Herz gelegt, weiter am Zugang und der Erlebbarkeit der Geotope für die Gäste zu arbeiten oder aber Touristenführerinnen und -führer noch gezielter in bestimmten Themenbereichen zu schulen.
Wer sich nun selbst davon überzeugen will, was die Region zu bieten hat, kann dies unter anderem vom 30 Mai. bis zum 5. Juni tun. Denn während der „Woche des Natur- und Geopark Mëllerdall“ soll der Unesco-Beitritt gemeinsam gefeiert werden – mit unter anderem geführten Wanderungen, geologischen Fahrradtouren und einem Quiz-Abend. Mehr Informationen zum Programm gibt es schon bald auf der Webseite des NPGM unter naturpark-mellerdall.lu.
Drei Fragen an Claude Petit
Tageblatt: Sie arbeiten seit 2012 für den „Natur- und Geopark Mëllerdall“ und koordinieren seit dessen offizieller Gründung in 2016 als Direktor die Aktivitäten. Was zeichnet für Sie einen gelungenen Tag in der Region aus?
Claude Petit: Diese ist für Wandertouren einfach wie gemacht. Dabei kann man die verschiedenen Facetten der Region entdecken oder einfach mal die Landschaft genießen – und das zu jeder Jahreszeit. Momentan sieht man überall die hellgrünen Blätter der Buchen, im Winter ist es aber auch ganz schön, wenn dann die Sonne tief zwischen den Felsen steht.
Was sollten Gäste der Region sich auf keinen Fall entgehen lassen?
In der Region gibt es 22 „Geosites“, denen sollte man einen Besuch abstatten. Da ist ganz Bekanntes dabei, beispielsweise der Schiessentümpel. Aber auch einen Besuch der Überreste der Eisenindustrie in Fischbach kann ich nur empfehlen. Gleiches gilt für die Salzwasserquellen in Born in der Gemeinde Rosport-Mompach.
Nach dem Vergnügen dann zurück zur Arbeit: In vier Jahren werden die Bemühungen Ihres Teams erneut von der Unesco unter die Lupe genommen werden. Wie geht es jetzt weiter?
Einerseits arbeiten wir weiter an unseren Projekten, beispielsweise dem Pflanzen von Obstbäumen überall in der Region. Das alltägliche Geschäft läuft weiter. Andererseits werden wir uns auch bemühen, die Empfehlungen der Unesco umzusetzen. Uns wurde zum Beispiel dazu geraten, die Zugänge zu den Sehenswürdigkeiten zu verbessern und auch leichter erkennbar zu machen. Daran werden wir in den kommenden vier Jahren weiter arbeiten.
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Wéi wär et da mat engem Parkplaz beim Schéissendëmpel?