Luxemburg / Weniger rotes Fleisch, mehr Vollkornprodukte: Der Nutri-Score wird aktualisiert
Beim Nutri-Score werden die Bewertungen für verschiedene Lebensmittel geändert. Der Grund: Damit sollen sie an aktuelle Ernährungsempfehlungen angepasst werden. Dabei schneidet rotes Fleisch schlechter ab, Vollkornprodukte und verschiedene Fette hingegen besser.
Wie gesund sind unsere Lebensmittel wirklich? Verschiedene Produkte in den Luxemburger Supermärkten sind schon seit mehr als einem Jahr mit einem Logo versehen, das genau diese Frage klärt. Nutri-Score heißt diese Bewertung – und die wird nun aktualisiert. Das schreibt das Luxemburger Verbraucherschutzministerium am Freitag in einer Pressemitteilung. Ein wissenschaftlicher Ausschuss habe die Anpassungen in einem über hundert Seiten großen Dokument präsentiert. Die teilnehmenden Länder Belgien, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, Spanien, Schweiz und die Niederlande haben am Freitag für die Änderungen gestimmt. Dadurch soll der Einklang mit den Ernährungsempfehlungen erhöht werden und „so die Verbraucher zu einer gesundheitsfördernden Lebensmittelauswahl führen“, so das Verbraucherschutzministerium.
Der derzeitige Algorithmus sei auch momentan schon wirksam. Dennoch: Der Ausschuss habe „auf der Grundlage solider wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Forderungen der Interessengruppen“ Bereiche identifiziert, die die Wirksamkeit des Nutri-Score erhöhen sollen. Doch welche Lebensmittel schneiden nun schlechter ab? Und welche besser?
Rote Bewertung für rotes Fleisch?
So funktioniert der Nutri-Score
Was wird im Nutri-Score verrechnet? Der Nutri-Score zeigt anhand einer fünfstufigen, farbigen Skala den Nährwert von Lebensmitteln an. Dafür werden laut dem deutschen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Energiegehalt und Nährstoffe miteinander verrechnet und der Skala zugeordnet – von A (dunkelgrün) über C (gelb) bis E (rot). Die Skala stuft die Gehalte an Ballaststoffen, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Speiseölen sowie Eiweiß als günstig ein. Energie und der Gehalt an gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker werden als ungünstig bewertet.
Die Farben helfen bei der Orientierung: Demnach trägt ein grünes Produkt eher zu einer gesunden Ernährung bei als ein rotes. Der Nutri-Score bezieht sich laut BMEL immer auf jeweils 100 Gramm oder 100 Milliliter eines Lebensmittels. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass nur verschiedene Produkte einer gleichen Produktgruppe miteinander verglichen werden können: zum Beispiel Schokoriegel A mit Schokoriegel B. Eine Tiefkühlpizza mit einem Schokoriegel zu vergleichen, ergibt also keinen Sinn.
Zudem liefert der Nutri-Score weder Informationen zur Ausgewogenheit der gesamten Ernährung noch zum Gesundheitswert eines einzelnen Lebensmittels, sagt das BMEL.
Rotes Fleisch und verarbeitete Fleischwaren schneiden in der neuen Nutri-Score-Bewertung beispielsweise noch schlechter ab. Geflügelprodukte hingegen etwas besser. Ein hoher Verzehr von rotem Fleisch – heißt 100 bis 120 Gramm pro Tag – wird laut Ausschuss mit einem 10 Prozent höheren Schlaganfallrisiko, einem 15 Prozent höheren Risiko für Typ-2-Diabetes, 10 Prozent höheren Risiko für Dickdarmkrebs und 20 Prozent höheren Risiko für Lungenkrebs in Verbindung gebracht.
Doch: „Einige magere Teilstücke von rotem Fleisch können immer noch die A-Klassifizierung erreichen, allerdings in einem geringeren Anteil als in der derzeitigen Klassifizierung und meist für unzubereitete und ungewürzte Produkte“, schreibt der wissenschaftliche Ausschuss.
Lebensmittel mit viel Zucker oder Salz schneiden in dem neuen System noch schlechter ab. Das spielt in Zukunft auch eine stärkere Rolle bei Milchprodukten. So sollen gesüßte Milcherzeugnisse eine wesentlich schlechtere Note erhalten. Vollkorn-Produkte erhalten wegen des hohen Ballaststoffgehalts eine bessere Bewertung als ihre raffinierten Gegenstücke. Heißt: Vollkornbrot ist besser für die Gesundheit als Weißbrot.
Es gibt gutes und schlechtes Fett
Auch Öle mit einem geringen Anteil an gesättigten Fettsäuren wie Oliven-, Raps- und Walnussöl können künftig günstigere Bewertungen erzielen. „Insgesamt ergab die Analyse der Literatur, dass die positive Wirkung von Olivenöl auf das Risiko von Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Gesamtmortalität durch eine beträchtliche Anzahl von Studien belegt ist“, steht in dem Bericht. Kokosnussöl und Butter landen hingegen vor allem in der E-Kategorie.
Fisch – auch Fisch mit vielen Fetten – soll einen besseren Nutri-Score erhalten. „Der Algorithmus sollte jedoch eine Unterscheidung zwischen Fisch mit zugesetzten bedenklichen Nährstoffen (insbesondere Salz) und Fisch ohne zugesetzte bedenkliche Nährstoffe ermöglichen“, schreibt der Ausschuss.
Die Nutzungsbedingungen sollen also nun für die Unternehmen, die den Nutri-Score verwenden, geändert werden – mit einer Übergangsfrist. Anbieter können das Logo auf freiwilliger Basis nutzen, müssen sich dann aber an Vorgaben dafür halten. Die aktuellen Empfehlungen sind die ersten von insgesamt drei Teilen. Das wissenschaftliche Gremium setzt seine Evaluation des Algorithmus bereits fort. Ergebnisse für die Kategorie „Getränke“ will das Gremium noch dieses Jahr vorlegen. 2023 sollen Ergebnisse für die sogenannte „Obst- und Gemüsekomponente“ folgen.
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