Erfahrungen einer Familie / Wenn auf die Bewerbung im Lyzeum eine Absage folgt
Nach dem Abschluss der Grundschule im Zyklus 4.2 stehen Schüler und Eltern vor einer wichtigen Entscheidung: Welchem Lyzeum möchte man seinen zukünftigen Bildungsweg anvertrauen? Dort werden schließlich die Weichen für die berufliche Zukunft gestellt. Doch nicht jeder bekommt einen Platz dort, wo er möchte. Ein Bericht über die enttäuschenden Erfahrungen einer Familie.
Die Noten sind gut. Die Lehrerin im Zyklus 4.2 empfiehlt dem Kind, sich ins „Athénée“ in Luxemburg-Stadt einzuschreiben. Auch die Eltern sind der Meinung, dass dies die richtige Schule für ihren Nachwuchs ist. Nach dem Abschluss an einer Grundschule im Westen des Landes soll das Kind schließlich die bestmögliche Ausbildung bekommen.
Dazu müssen die Eltern ein Dossier zusammenstellen. Die Bewerbung darf nur bei einem Lyzeum eingereicht werden. Die Familie entscheidet sich für das hauptstädtische „Athénée“. Auch andere Schüler aus der Klasse reichen ihre Bewerbung bei dieser Schule ein. Doch groß ist die Ernüchterung, als ein Brief die Eltern erreicht. Ihr Kind wurde nicht im „Athénée“ zugelassen. Auch andere Schüler aus der gleichen Grundschulklasse erhielten eine Absage. Laut Aussagen der Mutter wurde nur ein Schüler dort angenommen. Er habe eine Schwester, die bereits im „Athénée“ eingeschrieben sei, sagt sie. „Ich finde das nicht korrekt, weil es eine ungleiche Situation für die Kinder erzeugt“, sagt die Mutter gegenüber dem Tageblatt. Sie möchte lieber anonym bleiben.
Ich finde das etwas altmodisch, dass nur jene Schüler, die bereits Geschwister in einem Lyzeum haben, prioritär behandelt werden
„Ich habe sofort in dem Lyzeum angerufen und wollte wissen, wieso mein Kind dort keinen Platz bekommt“, sagt die Mutter. Am Telefon wurde der Mutter gesagt, dass ihr Kind einen Platz im „Lycée Josy Barthel“ in Mamer bekommen könnte. Schließlich sei dies näher an ihrem Wohnort als das „Athénée“. „Wieso bekommen die Kinder dann eine Wahl, wenn es am Ende keine gibt und sie automatisch nach Mamer kommen?“, so die Mutter. Die Lehrerin habe das „Athénée“ doch empfohlen. „Ich finde das etwas altmodisch, dass nur jene Schüler, die bereits Geschwister in einem Lyzeum haben, prioritär behandelt werden.“
Schüler mit Geschwister haben Vorrang
Claude Heiser, Direktor des „Athénée“, beruft sich gegenüber dem Tageblatt auf das Gesetz über die Organisation der Lyzeen. Dieses Gesetz schreibt vor, dass Schüler, die bereits Geschwister in einem Lyzeum haben, dort Vorrang bei der Einschreibung haben. Er zitiert Artikel 37 aus diesem Gesetz: „La procédure d’inscription: Dans les limites des capacités d’accueil, l’élève admis à une classe inférieure de l’enseignement secondaire est inscrit en priorité à un lycée situé à proximité du lieu de résidence. L’élève bénéficie d’une priorité d’inscription dans un lycée où un autre enfant faisant partie du même ménage est inscrit.“
Wenn aber nicht genug Plätze frei sind – dies trifft auf das ,Athénée‘ zu –, dann werden jene Schüler, die Geschwister haben, prioritär aufgenommenDirektor des „Athénée“
Laut Heiser sei es eben nicht so, dass nur Schüler aufgenommen würden, die Geschwister in demselben Lyzeum hätten. „Wir haben unter den circa 200 Schülern, die sich auf 7e eingeschrieben haben, sehr viele, die keine Geschwister bei uns in der Schule haben und trotzdem akzeptiert wurden“, sagt er. „Wenn aber nicht genug Plätze frei sind – dies trifft auf das ,Athénée‘ zu –, dann werden jene Schüler, die Geschwister haben, prioritär aufgenommen.“ Die Einschreibung bei diesen Schülern werde demnach nicht verworfen, weil das Gesetz es so vorsehe.
Sinn und Unsinn von geografischen Präferenzen
„Anders gesagt, eine Bewerbung wird nicht abgelehnt, nur weil ein Schüler keine Geschwister in dem Lyzeum hat“, betont der Direktor. Das „Athénée“ habe sich für ein objektives Auswahlkriterium entschieden: den Wohnort. Auch dies sei im Einklang mit dem zuvor zitierten Gesetzestext über die Schulorganisation. „Bei jenen Schülern, die wir nicht einschreiben konnten, weil unsere Kapazitäten nicht ausreichen, haben wir geschaut, ob sich ein anderes Lyzeum in der Nachbarschaft ihres Wohnortes befindet.“
Dies ist demnach auch die Erklärung, wieso das „Athénée“ der Mutter das Lyzeum in Mamer empfohlen hat. „Ich verstehe diese geografischen Präferenzen nicht“, sagt die Mutter. „Das ist altmodisch.“ Wieso wurden diese Prioritäten bei der Organisation der Lyzeen festgelegt? Auf Tageblatt-Nachfrage beim Bildungsministerium sagt die Pressesprecherin: „Damit soll die Organisation der Familien erleichtert werden, welche mehrere Kinder im ‚Secondaire‘ haben.“ Geschwister haben demnach die gleichen Uhrzeiten, was Schulbeginn und -schluss betrifft oder können etwa den gleichen Schulbus nehmen.
Damit soll die Organisation der Familien erleichtert werden, welche mehrere Kinder im ‚Secondaire‘ haben
Nach der Absage vom „Athénée“ fiel die zweite Wahl der Familie dann auf das „Lycée Michel Rodange“, auch wenn sie dies nicht angeben konnte, da man sich nur bei einem Lyzeum bewerben darf. Zu dem Zeitpunkt waren aber auch dort bereits alle 7e-Klassen voll. Vizedirektorin Claire Simon sagt gegenüber dem Tageblatt, dass dieses Jahr alle Schüler, die eine Bewerbung eingereicht haben, angenommen wurden. Das waren rund 250 Schüler. Insgesamt gehen bei der „Rentrée“ im „Michel Rodange“ elf 7e-Klassen an den Start.
Das Bildungsministerium entscheidet über Kapazitäten
„Die Eltern haben eine Woche Zeit, innerhalb derer sie die Bewerbung zusammenstellen und ihre Kinder einschreiben können“, erklärt Simon. Dieses Jahr war die Deadline Anfang Juli. Manche Eltern würden ihre Bewerbung kopieren und gleich mehrere Lyzeen anschreiben. Da am Ende alle Dossiers beim Bildungsministerium landen, sei dies keine gute Idee, weil dies ein schlechtes Licht auf die Bewerber werfe, so die Vizedirektorin. Nachdem die Lyzeen die Bewerbungen ans Ministerium geschickt haben, obliegt es letzterem, zu entscheiden, wie viele Plätze in welchem Lyzeum vergeben werden können. „Wir sagen dem Ministerium, dass wir alle diese Schüler gerne aufnehmen wollen.“
Die Mutter wurde bei ihren zahlreichen Telefonaten dennoch fündig. „Jetzt haben wir noch einen Platz im ‚Lycée Robert Schuman‘ bekommen“, sagt sie. Laut Aussage der Mutter habe das Ministerium dem Lyzeum die Bildung einer zusätzlichen Klasse genehmigt. Deshalb sei dann doch noch ein Platz für ihr Kind dort freigeworden. Die Mutter ist sehr zufrieden mit dieser Lösung. Dennoch kann sie die Regelung mit den Geschwistern nicht nachvollziehen und spricht von einer Diskriminierung. „Was ist denn mit den Kindern, deren Eltern nicht jedes Lyzeum in Luxemburg-Stadt anrufen, um nach freien Plätzen zu fragen?“, so die Mutter. „Die müssen sich dann ihrem Schicksal fügen und in ein Lyzeum gehen, in das sie eigentlich nicht wollen. Das schafft eine ungleiche Situation zwischen den Kindern und das ist in meinen Augen nicht korrekt.“
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Sorry, mä dofir kann ech kee Verständnis hunn. Firwat mengt déi Fra si misst sech iwwert d’Gesetz stellen, an net dee Lycée akzeptéieren, deen awer am Noosten bei hinne läit an deen eng Plaz huet. Wa jiddfereen an den Athénée wëll, da kann de System net funktionéieren.
Souwisou, all Lycée ass theoretesch gläich gutt. An d’Kanner schaffen net esou gutt wa si scho moies um 8 Auer scho midd si vum laangen Transport bis an d’Schoul (oder wéinst Stau asw. regelméisseg ze spéit kommen).
Et gëtt vläicht nach Elteren déi mengen, den „Athénée“ wier eppes Besseres, eng Zort Eliteschoul wéi zu Zäite vum Jesuitekolléisch.
Also wann ech ze wielen hätt, géif ech dee Lycée huelen deen am nächsten ass.
Nicht jeder eignet sich fr eine Akademikerlaufbahn. Ausserdem bietet der technische Unterricht eine Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten mit anschliessender Hochschulweiterbildung. Und auch das Handwerk hat goldenen Boden. Man muss halt seine Grenzen akzeptieren undsich für den Beruf entscheiden, der einem Spass macht. So gut sollten die Eltern ihre Kinder kennen und deren Möglichkeiten einschätzen können. Was für das Nachbarskind gut ist, ist es nicht unbedingt auch für den eigenen Sprössling. Ausserdem hat das Athenäum längst nicht mehr den Stellenwert wie früher und ist eine Lehranstalt / Lyzeum unter vielen. Dachte die Zeiten des elitren Denkens seien vorbei. Anscheinend nicht.
Am Premièresexamen , den jo iwwerall am Land den selwechten ass, hunn ‘d’Schüler aus dem Mamer Lycée all immens gutt ofgeschnidden. Ech gesinn nët wou deser Madame hieren Problem ass ???
Tolles Luxusproblem ! Armes Tageblatt das zur Saurekurkenzeit diese schlimme Geschichte auf die Tite
Lseite bringt.. Glückliches Atheneum , denn diese Eltern wären wohl bei der ersten Datz vor Gericht gezogen !
Ëmmer déi Leit déi sech opreege wann se keng Extrawurscht gebrode kréien.
Ich verstehe den reisserischen Titel Ihrer Dienstagausgage nicht
Ist so ein Aufmacher wirklich nötig.
und wo ist der Zusammenhang oder Nichtzusammenhang mit der Vetternwirtschaft…
Freiheit die ich meine.Wahl der Schule , Aufnahmeprüfung für alle Kinder und kein Ausschlussverfahren. Nun mögen die modernen Pädagogen und Weltverbesserer ihre Worte der Empörung hinausposaunen.Zwei Fallbeispiele:“ Zur Zeiten von „ Opnamexamen, Passageexamen“ hat ein Lehrer mit allen Mitteln versucht einem Schüler von der Aufnahmeprüfung für „ den Klassik ofzehaalen“, er nicht die nötigen Kompetenzen besitze. Der Schüler schaffte das Abitur mit Bravour, wurde Anwalt und Mitglied der Verwaltung einer Großbank.Zur Zeiten des modernen Ausschlussverfahren , Weiterorientierung zur Berufswahl verwehrte man einem Schüler das Studium des Krankenpflegers. Dieser Schüler musste einen anderen Beruf erlernen, hat nach Abschluss , bestandener Examina im Ausland schlussendlich doch seinen Traum den Beruf des Krankenpflegers zu erlernen wahr gemacht , mit Zusatz zum Rettungssanitäter, Anästhesie-Assistenten.
@Wieder Mann (Blücher): Was hat das mitdem Thema zu tun?
@Jemp : Es sollte jedem Schüler freigestellt werden , die Schule zu besuchen die er mag , manch Lyzeum hat den besseren Ruf. Ich würde das Atheneum jedem anderen Lyzeum vorziehen. Jeder Schüler sollte durch Aufnahmeexamina in dem Schulgebäude das er besuchen mag , sein Wissen testen lassen . Was früher als Freiheit des Studiums gewertet wurde , ist heute Zwang.