Beste Freunde / Wenn das Tageblatt beim ADR anruft: „Mir wird gerade etwas schlecht“
Als Journalist kommt es vor, dass man bei einer Partei anruft. Manchmal fragt Mensch nach einem Foto, einem Geburtsdatum oder eben nach einer Telefonnummer. Meist ist der Ton entspannt: Es geht nicht darum, die Person am anderen Ende der Leitung in einen Watergate-Skandal zu verstricken – tiefgreifende journalistische Fragen werden eher der Person gestellt, nach der man sich erkundigt. Bei der stets besorgten ADR scheint dies allerdings nicht ganz der Fall zu sein.
Outet sich Mensch bei der „Alternativ demokratesch Reformpartei“ als Tageblatt-Journalist, hört man ein tiefes Seufzen. Dann: „Sorry, mir wird gerade etwas schlecht, aber sie können gerne reden.“ Der Herr, dem gerade beim Telefonieren unwohl wird, stellt sich als Hardy vor – der Vorname ist leider schwer zu hören. Sie kennen ihn aber bestimmt: Sein Vorname reimt auf „Pan“. Besorgt um das – Vorsicht: Französisch – „ bien-être“ des Gesprächspartners, fragt Mensch natürlich nach: Warum, what happened? „Wegen der wunderbaren Presse, die Sie schreiben. Ich wollte Ihnen zu dem super Artikel gratulieren, in dem Sie Menschen an den Pranger stellen“, sagt Hardy. Er bleibt sich zumindest treu: lieber Sprachrohr bei waschechten Luxemburgern als kritischer Journalismus.
Aber: Ab und zu ist es dann doch stärker als man selbst. Warum er denn einen Artikel mit Porträts von Verschwörungstheoretikern und Stimmungsmachern als Pranger bezeichne. „Ich war 16 Jahre lang Journalist, jetzt erzählen Sie mir nichts – das ist Hetze, was Sie betreiben, sonst nichts“, sagt Hardy. „Was wollen Sie wissen? Kommen Sie auf den Punkt.“ Da „Hetze“ kein unschuldiger Vorwurf ist, will Mensch nur ungern mit den Schwurblern des kritisierten Textes gleichgesetzt werden (besagte Zeitgenoss:innen hetzen gegen Politik, Wissenschaft und Journalismus). Also hakt man unter Journalistenkollegen noch einmal nach: Was daran Hetze sei? „Das ist mir egal. Also bitte, Sie müssen sich hier nicht rechtfertigen oder was auch immer. Sagen Sie mir jetzt, was Sie wollen. Ich habe keine Lust, lange mit Ihnen zu reden“, sagt Hardy.
Zut. Der Berufskollege rückt die Telefonnummer nicht raus. „Probieren Sie es über Messenger oder wo auch immer. Ich werde Ihnen die Nummer nicht geben“, sagt Hardy. Keine ungewöhnliche Antwort, wenn auch leicht unkollegial.
In der gleichen Zentrale kann eine halbe Stunde später niemand bestätigen, ob es sich bei dem freundlichen Herrn um ADR-Politiker Dan Hardy handeln könnte. Er werde allerdings zurückrufen. Bis Redaktionsschluss warten wir sehnsüchtig, aber vergeblich. ADR-Präsident Jean Schoos sagt am selben Abend gegenüber dem Tageblatt, dass der einzige Hardy, der bei der ADR-Hauptzentrale ans Telefon gehe, Dan Hardy sei, der Ex-Journalist.
Gute Besserung, Kollege.
Es handelt sich bei dem vorliegenden Text nicht um Satire. Diese Telefongespräche haben tatsächlich stattgefunden.
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