Nachtleben / Wenn die Clubs geschlossen sind, wird eben gestreamt
Im Augenblick sind die Horeca-Betreibe, inklusive Nachtclubs, wegen der Coronavirus-Pandemie noch alle zu. „Dann erschaffen wir eben virtuelle Clubs“, dachten sich die Mitarbeiter von Webtaxi, einer Abteilung von Voyages Weber, und schufen mit „Webtaxi – Feel the beat sessions“ eine Plattform, auf der jetzt jeden Tag DJs live ihre Sessions streamen.
„Wenn wir als Transportunternehmen unsere Kunden nicht in die Nachtclubs bringen können, dann bringen wir eben die Clubs zu den Kunden“, so Cyrille Horper, Kommunikationschef bei Voyages Weber. Die Idee, eine virtuelle Disco zu erschaffen, hätten einige junge Mitarbeiter von Webtaxi gehabt. Sie schufen eine Plattform, mit Links zu den Internetseiten, wo an der Aktion teilnehmende Disc-Jockeys jeden Tag live auflegen. „Nationalfeiertag wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein eher trauriges Fest werden. Auch fallen viele Sommerfestivals und Konzerte der Pandemie zum Opfer. Da benötigen wir Alternativen“, erklärt Horper mit einem Schmunzeln. Es handele sich bei „Webtaxi – Feel the beat sessions“ um eine „positive Aktion“, die Mut spenden und von der eher tristen Realität ablenken soll. Bereits seit dem 14. Mai legen bekannte Luxemburger DJs zu Hause für ihr Publikum auf.
Die Aktion ist zeitlich nicht begrenzt. „Wir wissen ja nicht, wie lange die Einschränkungen noch Bestand haben. Und auch danach weiß niemand genau, wie die Lage in den Nachtclubs aussehen wird“, so Horper. Die „Live-Streaming“-Konzerte könnten sogar eine dauerhafte Alternative werden, so der Mitarbeiter von Voyages Weber weiter. „Ja“, aber nicht als Hauptaktivität, betonen die drei DJs, die im Moment bei der Aktion mitmachen. Damien Mendez (36), aka DJ Dee, legt in Ettelbrück auf. Yannick Besenius (28), aka DJ Bisi, lebt in Walferdingen und Felix Orlando Heintz (29), aka Flex Diamond, ist in Fels zu Hause. Alle drei wollen die Plattform nutzen, um weiter vor Publikum zu „performen“ und Werbung für sich zu machen. „Wir wollen nicht in Vergessenheit geraten. Zwei Monate sind eine lange Zeit, wenn man nicht auflegt“, so DJ Dee, der, wie viele seiner Kollegen, das Musikmachen hauptberuflich betreibt. Ihre Sessions dauern im Durchschnitt etwa eine Stunde. Werbung für die „Konzerte“ wird in den sozialen Netzwerken und auf den Internetseiten der DJs und von Webtaxi gemacht. Das Streamen sei jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Leben könne man alleine davon nicht. DJ Dee hat in seinen Streamings in diesem Zusammenhang einen Spendenaufruf gestartet. Das Geld, das er dadurch erhält, erlaube ihm, im Augenblick die nötigsten Rechnungen zu zahlen. Um die schwierige Zeit zu überbrücken, würden viele Disc Jockeys außerdem jetzt Nebenjobs ausüben. Es sei schwer, in der Krise über die Runden zu kommen, so die drei jungen Männer. Deshalb seien alle DJs froh, wenn es auf den Tanzflächen wieder losgeht.
„Es wird nicht mehr so sein wie vorher“
Aber was erwarten die drei Künstler vom Neustart? Zuerst müsse man mal genau wissen, wann dieser erfolgt, so DJ Dee. Auf eine Wiedereröffnung der Clubs am 31. Juli, wenn wieder Großveranstaltungen erlaubt werden sollen, zu spekulieren, sei gefährlich. Und auch wenn die Nachtclubs wieder Gäste empfangen dürfen, wird es nicht so sein wie vorher, warnen die drei Männer. Eine Maskenpflicht, die Einhaltung von Mindestabständen usw. trüben die Partylaune. „Beim Ausgehen steht vor allem der soziale Kontakt im Vordergrund. Wird er verboten oder begrenzt, schadet das dem ganzen Business“, so DJ Bisi. Die Clubs werden die Letzten sein, die aufmachen dürfen, und werden danach am schwersten zu kontrollieren sein, so die einhellige Meinung der drei Plattenaufleger, die zudem die Konkurrenz aus dem nahen Ausland fürchten. „In Trier sind die Bistros schon geöffnet. Dort wurden auch schon Partys organisiert. Das schadet den Luxemburger Betrieben“, so DJ Dee. Sie erhoffen sich deswegen Hilfe vom Luxemburger Staat.
In der Zwischenzeit kommen die Streamings beim Publikum aber gut an. Für Carine (20) aus Luxemburg sind die Sessions eine „Flucht vom Alltag“. „Ich setzte mich dann mit meinen Kopfhörern in mein Zimmer, mit Chips und etwas zu trinken und genieße die Musik.“ Serge (26) aus Wiltz liebt die Abwechslung im Programm. „Jeder DJ hat seine eigene Musik, von House über Hiphop bis hin zu den aktuellen Hits. Da ist für jeden etwas dabei.“ Merten (30) aus Mersch sieht in den Streamings eine Nische. „Ich habe vor einiger Zeit mit einigen Freunden eine virtuelle Party mit Musik von Webtaxi gefeiert. Es war ungewöhnlich, aber interessant.“ Alle interviewten Personen machen auf jeden Fall den Aufruf an die DJs, weiterzumachen. Na dann, bleibt also nur noch zu sagen: „Zurück ans Mischpult!“
Infos und Links: https://beats.webtaxi.lu/
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