Hörgeschädigte Menschen / Wenn die Mimik hinter der Maske verborgen bleibt
Das Tragen einer Gesichtsmaske soll verhindern, dass sich Covid-19 weiter ausbreitet, und vermittelt den meisten Menschen somit ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Hörgeschädigte und gehörlose Menschen stellt die aktuelle Maskenpflicht jedoch im Alltag vor zusätzliche Herausforderungen.
Der Austausch zwischen den Menschen hat sich aufgrund der Corona-Pandemie grundlegend verändert. Ein direkter, naher Kontakt zu Mitmenschen, die nicht aus dem eigenen Haushalt stammen, ist momentan oftmals nicht möglich – und auch gar nicht erlaubt. Umgesetzt wird diese Regel beispielsweise mit Plexiglasscheiben im Supermarkt oder mit der Maskenpflicht, die seit gut einem Monat in Luxemburg herrscht.
Die Schutzmaske, die Nase und Mund bedeckt, stellt Menschen, die schlecht oder gar nicht hören, jedoch vor fast unlösbare Probleme im Alltag. „Durch die Maske können Hörgeschädigte weder die Mimik deuten, noch können sie von den Lippen ablesen. Somit werden neue Barrieren geschaffen. Um den hörgeschädigten Menschen zu helfen, haben wir deshalb bislang 90-100 Masken mit einem transparenten Visier verteilt“, verriet Mylène Straus, Sozialarbeiterin der luxemburgischen Hörgeschädigten-Beratung, im Gespräch mit dem Tageblatt.
Als die Regierung die Bevölkerung über die Maßnahmen des Lockdowns informierte, war bei jeder Pressekonferenz auch ein Gebärdensprach-Dolmetscher anwesend, der simultan übersetzte. „Das ist an sich eine gute Sache. Doch nicht alle Menschen, die Probleme mit dem Gehör haben, sind der Gebärdensprache mächtig. Aus diesem Grund würden wir es begrüßen, wenn alle Konferenzen mit Untertitel verbreitet würden, damit dieser Teil der Gesellschaft nicht ausgeschlossen sein muss. Hörgeschädigte haben oft das Problem, dass sie nur verschiedene Details mitbekommen. So fällt es ihnen schwer, das Gesamtbild zu verstehen“, so Straus weiter.
In Luxemburg, wo viele verschiedene Sprachen gesprochen werden, ist es für Hörgeschädigte noch schwieriger, sich zurechtzufinden. Ab September 2020 haben sie im „Centre de logopédie“ jedoch das Recht auf eine Ausbildung in der Gebärdensprache. Während des Lockdowns standen die hörgeschädigten Personen übrigens per Skype in Kontakt mit der Beratungsstelle. „Wir haben die Menschen so gut wie möglich informiert und ihnen auch Hilfe angeboten. So habe ich ihnen beispielsweise unter die Arme gegriffen, als es darum ging, die Anträge fürs ‚Congé familial‘ auszufüllen“, verriet die Sozialarbeiterin abschließend.
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