Weltgesundheitsorganisation / Wer finanziert die WHO?
Die Weltgesundheitsorganisation steht seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Schlaglicht und in der Kritik. Einer ihrer größten Kritiker ist US-Präsident Donald Trump. Wer ist diese Organisation, die seit dem Beginn der Pandemie so viel Aufmerksamkeit erhalten hat und was ist dran an den Vorwürfen von Trump?
Wenn es um die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht, findet US-Präsident Donald Trump deutliche Worte. „Die WHO hat es vermasselt“, sagte er im April. Sie werde zwar weitestgehend von den Vereinigten Staaten finanziert, sei jedoch sehr China-zentrisch. In der Folge warf Trump der Volksrepublik mehrfach vor, für die globale Pandemie verantwortlich zu sein. Der US-Präsident schreckt nicht davor zurück, Sars-Cov-2 bei öffentlichen Veranstaltungen als „China-Virus“ und „chinesische Grippe“ zu etikettieren. Der Präsident hat daraufhin bekannt gegeben, dass die USA aus der WHO austreten werden.
Die WHO ist Teil der Vereinten Nationen (UN) und dort für gesundheitliche Belange zuständig. Ihren Sitz hat sie in Genf und sie hat 194 Mitgliedstaaten. Gegründet wurde sie am 7. April 1948. Die Idee für eine solche Organisation entstand bereits 1945 bei der Gründungskonferenz der Vereinten Nationen in San Francisco. Ihre Verfassung wurde 1946 bei der internationalen Gesundheitskonferenz verabschiedet und von den 61 Staaten unterzeichnet. Offiziell wurde die Organisation mit der Ratifikation durch die Gründerstaaten im Jahr darauf geboren. Jeder Mitgliedstaat der Vereinten Nationen kann auch Mitglied der WHO werden. Außer Liechtenstein sind alle UN-Mitglieder beigetreten.
Ausrottung der Pocken
Einer der größten Erfolge der WHO ist ihr Beitrag zur Ausrottung der Pocken. Über Jahrhunderte hatte die Krankheit Millionen Menschenleben gefordert. Sie verlief in 30 Prozent der Fälle tödlich, und selbst wenn sie überlebten, litten die Patienten ihr Leben lang unter den Folgen. Der chinesische Arzt Wan Quan berichtete bereits im 16. Jahrhundert, wie man gesunden Menschen zerriebene Pocken in die Nase bläst, damit sie eine milde Form der Krankheit bekommen und anschließend immun waren. Der britische Arzt Edward Jenner beschrieb im 17. Jahrhundert, wie er einen Patienten mit Kuhpocken infizierte und dieser anschließend gegen die Pocken immun war. Diese Mediziner hatten die Impfung erfunden, noch bevor Menschen wussten, was überhaupt ein Virus ist. Allerdings gab es keine großangelegten Impfprogramme und die Krankheit konnte sich bis ins 20. Jahrhundert hin frei ausbreiten.
1959 beschloss die WHO, den Pocken endgültig weltweit ein Ende zu setzen. Anfangs ohne Erfolg: Die Organisation selbst schreibt: „Ende der 1960er Jahre waren die Pocken in Afrika und Asien noch endemisch. Impfkampagnen, Überwachungs- und Präventionsmaßnahmen zielten darauf ab, die epidemischen Hotspots einzudämmen und die betroffenen Bevölkerungen besser zu informieren. All diese Strategien wurden zur Bekämpfung der Krankheit eingesetzt.“ In weiten Teilen der Welt – in Südamerika, Afrika und Asien – griff die Krankheit weiter um sich. Doch die Impfungen, Impfmethoden und Überwachungssysteme wurden immer ausgereifter, sodass die WHO am 9. Dezember 1979 erklärte, die Krankheit sei ausgerottet.
Doch was ist dran an der Kritik gegenüber der WHO, was die Corona-Pandemie betrifft? Eine der Kritiken besagt, dass die Gesundheitsorganisation viel zu zögerlich reagiert hat. Eigenen Aussagen zufolge haben erste Berichte über einen möglichen Ausbruch in Wuhan sie am 31. Dezember 2019 erreicht. Daraufhin leitete die WHO erste Notfall-Protokolle in die Wege und hat den chinesischen Behörden Hilfe angeboten. Am 26. Januar veröffentlichte sie erste Beispiel-Lehrvideos über das neue Virus.
Wann ist eine Pandemie eine Pandemie?
Nicht früher als am 11. März bezeichnete die WHO den Ausbruch als Pandemie. Zu diesem Zeitpunkt gab es 118.896 offiziell gemeldete Fälle weltweit, davon 80.887 in China, 10.149 in Italien, 711 in den USA und fünf in Luxemburg. Bei der Pressekonferenz am 11. März unterstrich WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, dass seine Organisation seit der Meldung der ersten Fälle in vollem Umfang reagiert habe und „jeden Tag die Länder aufforderte, dringende und aggressive Maßnahmen zu ergreifen“.
Viel Kritik wurde auch an die WHO gerichtet, weil sie bei ihrem Standpunkt zum Tragen von Masken eine extreme Kehrtwende hingelegt hat. Hatte sie anfangs behauptet, Masken seien nur für Kranke und Menschen, die Kranke pflegen, sinnvoll, behauptete sie plötzlich, Masken könnten doch zur Eindämmung der Krankheit dienen. Einige Politiker hatten den Standpunkt unterstützt, dass das Tragen eines Mundnasenschutzes unwirksam ist. Wie sich später herausstellte und wie einige mittlerweile zugegeben haben, handelte es sich dabei um eine Finte, die aus der Angst geboren wurde, die Bürger könnten alle Masken aufkaufen, sodass dem medizinischen Personal keine mehr zur Verfügung stehen würden.
Was hat es aber mit den Behauptungen von Donald Trump über die Finanzierung der WHO auf sich? Die Organisation finanziert sich zum einen aus den Pflichtbeiträgen der Mitgliedstaaten, die sich nach Bevölkerung und Reichtum berechnen, und zum anderen aus freiwilligen Spenden.
Milliardenbudget
Für die Jahre 2018 und 2019 verfügte die WHO über ein Budget von 4,4 Milliarden Dollar. Bei den Pflichtbeiträgen stehen die USA für den Zeitraum 2018 bis 2019 an erster Stelle: Sie beliefen sich auf 118.455.870 US-Dollar. An zweiter Stelle kommt Japan mit 40.975.800 Dollar, gefolgt von China mit 37.897.800 Dollar. Luxemburgs Pflichtbeiträge für die beiden Jahre beliefen sich auf 306.200 US-Dollar.
Betrachtet man Pflicht- und freiwillige Beiträge zusammen, ergibt sich eine andere Reihenfolge. Die USA stehen immer noch auf Platz eins. Gefolgt werden sie vom Vereinigten Königreich, der Bill & Melinda Gates Foundation, der Impf-Initiative GAVI und Deutschland. China kommt erst an 15. Stelle. Der US-Präsident hat also faktisch recht, wenn er behauptet, die USA seien der größte Geldgeber der WHO. Wie China-zentrisch die WHO ist, lässt sich objektiv nicht beantworten.
Dass die Stiftung von Bill und Melinda Gates rund 10 Prozent der Einnahmen der WHO ausmacht, stößt besonders bei Verschwörungstheoretikern auf Kritik. Sie vermuten, dass Bill Gates Impfprogramme fördert, um allen Menschen heimlich einen Mikrochip zu implantieren – eine komplett abstruse Theorie, die wahrscheinlich dadurch angefeuert wurde, dass Gates im März Impfungen mit digitalen Zertifikaten in Verbindung gebracht hat. In einer Diskussion auf der Internetplattform Reddit hatte er geschrieben: „Irgendwann werden wir einige digitale Zertifikate haben, aus denen hervorgeht, wer sich erholt hat oder kürzlich getestet wurde oder wann wir einen Impfstoff haben, wer ihn erhalten hat.“
Selbsterkenntnis
Es gibt allerdings auch seriöse Kritik. Einige Kritiker befürchten, dass die WHO zu sehr von einzelnen Geldgebern abhängig ist, die dann über die Agenda der Organisation bestimmen können. Das hat auch die WHO selbst erkannt. In ihrem Finanzbericht zu den Jahren 2018 und 2019 schreibt sie: „Im Zeitraum 2018 bis 2019 waren mehr als 70 Prozent der Beiträge der WHO zweckgebunden. Die WHO muss ihre Finanzierungsflexibilität erhöhen.“
Auch Luxemburg spendet freiwillig an die WHO. Dabei setzt das Großherzogtum auf sogenannte „Kernbeiträge“, über deren Verwendungszweck die Organisation selbst entscheiden kann. Luxemburg gehört mit 3,6 Millionen Dollar zu den zehn wichtigsten freiwilligen Kernbeitrag-Spendern. „Die freiwilligen Kernbeiträge sind für die WHO von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass kritische Finanzierungslücken geschlossen werden und um der WHO die Möglichkeit zu geben, schnell zu handeln, indem die Mittel dann und dort bereitgestellt werden, wo sie benötigt werden“, heißt es seitens der Organisation. Auf die Bevölkerung umgeschlagen ist Luxemburg der größte Spender von Kernbeiträgen.
Für die nächsten Jahre hat sich die WHO wieder ein sehr ambitioniertes Ziel ausgesucht. Dieses Mal will die Organisation die Polio ausrotten.
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