Editorial / Wer ist eigentlich „Elite“ in der Luxemburger Sportwelt?
Luxemburg ist ein Sportland. Diese Schlussfolgerung lässt zumindest ein Blick auf die am vergangenen Freitag vorgestellten Kader des Nationalen Olympischen Komitees COSL zu. 55 Sportler und drei Mannschaften stehen im Elitekader. Ein absoluter Rekord. Vor genau zehn Jahren gehörten der obersten Promotionsstufe 31 Sportler und vier Mannschaften an. Das bedeutet eine fast hundertprozentige Steigerung.
Keine Frage, all diese Athleten haben es verdient, vom COSL unterstützt zu werden, denn für sie ist Sport weit mehr als ein Hobby. Manche sind Vollprofis, andere betreiben ihre zeitintensive Disziplin neben dem Job. Der Arbeitsaufwand ist enorm, die finanziellen Mittel, die aufgewendet werden müssen, sind groß und die Opfer, welche die Sportler bringen müssen, nicht zu unterschätzen. Vor allem haben sie es aber verdient, weil sie die vom Nationalen Olympischen Komitee geforderten Kriterien erfüllt haben.
Allerdings wirft die jüngste Kaderrevision die Frage auf, ob die Kategorie „Elite“ noch ihren Namen verdient. Durch die hohe Anzahl an Sportlern in dieser Förderstufe kommt der Eindruck auf, dass Luxemburg ein Sportland geworden ist.
Ohne Zweifel wurden in den vergangenen Jahren sehr viele Initiativen ins Leben gerufen, die es unseren Sportlern ermöglichen, unter besseren Bedingungen zu trainieren und sich dadurch konstant weiterzuentwickeln. Es ist auch eine Tatsache, dass Luxemburg mittlerweile in der Breite über mehr gute Sportler verfügt, als das noch vor zehn oder 20 Jahren der Fall war. Das liegt zum einen an den Rahmenbedingungen, aber auch daran, dass in Luxemburg Sport nicht mehr nur als Hobby angesehen wird. Nicht mehr jeder Athlet schlägt „de séchere Wee“ ein und bevorzugt eine Stelle beim Staat oder einer Bank einer Profisportlerkarriere.
Nichtsdestotrotz muss sich das COSL in naher Zukunft überlegen, wer denn eigentlich das Prädikat „Elite“ verdient. Nur die wenigsten der 55 Sportler und vier Mannschaften aus diesem Kader können nämlich mit den europäischen Spitzenleuten in ihren jeweiligen Sportarten mithalten. Und das zu tun, bedeutet nun mal „Elite“. Im Umkehrschluss will dies jedoch nicht heißen, dass die genannten Athleten keine Förderung verdient hätten. Vielmehr sollte das Nationale Olympische Komitee in Zukunft an eine andere Kategorisierung der Kader denken.
Es sollte eine „A-Elite“ geschaffen werden, die ihren Namen auch verdient und noch einmal besser gefördert werden sollte als die „B-Elite“. Sport ist nämlich Wettkampf und nicht jeder kann in der Champions League mitspielen.
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