Luxemburg / Werbung für Schießkurse landet auf Facebook-Seiten der Maßnahmengegner
Werbung vom Unternehmen „Pretorians“ ist auf Facebook in den Gruppen der Maßnahmengegner gelandet. Der Betrieb bietet Waffen- und Schießkurse an. Facebook hat die Werbung platziert, nicht wir, sagen die Gründer. Der Präsident der Polizeigewerkschaft SNPGL hält „nicht viel“ von solchen Firmen – unabhängig von der Werbung.
Auch wenn Facebook bei den Maßnahmen- und Impfgegnern unlängst an Beliebtheit verloren hat, sind sie auch dort noch immer aktiv. Die Rhetorik ist auch auf der Plattform von Mark Zuckerberg zum Teil aggressiv. Umso beunruhigender also, wenn Facebook in solchen Gruppen Werbung für Schießkurse platziert. Das Unternehmen „Pretorians“ bietet Waffenkurse für Zivilisten und Professionelle an – und wirbt für diese Ausbildungen in dem sozialen Netzwerk. Ist die Werbung absichtlich dort gelandet oder ist der Facebook-Algorithmus schuld?
Das Tageblatt hat am Donnerstagnachmittag mit Mike, einem der Besitzer des Betriebs, über seine Dienstleistungen und die Werbung gesprochen. Fazit: Man sei sich nicht bewusst, dass Facebook Werbung von ihnen in solchen Gruppen platziert. „Wenn wir Werbung auf Facebook schalten, dann geben wir die Altersgruppe 18 bis 65 ein, Frauen und Männer. Ich setze dann zwei, drei Sachen noch hinzu, wie etwa den Begriff ‚Sportschütze’“, sagt Mike. Den Rest mache Facebook selbst. Das Unternehmen wolle absolut neutral bleiben. „Wir gehen nicht protestieren, mein Geschäftspartner und ich, wir sind zum Beispiel geimpft und wir arbeiten auch mit Nicht-Geimpften zusammen“, sagt der Unternehmer.
„Pretorians“ würde darauf achten, dass unter den Teilnehmern keine Extremisten seien und sie nicht politisch motiviert seien – das gelte sowohl für Rechts- als auch Linksextreme. „Wir dürfen aufgrund des Datenschutzes leider kein Strafregisterauszug beantragen“, sagt Mike. „Pretorians“ bilde sowohl Zivilisten als auch Professionelle aus. „Zivilisten unterrichten wir nur im sicheren Umgang mit der Waffe – wie ich die Waffe halte, wie ich ziele und wie ich mit der Waffe umgehe, damit ich keine Gefahr für meinen Mitmenschen bin“, sagt Mike. Also keine Taktik-Erklärungen, das stehe nur für die Professionellen auf dem Plan.
Ausbildung für Professionelle
Zu dieser Kategorie würden Menschen gehören, die mit einer Schusswaffe arbeiten. „Ein Sicherheitsmann, der keine Schusswaffe auf der Arbeit trägt, kann diese Kurse also nicht mitmachen“, sagt Mike. Ob die Teilnehmer mit oder ohne Waffe arbeiten, sei an den jeweiligen „Cartes professionnelles“ zu erkennen. Obwohl das Unternehmen laut Besitzer nicht direkt mit der Luxemburger Polizei zusammenarbeitet, kommen Polizisten privat zu ihnen. „Wir würden den Polizisten auch am liebsten sagen, ihr benötigt keine Waffe und ihr könnt alles mit Worten lösen, aber leider funktioniert das heutzutage nicht“, sagt Mike.
Bei „Pretorians“ könne ein Polizeibeamter nämlich Sachen üben, die nicht in Luxemburg möglich seien. „In Luxemburg verbietet der Schießverband zum Beispiel, mit dem Holster – den die Polizisten benutzen – zu trainieren“, sagt Mike. Sie müssten nämlich lernen, die Pistole aus dem Holster herauszunehmen und zu schießen. Das ist auf den Luxemburger Schießständen nicht erlaubt. Deswegen würde das Unternehmen einen 100 Kilometer entfernten Schießstand in Frankreich mieten. „Wir korrigieren dann ihre Fehler und setzen sie unter Druck, um zu zeigen, wie schwer es ist, im Bruchteil einer Sekunde in ein Bein zu schießen“, sagt der Ausbilder.
Verkauf von Plattenwesten
Die Luxemburger Polizei wolle nichts mit dem Unternehmen zu tun haben – gleichzeitig würde „Pretorians“ allerdings mit einer belgischen Spezialeinheit zusammenarbeiten. „Luxemburg will den Schritt nicht machen und wir verstehen das auch. In denjenigen Sachen, die wir unterrichten, sind wir allerdings sehr kompetent und wir sind keine Rambos“, sagt Mike. Das Unternehmen habe eine Handelsbewilligung, „um das zu machen, was wir machen“.
Zum Unternehmen gehöre auch ein Geschäft, das sich auf Survival und Camping spezialisiert habe. Was sie nicht verkaufen würden: Munition und Waffen. „Wir bieten Kleidung, Zubehör für Waffen und Essenspackungen, die bis 2030 gut sind, an“, sagt der Unternehmer. Momentan verkaufe man besonders viele Produkte. Teilweise würden auch Menschen bei ihnen Dinge kaufen, die glauben, dass „morgen der dritte Weltkrieg ausbricht“. Sie würden sich Plattenträger, Gasmasken und Kampfkleidung kaufen, um sich zu beschützen. Plattenträger sind Westen aus Stoff, in die man Platten einsetzen kann, um sich vor Kugeln zu schützen. Wenn die Pandemie vorbei ist, dann stehen sie zu Hause mit dem Material und fragen sich, was sie damit machen sollen.
„Taktik verkauft man nicht“
Das Luxemburger Militär bestätigt auf Tageblatt-Nachfrage, dass es auch nicht mit „Pretorians“ zusammenarbeite. „Solange sie sich im legalen Bereich befinden, können sie machen, was sie wollen – aber das Militär bildet seine Leute intern aus“, sagt eine Pressesprecherin.
Pascal Ricquier, Präsident der Polizeigewerkschaft SNPGL, sieht das etwas anders. Er hält „nicht viel“ von solchen Unternehmen. „Taktik verkauft man nicht“, sagt Ricquier gegenüber dem Tageblatt. Er ist Ausbilder für Polizeitaktik und Abteilungschef des „Centre national de tactique policière“. Bei solchen Firmen würde es nur ums Geld gehen. „Ihnen ist egal, wer kommt. Sie kontrollieren nicht, wer am Kurs teilnimmt – weil das nicht möglich ist“, sagt der Polizist.
Das Unternehmen bietet auch Kurse für Professionelle an, die bei ihrer Arbeit eine Waffe benutzen. Auf Fotos von „Pretorians“ sieht man die Ausbilder etwa zusammen mit Polizisten aus Lüttich. „Es ist nicht ihre Aufgabe, den Polizisten etwas beizubringen – weder in Luxemburg noch in Belgien“, meint Ricquier. Polizeitaktiken würden mit ganz Europa abgesprochen. „Das ist also nicht nur ein nationales, sondern sogar ein internationales Sicherheitsproblem“, sagt der Polizist.
„Gefährlich für Polizisten“
Ein weiteres Problem: Die Taktiken würden auch regelmäßig an die Gesetze angepasst werden. Es sei also möglich, dass den Polizisten dort etwas beigebracht werde, das nicht mehr erlaubt sei. „Das wird gefährlich für Polizisten – dadurch kann es schon mal vorkommen, dass ein Polizist ins Gefängnis kommt“, sagt Ricquier.
Auch wenn nicht unbedingt alles schlecht sei, was das Unternehmen in den Kursen lehren würde, handele es sich bei solchen Ausbildungen oft um ein Niveau, das nicht für einen Straßenpolizisten gedacht sei. Das geht laut Polizeigewerkschaftler „viel zu weit“. „Nicht umsonst benutzen sie einen Schießstand in Frankreich. Warum schießen sie nicht in Luxemburg? – Weil es hier nicht erlaubt ist“, sagt Ricquier. Nicht alle Waffen, die sie dort benutzen würden, seien in Luxemburg erlaubt. „Das ist für die Polizei sicherlich nicht gut“, meint der Polizisten-Ausbilder.
Dass die Werbung des Unternehmens auf den Seiten der Maßnahmengegner angezeigt wird, macht dem Polizisten Sorgen. Er habe den Generaldirektor der Polizei von dieser Geschichte in Kenntnis gesetzt und werde auch der Generalinspektion Bescheid geben. „Weil wenn Polizisten schießen, wird immer eine Untersuchung eingeleitet, und dann ist es gut, zu wissen, wo sie verschiedene Sachen gelernt haben“, sagt Ricquier.
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Die machen Werbung bei allen minderbemittelten Rechten.
Wer ein guter rechter Extremist ist, bestimmt ein Algorithmus und die bekommen nun mal Reklame für Pistolen, Schießkurse, schusssichere Westen, Prepper-Zeugs, Messer, Tarnanzüge usw. gezeigt.
Spätestens dann sollte man seine Weltanschauung überdenken.
Viele die zu der Schwurbler-Bewegung gehören, haben solche Reklamen schon ihr ganzes Leben lang gezeigt bekommen 😉, die finden das selbstverständlich.
Facebook ass Mattverdinger vun der ganzer Wouschtreklam di do koséiert. Facebook léist alles zou egaal wéi eng Reklamen Kreditdrecksreklamen , Verkaafsreklamen wou kee wees wou se hier kennt . Mellt ee hinnen deen ganzen Dreck krit een als Äntwert et geng net géint Geschäftsbedingunge verstoussen . Fir ech litt Facebook ganz einfach .
Facebook, Twitter, Instagram & Co ass alles Teufelszeug!
Dass ist der Grund warum ich nicht in solche Clubs gehe… Die Möchtegern Blackwater Truppe..
Was sagt es dann über eine Oma aus, wenn sie Werbung für Viagra-Tabletten erhält?
Hier eine Gruppierung beurteilen zu wollen über die Werbung, die sie auf Facebook erhält, ist doch einfach nur an den Haaren herbeigezogen
@CESHA
„Was sagt es dann über eine Oma aus, wenn sie Werbung für Viagra-Tabletten erhält?“
Omma hat ’nen guten Tracker-Blocker und Werbeblocker, so dass die Werbefirmen nicht mal wissen, dass sie ein Mädel und jenseits von gut und Böse ist.
Die eine oder andere irrelevante Werbung kommt manchmal durch.
„Hier eine Gruppierung beurteilen zu wollen über die Werbung, die sie auf Facebook erhält, ist doch einfach nur an den Haaren herbeigezogen“
Die sind zu dämlich für Tracker-Blocker und jeder weiß wer sie sind und welche Geistes Kind.
Facebook z.B weiß wer die Schwurbler sind, wie sie aussehen, wo sie Ferien machen und wen sie auf Parties einladen. Und die verkaufen diese Informationen an jeden Werbefritzen.
Deshalb bekommen sie passende Werbung.
Ich verstehe die Aufregung gar nicht, das ist alles legal, gewollt und mit voller Absicht, so wie Fischer eben Köderwerbung bekommen.
Versucht mal auf FB oder IG einen blanken Busen zu zeigen, dies sogar in einem Rubensbild, da wird der Verbrecher sofort mit Bann belegt und zur Strafe für ein paar Wochen geblockt. Aber Werbung für Schießkurse, ist OK, in der größten Demokratie ist es auch kein Grund zur Aufregung.
@J.C. Kemp
.“Aber Werbung für Schießkurse, ist OK“
Für Kinder gibt’s da keine Begrenzung.
Auf jeder Kirmes bei uns stehen die Kids Schlange an der Schießbude um den Kirchengeburtstag zu feiern, was wohl nicht der Fall wäre wenn es was Verwerfliches wäre.