Editorial / We’re fucked: Die Welt brettert mit vollem Karacho auf die Klimakatastrophe zu
Die COP29 in Baku hat es geschafft: Alle Nationen haben den Ernst der Lage erkannt, tief eingreifende Maßnahmen beschlossen und die Welt vor … Moment, nein, sorry: Die COP war nutzlos, die teilnehmenden Nationen klopfen sich für verwässerte Entscheidungen selbst auf die Schulter und die Klimakatastrophe ist nicht mehr abzuwenden. Es wird Zeit, dass wir das einsehen – auch wenn verschiedene Politiker von „einer neuen Ära“ der Klimafinanzierung reden.
Das Resultat der COP-Verhandlungen ist frustrierend. Die Entwicklungsländer hatten während der Konferenz 1,3 Billionen Dollar jährlich bis 2035 gefordert. Übrig geblieben sind 300 Milliarden – und Beschlüsse zur Abkehr von fossilen Energieträgern fehlen gänzlich. Natürlich ist dieses Resultat nur der Tropfen, der den Weltmeeresspiegel zum Überlaufen bringt. Doch es bestätigt ein für alle Mal, was sich schon seit Jahren ankündigt: Für die Politik spielt die Klimakatastrophe nur eine nebensächliche Rolle.
Sie scheint sogar an Wichtigkeit zu verlieren. Laut einem Bericht der Klimaforschungsorganisation „Global Carbon Project“ hat die Menschheit noch nie so viel Öl, Gas und Kohle verbrannt wie 2024. „Carbon Brief“ berichtete vergangene Woche, dass Chinas historische Emissionen inzwischen mehr globale Erwärmung verursacht haben als die 27 EU-Mitgliedstaaten zusammen. Und trotzdem stehen sie noch weit abgeschlagen hinter den USA.
Und das wird sich in den nächsten Jahren mit Donald Trump an der Spitze nur noch verschlimmern. Der MAGA-Mann will den CEO des US-Öldienstleisters Liberty Energy, Chris Wright, zu seinem Energieminister machen. „Drill, Baby, drill“: Das US-Revival der fossilen Energieträger steht bevor. In einer neuen Analyse hat das Projekt „Climate Action Tracker“ (CAT) festgestellt, dass Trumps vierjährige Amtszeit die globalen Temperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts um etwa 0,04°C erhöhen könnte. Das klingt nach nicht viel, geht allerdings in die falsche Richtung.
Der politische Rechtsruck lässt auch in Europa die Hoffnung auf eine konsequentere Klimapolitik schwinden. Zukünftige Maßnahmen werden sowohl auf nationaler als auch EU-Ebene von AfD und Co. bombardiert. Anzeichen dafür gab es zuletzt vor zwei Wochen bei der Verschiebung und Abschwächung des EU-Waldschutzgesetzes vom Mitte-rechts-Bündnis EVP.
Natürlich gibt es immer wieder positive Schritte, Forschungsergebnisse und Nachrichten. Um Überschwemmungen wie Ende Oktober in Valencia oder Waldbrände wie Anfang November in Kalifornien zu vermeiden, reichen die heuchlerischen und verwässerten Klimamaßnahmen der Regierenden allerdings nicht mehr aus. Es müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Denn: Eine Erderwärmung um mehr als 1,5 Grad ist „zum jetzigen Zeitpunkt fast unmöglich zu vermeiden, weil wir einfach zu lange gewartet haben, um zu handeln“, sagte Klimaforscher Zeke Hausfather vergangene Woche gegenüber der englischsprachigen Zeitung The Guardian. Dieses Ziel sei „deader than a doornail“. Oder anders gesagt: We’re fucked. Die Klimakatastrophe steht vor der Tür – wir können jetzt nur noch beeinflussen, wie schlimm sie wird.
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