Arbeitnehmerkammer / Gesundheit am Arbeitsplatz: Wertschätzung schützt vor psychosozialen Problemen
Um die Gesundheit am Arbeitsplatz ging es am Donnerstag bei einer Konferenz der Arbeitnehmerkammer (CSL) in Luxemburg-Stadt. Dabei lag der Schwerpunkt auf der mentalen Gesundheit der Mitarbeiter, darauf wie man sie erhalten kann und auch wie sich Telearbeit und Covidmaßnahmen ausgewirkt haben. Zu Wort kamen Forschende, aber auch die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich in Workshops mit ihren eigenen Erfahrungen einzubringen.
„Arbeiten ist mehr als etwas herstellen und ein Gehalt abholen“, sagt Aurélie Duveau. Sie ist Psychologin beim „Service de santé au travail multisectoriel“ (Arbechtsdokter). Arbeiten bedeute sich einzubringen und Arbeitnehmer haben ein Bedürfnis nach Wertschätzung. „Es ist wichtig, diese psychischen Ansprüche der Arbeit zu verstehen“, sagt sie. Ursache für das Leid der Arbeitenden seien oft fehlende Wertschätzung und das Gefühl, dass die Arbeit keinen Sinn ergibt.
Wird man nicht wertgeschätzt, die Arbeit diskreditiert, dann ist das ein Risiko für die Psyche, erklärt Duveau. Wird man hingegen wertgeschätzt und die Arbeit anerkannt, dann sei das eine wertvolle Ressource für die Arbeitsqualität und die Gesundheit. Ähnlich sieht es mit der Zusammenarbeit unter Kollegen aus. Im Moment, da viele Menschen im Home-Office arbeiten, fehlt oft das Zwischenmenschliche, es kommt zu Konflikten und schlechter Kommunikation. Daraus ergibt sich ein psychosoziales Risiko. Ist die Atmosphäre auf der Arbeit hingegen gut und die Zusammenarbeit im Team funktioniert, sei das eine Ressource für die mentale Gesundheit, so die Expertin.
Um der Problematik psychosozialer Probleme zu begegnen, richtet STM ein neues Internetportal ein, mit dem sowohl Arbeitgeber wie Manager und Arbeitnehmer angesprochen werden. Es ist unter psy.stm.lu zu finden und orientiert sich an den Erfahrungen, die STM bereits mit ihrem Internetportal über Drogen am Arbeitsplatz gemacht hat. Eine besondere Roll, so Duveau, kommt dabei Managern zu, die oft gefangen sind zwischen ihrem Team und ihrer Direktion und selbst oft in eine isolierte Rolle geraten.
Die Bedeutung von Corona-Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz hat Doktor Philipp E. Sischka von der Uni Luxemburg untersucht. Er und seine Mitforschenden haben Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Gruppen eingeteilt, je nachdem, ob sie ein hohes, mittleres oder niedriges Niveau an Schutzmaßnahmen auf der Arbeit haben. Eine weitere Gruppe sind Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, bei denen zwar Schutzmaßnahmen in einem hohen Maße getroffen wurden, wo es allerdings nicht möglich ist, Distanz zu wahren – zum Beispiel im Pflegesektor.
Immer wieder stießen die Forschenden auf das gleiche Muster: Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, an deren Arbeitsplatz es nur ein geringes Maß an Schutzmaßnahmen gibt, sind unzufriedener, fühlen sich nicht wohl, haben Angst vor einer Corona-Infektion und sind anfälliger für Burnout. „Arbeitgeber und Organisationen sollten insbesondere für vulnerable Personen die Schutzmaßnahmen erhöhen. Eine Möglichkeit wäre, wenn das möglich ist, dass diese Personen im Home-Office arbeiten“, so Sischkas Fazit.
Zufrieden im Home-Office
Mit Telearbeit hat sich auch David Büchel, Arbeitspsychologe der Arbeitnehmerkammer, beschäftigt. Laut einer Umfrage von 2017 machten damals 21 Prozent der Befragten regelmäßig Home-Office. 2020 waren es 33 Prozent, erklärt er. (Die Studie wurde im Sommer nach dem Lockdown durchgeführt, als es wieder einige Lockerungen gab.) Dabei spielt das Geschlecht keine Rolle. Die meisten Menschen, die Home-Office machen, sind damit recht zufrieden. 79,6 Prozent von ihnen haben eine mindestens eher gute Meinung davon. Vor allem in den Alterskategorien von 25 bis 54 ist das Home-Office beliebt.
Welche Faktoren tragen dazu bei, dass Arbeitnehmer auch nach der Krise weiter im Home-Office arbeiten möchten, fragt Büchler. Zwei Faktoren sind hier spannend. Zum einen wollen Menschen, die im Home-Office sehr produktiv waren, weiterhin Home-Office machen. Zum anderen wollen Menschen mit geringer Motivation zu arbeiten weniger oft zu ihrer angestammten Arbeitsstätte zurückkehren. Auch scheint es so, dass diese Menschen öfter zu Depressionen und Burnout neigen. Dies bedürfe einer genaueren Betrachtung, meint David Büchler.
Ja und wenn man 3 Examen mitgemacht hat und ein paar Jahre später werden Leute ohne Examen als Vorgesetzte eingestellt, dann hat man ein enormes Wertschätzungsgefühl.
Nicht aufgeklärte „dysfonctionnements aux conséquences humaines déastreuses“ sind ein nachhaltiges Desaster für alle BürgerInnen und ein unkontrollierbares Gefahrenpotential für alle Menschen dieser Welt.
MfG
Robert Hottua