Editorial / What a way to make a livin’: Hartnäckiger Gender-Pay-Gap in Luxemburg
„Frauen verdienen in Luxemburg erstmals mehr als Männer“ und „Lohngleichheit ist erreicht“ sind zwei der Headlines, die das Tageblatt im März 2023 veröffentlichte. Im Artikel geht es um einen Bericht zum Gender-Pay-Gap des Statec. Dort schreibt das Statistikamt: „Während der Indikator des Lohngefälles zwischen Männern und Frauen in der Vergangenheit immer zuungunsten der Männer ausfiel, hat er in Luxemburg 2021 zum ersten Mal das Vorzeichen gewechselt.“
Wunderbar, nicht? Seitdem sind die Feministinnen zufrieden und hüten wieder, so wie es sein soll, Heim und Herd. Schließlich sind wir endlich in einem gleichberechtigten Paradies angekommen …
Sarkasmus beiseite: Während in einigen wenigen Statistiken tatsächlich Frauen gleich viel (oder sogar mehr!) als Männer verdienen, sind Aussagen wie „Lohngleichheit ist erreicht“ mit vielen Wenn und Aber zu versehen. Denn der Gender-Pay-Gap ist ziemlich umfassend – und längst nicht vom Tisch.
Erstens verdienen Frauen und Männer noch längst nicht in jedem Berufssektor gleich viel. Denn Stundenlohn ist nicht gleich Gesamteinkommen. Das geht deutlich aus der jüngsten Einkommensstatistik hervor.
Frauen sind immer noch öfter als Männer in Teilzeit-Arbeitsplätzen zu finden. Trotz gleichem Stundenlohn haben sie also am Ende des Monats weniger Gehalt auf dem Konto. Dabei ist für manche Frauen die Teilzeit die einzige Chance, Familie und Beruf miteinander in Einklang zu bringen.
Weil eben ein Großteil der Care-Arbeit – also Tätigkeiten des Sorgens und Sich-Kümmerns, die nicht entlohnt werden – immer noch von Frauen geleistet werden muss. Die Kinder versorgen; die Hausarbeit stemmen, die sonst liegen bleibt; Oma und Opa behüten, wenn sie körperlich nicht mehr können – diese und andere Aufgaben kosten Zeit und Kraft. Da ist Teilzeit oft die einzige Lösung. In die Statec-Statistiken fließt das aber nicht ein.
„Aber ich helfe zu Hause doch ganz viel!“, mag so mancher Mann jetzt einwenden. Doch mal ehrlich: Wie oft muss die Partnerin mitdenken? Oder einen daran erinnern, doch bitte den Müll herauszubringen? Auch diese zusätzliche mentale Arbeit ist vom Statec nicht zu beziffern.
Zweitens sind Frauen in den Sektoren, wo sie beim Stundenlohn mehr verdienen, auch meist höher qualifiziert als ihre männlichen Pendants. Ein Phänomen, das in Zukunft wohl häufiger zu beobachten sein wird, da junge Frauen heute teils besser ausgebildet sind als junge Männer. Doch längst nicht alle Frauen haben oder hatten die gleichen Bildungschancen – was dazu führt, dass der Gender-Pay-Gap bei älteren Generationen oder für Frauen aus ärmeren sozialen Schichten größer ist. Dabei spielt auch die ethnische Herkunft von Frauen eine Rolle. Während manche weiße Frauen in spezifischen Berufen mehr verdienen, heißt das nicht, dass nicht-weiße Frauen die gleichen Chancen haben.
Drittens sind Frauen in verschiedenen Niedriglohnsektoren immer noch übermäßig präsent. Dies gilt vorwiegend für den Putzsektor, der in den Köpfen einiger immer noch typische „Frauenarbeit“ ist.
Kurzum: So schön sich manche Statistiken auch lesen mögen, es bleibt in Sachen Lohngleichheit noch viel zu tun. Auch in Luxemburg.
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