Covid-Regeln / Wie 2G zum Hemmschuh für den Besuch aus Übersee wird
Die neuen Covid-Regeln sollen Menschen schützen. Bei vielen Veranstaltungen haben nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt. Auch Reisende aus Drittstaaten, deren Impfpass in Luxemburg nicht anerkannt ist, müssen trotz vollständiger Impfung draußen bleiben. Das Gesundheitsministerium arbeitet an einer Lösung. Das Tageblatt berichtet über einen solchen Fall.
Antonio* weiß seiner Hände keinen Rat mehr. Wegen der neuen Corona-Maßnahmen in Luxemburg kann er voraussichtlich einen der wichtigsten Momente seines Lebens nicht mit seiner Familie teilen. Antonio wohnt in Esch, stammt aber aus Südamerika. Zusammen mit seiner Frau ist er vor fünf Jahren nach Luxemburg gezogen, um hier an der Universität seinen Doktor zu machen. Er hat sich gut eingelebt, hat neue Freunde gefunden, Luxemburgisch gelernt und arbeitet daran, die luxemburgische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Er und seine Frau möchten in Luxemburg wohnen bleiben.
Mittlerweile hat Antonio sein Studium erfolgreich abgeschlossen und einen Job in der Forschung in Luxemburg gefunden. Nun steht die Diplomüberreichung an. Dafür wollen seine Verwandten nach Luxemburg kommen, um diesen Moment mit ihm teilen zu können.
Dem könnten aber nun die Corona-Maßnahme einen Strich durch die Rechnung machen. Die Uni hat bereits erklärt, dass die Veranstaltung nach den 2G-Regeln verläuft. Es können also nur Personen teilnehmen, die ein „gültiges Covid-Check-Zertifikat“ vorweisen können, das beweist, dass sie entweder vollständig geimpft oder genesen sind.
Pro-Maßnahmen
Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) und Premier Xavier Bettel (DP) hatten die Maßnahmen Ende November angekündigt. Noch ist das Gesetz auf dem Instanzenweg. Vielerorts werden die Regelungen aber schon angewandt, zum Beispiel auf vielen Weihnachtsmärkten.
Antonios Familienmitglieder sind zwar, genau wie er und seine Frau, geimpft (und zwar mit einem Impfstoff, der auch in Luxemburg verwendet wird), ihre Impfscheine stammen aber aus einem Drittstaat und werden in Luxemburg voraussichtlich nicht anerkannt. Antonio hat sich deshalb sowohl beim Außenministerium wie auch beim Gesundheitsministerium erkundigt. Beide konnten ihm nicht sagen, wie seine Familie an der Diplomüberreichung teilnehmen könne. Auch Anfragen bei mehreren Botschaften (luxemburgischen in Südamerika und denen seines Heimatlandes) blieben ergebnislos.
Ärgerlich auch: Die Flugtickets sind gerade jetzt besonders teuer. Im Frühling und Herbst seien sie viel günstiger, erklärt Antonio. Sei nicht seine Diplomvergabe, seine Verwandten wären zu einem anderen Zeitpunkt gekommen, sagt er.
Der Mann unterstreicht, dass er nicht gegen Covid-Maßnahmen ist. Er hat sich impfen lassen, trägt immer eine Maske, meidet Menschenansammlungen und arbeitet, wann immer es geht, von zu Hause aus. In diesem Fall kann er allerdings nicht nachvollziehen, warum Menschen, die vollständig geimpft sind, eine Veranstaltung nicht besuchen können. „Weil sie aus einem Drittweltland kommen“, vermutet er zynisch.
Eine Anfrage des Tageblatt beim Gesundheitsministerium ergab, dass derzeit nicht vorgesehen ist, Menschen aus Drittstaaten eine Äquivalenz für ihren Impfschein zu geben. An einer Lösung werde aber gearbeitet.
Zur Erinnerung: Impfausweise aus einem EU-Land sind in allen EU-Ländern gültig. Auch Impfzertifikate aus Albanien, Andorra, Armenien, der Schweiz, Färöer, Israel, Island, Liechtenstein, Marokko, Monaco, Nordmazedonien, Norwegen, Panama, San Marino, der Türkei, der Ukraine, dem Vereinigten Königreich und Vatikanstadt haben sich dem digitalen Covid-Zertifikatssystem der EU angeschlossen. Laut Webseite der Kommission werden „Covid-Zertifikate, die in diesen 18 Ländern ausgestellt wurden, nach denselben Bedingungen anerkannt, wie es beim Covid-Zertifikat aus der EU“ der Fall ist und umgekehrt.
Eine mögliche Lösung für Antonio bietet nun Frankreich. Laut der Webseite der französischen Gesundheitsbehörde können Studierende und Reisende aus Drittstaaten mit ihrem Impfpass in Frankreich ein europäisches Impfzertifikat beantragen – und zwar einfach in teilnehmenden Apotheken.
*Name von der Redaktion geändert
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