Luxemburgs Querdenker / Wie begossene Pudel: Schwurbler-Spaziergänge funktionieren nicht
Die Schwurbler und Impfgegner rufen in den sozialen Medien zum Spazierengehen auf. Jeden Montag möchten sie sich die Wanderschuhe anziehen, um in 22 Gemeinden durch die Straßen zu marschieren. Die erste Ausgabe fällt überschaubar aus. Zum Anpöbeln einer Tageblatt-Fotografin reicht es trotzdem.
Die Impfgegner scheinen viel Zeit zu haben. Statt sich auf ein einziges wöchentliches Event zu beschränken und so wenigstens zum Teil als größere Gruppe aufzutreten, ist die Strategie eine andere: So viele Veranstaltungen wie möglich in eine Woche quetschen. In den Telegramm-Gruppen der Impfskeptiker wurde der Montag nämlich nun zum Tag des Spazierens auserkoren. Unter dem Deckmantel eines Spazierganges wollen sie jede Woche gegen die Corona-Maßnahmen demonstrieren – und das in 22 Gemeinden.
Die 22 betroffenen Gemeinden
Bascharage, Colmar-Berg, Düdelingen, Diekirch, Differdingen, Esch/Alzette, Echternach, Ettelbrück, Fels, Grevenmacher, Junglinster, Kehlen, Luxemburg-Stadt, Rambruch, Reckingen/Mess, Redingen, Schengen, Schifflingen, Steinsel, Ulflingen, Vichten und Wiltz.
Die erste Ausgabe dieser nationalen Wanderung hat am Montagabend allerdings eher tröpfelnd angefangen. So zum Beispiel in Esch. Bei leichtem Nieselregen versammelten sich gegen 19.00 Uhr knapp zehn Menschen auf dem Rathausplatz. Megafon, Schilder oder Lautsprecher gab es keine – Polizei auch nicht. Nur gegen 19.30 Uhr fuhr eine Patrouille im Polizeiwagen langsam am „Hôtel de ville“ vorbei.
Die mangelnde Polizeipräsenz wurde wiederum zum Problem, als unsere Fotografin vor Ort von ein paar Impfgegnern angepöbelt wurde. Sie würde für die Lügenpresse arbeiten und solle verschwinden, so die Parolen. Niemand wurde handgreiflich, doch ein Pressemitglied unter Druck zu setzen, nur weil die Person ihren Job macht, zeigt klar, wie wichtig den Anwesenden die Meinungsfreiheit wirklich ist.
Gegen 19.40 Uhr machten sich die 20 Impfgegner schließlich nach 40 Minuten Warmstehen auf den schweren Wanderweg in Richtung Alzettestraße. In Luxemburg-Stadt war die „Menschenmenge“ noch weniger beeindruckend. Knapp sieben Schwurbler trafen sich dort, um spazieren zu gehen.
Inspiration aus Deutschland
Die Inspiration für diese als „Spaziergänge“ getarnten Demonstrationen kommt aus Deutschland. Dort hat sich diese Selbstverharmlosung der Protestform in den Wintermonaten als Alternative zur angemeldeten Demo etabliert. In Nürnberg versammelten sich etwa am vergangenen Donnerstagabend über Tausend Menschen zu einem Corona-Protest, der unter dem Motiv einer Wanderung ablief. „Bayern2 regionalZeit“ hat sich die Hintergründe dieser Spaziergänge von BR-Reporter und Szenekenner Jonas Miller erklären lassen.
Laut Miller sei dieses Vorgehen, die eigenen Proteste als „Spaziergänge“ zu bezeichnen, nicht neu. Das habe die rassistische Pegida-Bewegung der „besorgten Bürger“ schon seit 2015 getan. Viele Menschen würden sich mit dem unschuldigen Begriff „Spaziergang“ eher identifizieren können als mit Wort „Protest“ oder „Demonstration“. Trotzdem: In der Vergangenheit kam es laut Miller bei solchen „Spaziergängen“ immer wieder zu Gewalttätigkeiten, beispielsweise auf Polizeibeamte in Schweinfurt.
Ein weiterer Vorteil für die Protestler: Den Ordnungsbehörden fehlt der Anmelder und Versammlungsleiter. „Vor Ort erklären sie den Polizeibeamten dann, sie seien alle ‚zufällig‘ hier, würden nur ‚einkaufen‘ gehen wollen“, sagt Miller. Dies würde das Einschreiten der Polizei erschweren.
Anti-Vax-Demo zu Schëffleng. Hätten sech och am Café zu engem Stammdësch treffe kënnen! Ah nee do war dach eppes Klenges🤣 pic.twitter.com/Mkd2YkeElz
— Jérôme Courtoy (@60Courtoy) January 3, 2022
Vor den Spaziergängen in Luxemburg
Die Gemeinden und Polizei wussten schon im Voraus von den Spaziergängen. „Ich habe am Sonntagabend über die Bürgermeistergruppe auf WhatsApp davon erfahren und die Generaldirektion der Polizei im Süden danach kontaktiert – sie wussten allerdings schon von der Aktion“, sagt der Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) am Montag gegenüber dem Tageblatt. Der Spaziergang sei in Esch jedenfalls nicht offiziell als Demonstration angemeldet gewesen. Die Escher Gemeinde beobachte zuerst den Ablauf der ersten Ausgabe – die Polizei begleite die Wanderer, so Mischo. Dies war letzten Endes nicht der Fall.
„Wenn das so organisiert ist, dass permanent eine verdeckte Demonstration stattfindet, dann müssen wir reagieren und ihnen klarmachen, dass sie die Veranstaltung anmelden müssen“, sagt Mischo. Proteste müssen in Esch laut dem CSV-Politiker zehn Werktage vor der Veranstaltung angefragt werden. „Wenn sie das nicht machen, dann hat die Polizei sowieso das Recht, die Menschenansammlung aufzulösen“, so Mischo.
Auch Differdingen hat der Polizei laut Pressesprecher der Gemeinde Bescheid gesagt. „Wir schauen uns an, wie das heute abläuft, und wenn sich herausstellt, dass das in Wirklichkeit eine Demonstration ist, dann muss man das nächste Woche anders angehen“, sagt der Sprecher gegenüber dem Tageblatt am Montagmittag. Auch die Pressestelle der Polizei bestätigt vor den „Spaziergängen“ am Montag dem Tageblatt gegenüber, dass lokale Einheiten vor Ort seien. Wie viele Menschen an diesen Rundgängen teilnehmen würden, konnte die Polizei im Voraus nicht einschätzen.
Die Antwort: nicht besonders viele. Aber wer will schon im Kampf gegen die Corona-Diktatur nass werden?
D'Verschwierer:innen wëlle sech Muer den Owend, um 19:00, op verschiddene Plazen am Land dezentraliséiert, versammelen.
Domatt wëlle si et der Police méi schwéier maachen. Sech selwer maache si et awer och méi schwéier, op verschiddene Plazen wärte sech wahrscheinlech pic.twitter.com/rhknoEY8Z2— |Kris| (@Kriskrosso) January 2, 2022
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Hochmut kommt vor dem Fall !!!
Et gedd sou lues Zeiit, dass ons Regierung Neel matt Käpp mecht, an endlech eng Impfpflicht anfeiiert !!!
An dann allen deenen deii eng Impfung wärend enger Pandemie ofleenen, hiir Rechnung, dann wann se awer beemol infizeiiert sinn, hiir Spidols an Dockteg Rechnung aus eegener Täsch bezuehlen lossen ! Daat wär nemmen gerecht !
Ech mengen den Impfgeiigner an Impfleugner wärt d’laachen nach vergohen .