Kreatives Denken / Wie Bildung besser gelingen kann
Der Dachverband der Luxemburger Elternvereinigungen, Fapel, geht neue Wege, um die Bildung bei Kindern zu verbessern. Der neue Ansatz wurde im Rahmen eines europäischen Projektes auf die Beine gestellt. Im Tageblatt-Gespräch erläutert Fapel-Präsident Charles Krim, wie das Konzept funktioniert und was Luxemburg davon hat.
Wie kann Bildung besser gelingen? Die „Fédération des associations de parents d’élèves du Luxembourg“ (Fapel) hat mit ihrem europäischen Projekt „Creative thinking for parents“ (kreatives Denken für die Eltern) neue Wege eingeschlagen. Ziel des Projektes ist es, bei Kindern und Jugendlichen Verbesserungen bei der Herangehensweise zum Problemlösen, bei der Wahrnehmung sowie bei der Aufmerksamkeit zu erringen. „All dies hat einen Einfluss auf den IQ einer Person“, sagt Charles Krim, Präsident des Dachverbandes, gegenüber dem Tageblatt.
Wie aber sollen diese Verbesserungen erzielt werden? Eine Schlüsselrolle dabei spielen die Eltern. „Indem wir den Eltern diese Veranlagung mitgeben, werden die Kinder, die sie umgeben, diese Fähigkeiten ohne besondere Anstrengungen übernehmen“, sagt Krim. Die Eltern sollen demnach lernen, wie sie Kenntnisse schnell erlangen können und anpassungsfähig auf den Lernprozess reagieren. „Wenn die Kinder sehen, wie ihre Eltern vor einem Problem stehen und das schnell lösen, dann absorbieren die Kinder dieses Potenzial sowie die Vorgehensweise und werden das dann genauso bei sich anwenden“, so der Präsident. „Indem wir die Eltern bearbeiten, agieren wir auf die Kinder.“
Indem wir den Eltern diese Veranlagung mitgeben, werden die Kinder, die sie umgeben, diese Fähigkeiten ohne besondere Anstrengungen übernehmenFapel-Präsident
Die Fapel setzt sich als Dachverband für die rechtliche Anerkennung der Eltern als legitime Partner der Schulen und des Bildungssystems in Luxemburg ein. Das europäische Projekt konzentriert sich laut Charles Krim auf drei Ziele: ein Ausbildungsprogramm, eine Webseite mitsamt Diskussionsforum sowie einer dazugehörigen App und einen Führer für die Eltern über das kreative Denken.
Was aber heißt „kreatives Denken“ genau? Laut Definition von Krim ist damit nicht jemand gemeint, der gut darin ist, Entscheidungen zu treffen. Das sei auch eine Art von Kreativität, aber nicht jene, die hier gemeint sei. Hier gehe es vielmehr um ein Thema, das ein wenig tiefer gehe, als es der generelle Begriff „kreatives Denken“ vermuten ließe, sagt Krim. „Das kreative Denken ist etwas, das erarbeitet werden kann und nicht angeboren ist, wie man dies vielleicht annehmen könnte. Es ist etwas, das ansteckend sein kann.“ Laut Fapel-Präsident gibt es viele Studien, die darüber gemacht wurden.
Eltern beeinflussen Kinder durch Attitüde
Krim nennt ein Beispiel. „Jemand, der in einem stressigen Umfeld lebt, ist gestresst. Irgendwann modifizieren sich die Gene dieses Menschen“, sagt er. Diese Anpassung könne permanent oder vorübergehend sein. Lasse man diese Person in eine andere Gruppe, die sich in keinem stressigen Umfeld befindet, dann könne sich der Stress dieser Person auf die anderen auswirken und diese würden ebenfalls gestresst, auch ohne triftigen Grund. „Man kann zwischen Anführungszeichen sagen, dass der Stress ‚ansteckend‘ ist“, sagt er. „Wenn man den Eltern beibringt, in einer positiven geistigen Verfassung zu sein, und dazu gehören Kreativität, die Veranlagung für den Lernprozess sowie die Fähigkeit, Probleme zu lösen, dann wird sich diese Verfassung irgendwann in die Gene einschreiben“, so Charles Krim. Und genau dies passiere anschließend mit den Kindern, die sich in deren Umfeld befinden, sagt Krim.
Das kreative Denken ist etwas, das erarbeitet werden kann und nicht angeboren ist, wie man dies vielleicht annehmen könnte. Es ist etwas, das ansteckend sein kann.Fapel-Präsident
Der Fapel-Präsident betont die Wichtigkeit der Gleichung zwischen Lehrern, Schülern und Eltern im Bildungswesen. Er spricht von einer Triangulation. Vor der Corona-Pandemie habe er festgestellt, dass die Eltern die Tendenz hatten, aus dieser Gleichung auszutreten. „Corona hat die Eltern wieder zurück in diese Gleichung gebracht“, sagt er. „Heute ist der Moment, wo man versuchen sollte, aktiv gegenüber den Eltern zu werden, weil sie in diese Formel zurückgekehrt sind.“ Die Eltern seien wieder zurück in den Lernprozess der Kinder gekommen. Das sehe man daran, dass die Eltern viel mehr an kulturellen und erzieherischen Aktivitäten der Kinder teilhaben. „Ihre Einstellung ist demnach schnell auf die Kinder übertragbar“, sagt er. Und dies sei positiv für das Vorhaben des Projektes. Krim hofft, dass sich diese Teilnahme nicht nur auf die Periode der Pandemie beschränkt. „Diese Einstellung ist wirklich essenziell für ein Kind.“
Am vergangenen Dienstagabend wurde in einem Webinar das Projekt „Creative thinking for parents“ interessierten Eltern vorgestellt. Mit knapp 20 Teilnehmern sei das Interesse nicht so groß gewesen wie erhofft, sagt Krim. Auch habe er bei der Online-Veranstaltung festgestellt, dass das kreative Denken bei den Eltern nicht besonders verinnerlicht sei. Es gebe noch etwas Unklarheit darüber, was kreatives Denken eigentlich bedeutet, sagt er. Deshalb wurde nun eine Fokusgruppe gebildet, die diese Themen aufarbeiten soll. Zudem habe man einen Fragebogen an die Eltern geschickt. Aufgrund der Antworten im Fragebogen, der Reflexionsarbeit nach dem Webinar und der Entwicklung der Fokusgruppe unter Einbezug der Vorschläge, die gemacht wurden, werde man einen Text verfassen, der an die Eltern verschickt werde.
„Die Eltern verstehen schon, was das Projekt bedeutet und wo wir hinwollen“, sagt Krim. Er hat festgestellt, dass die Eltern versuchen, ihren Kindern das kreative Denken beizubringen. „Wir probieren aber mehr in die andere Richtung zu gehen. Es sind die Eltern, auf die wir zielen. Denn die Kinder werden dies übernehmen, sofern es die Eltern bei sich selbst anwenden.“ Das Kind werde durch die Attitüde der Eltern beeinflusst und diese am Ende absorbieren. „Wir haben am Dienstag festgestellt, dass wir etwas mehr schematisieren müssen, was das kreative Denken eigentlich ist, damit die Eltern das Konzept besser verstehen“, so der Fapel-Präsident.
Luxemburg gibt Richtung und Tempo vor
Was ist das Interesse für Luxemburg, an solchen europäischen Projekten teilzunehmen? „Wir wollen, dass Luxemburg an der Basis dessen steht, was morgen im Bildungsbereich in Europa gestaltet wird“, sagt Krim. So verhindere man, dass Luxemburg fertige Konzepte anderer Länder übernehmen müsse. „Diese Projekte werden morgen den Entscheidungsträgern dienen, egal ob politisch, administrativ oder im Bereich der Bildung, wenn es drum geht, eine Entscheidung zu treffen.“ Solche Projekte werden laut Krim generell herangezogen, um sich daran zu orientieren, in welche Richtung man gehen soll. Auch bringen solche Projekte europäisches Know-how nach Luxemburg. Für Krim ist es besser, an der Basis dabei zu sein, zu den Ersten zu gehören, die den Zug dirigieren, statt später auf den fahrenden Zug aufzuspringen. „Wir haben hier unsere Ideen mit eingebracht.“
Diese Projekte werden morgen den Entscheidungsträgern dienen, egal ob politisch, administrativ oder im Bereich der Bildung, wenn es drum geht, eine Entscheidung zu treffenFapel-Präsident
Wenn ein europäisches Projekt als solches angenommen wird, dann profitiert man von den europäischen Fonds, die für dieses Programm vorgesehen sind. Charles Krim spricht von europäischen Partnerschaften, bei denen sich mehrere Länder zusammenschließen, je nach Kompetenz und Komplementarität eines jeden. Dies soll ein homogenes Ganzes schaffen, das ein komplettes Projekt ergibt. Krim nennt als Beispiel die Webseite und die App, die für das Projekt entwickelt wurden. Dazu habe man Programmierer gebraucht, die aus Bulgarien gestellt wurden. Da die Fapel der Lead-Partner des Projektes ist, kann sie die Richtung und das Tempo vorgeben, so der Präsident. Die anderen Partner nehmen auf ihrem Niveau daran teil. „Wir sind mehrere Länder und jedes Land bringt etwas mit rein: einige durch ihre regionale Abdeckung, andere durch ihre Kenntnis in der Informatik oder durch ihr Wissen in Bezug auf die Bildung, wiederum andere, weil sie das Know-how über Ausbildungszentren haben und wissen, was man benötigt, um Fortbildungen zu organisieren. Wir ergänzen uns. In jeder Etappe trägt jeder etwas dazu bei.“
Bislang hat die Fapel bereits zwei Projekte im Rahmen des Programms „Erasmus+“ bei den europäischen Institutionen erfolgreich eingereicht. Das neueste Projekt, das vor guten zwei Wochen gestartet wurde, nennt sich „Education out of the box“. Es hat mit 78 von 100 möglichen Punkten den ersten Platz unter den eingereichten Projekten erreicht. „Das ist eine sehr gute Bewertung“, sagt Krim. Bei diesem Projekt geht es um die Digitalisierung der Bildung. Mehr dazu konnte uns der Präsident nicht sagen. „Da haben wir noch nicht viel umgesetzt.“
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Zitat aus obigem Artikel: „Krim nennt ein Beispiel. „Jemand, der in einem stressigen Umfeld lebt, ist gestresst. Irgendwann modifizieren sich die Gene dieses Menschen“, sagt er.“
Wéi ech dem Här Krim all séng Ausféierunge gelies hun, krut ech ee Laachkrämpchen. Hun déi déi mat mir am Raum waren elo och eng Gen-Modifizéirung ?