Tipps für einen grünen Daumen / Wie Bodendecker den Garten beschützen
Offener Gartenboden ist den Elementen schutzlos ausgeliefert. Fragt man Simone Kern, wie man ihn am besten gegen die zunehmend stärker werdende Trockenheit, Hitze, Regen und Wind schützt, hat die Landschaftsarchitektin eine klare Antwort parat: mit Vegetation, vor allem mit Bodendeckern.
„Pflanzen beschatten und kühlen mit ihren Blättern den Boden“, erklärt Simone Kern. „Mit ihren Wurzeln halten sie die Erde fest und lockern sie, damit sie Wasser aufnehmen kann.“ Bodendecker haben diese Eigenschaften sogar perfektioniert. Mit voluminösen Blättern, zahlreichen Ausläufern oder raschem Wuchs vermögen sie es, ein Beet schnell zu begrünen – ganzjährig oder nur für eine bestimmte Zeit.
Elke Schwarzer ist ein Fan von bodendeckenden Stauden, die nur im Sommer die Fläche dicht begrünen und zum Winter wieder von der Oberfläche verschwinden. „Im Frühjahr können die Zwiebelblüher dazwischen hochkommen und bodennistende Sandbienen sich in der Erde verkrümeln“, sagt die Biologin und Buchautorin, die den Blog „Günstig Gärtnern“ betreibt.
Ein weiterer Vorteil von saisonalen Bodendeckern: Lässt man die abgestorbenen Blätter im Herbst liegen, schützen sie den Boden im Winter und werden von Mikroorganismen zu Humus umgewandelt.
Ob nun ganzjährig oder nur saisonal, Bodendecker sind Multitalente. Manche überstehen Hitze und Trockenheit problemlos, andere schätzen feuchte, schattige Standorte. Einige sind essbar, bienenfreundlich oder schneckenresistent. Das sind die Empfehlungen der Expertinnen:
Trockenheitsverträgliche Klassiker
Simone Kern empfiehlt den Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum). „Es ist unglaublich, was er an Sonne und Trockenheit verträgt.“
Ebenfalls mehrjährig ist der Kaukasus-Storchschnabel (Geranium renardii). Er bildet keine Ausläufer und muss daher eng gepflanzt werden. An ihm schätzt Kern das für die Gattung eher ungewöhnliche Laub, vor dem sich die weißen, violett geäderten Blüten abheben. „Die Blätter haben als Verdunstungsschutz kleine Härchen und wirken dadurch leicht gräulich“, so Kern.
Den pinkfarbenen Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum „Czakor“) pflanzt die Buchautorin gern unter Hecken. „Er mag es eher halbschattig und nicht allzu trocken. Durch Ausläufer bildet er recht schnell einen dichten Teppich.“
Mit seinen silbergrauen, behaarten Blättern ist der Wollziest (Stachys byzantina) nicht nur perfekt an heiße, trockene Standorte angepasst. Die Blätter sind auch für einige Insekten interessant. „Wollbienen schaben sich die Pflanzenhaare ab und kleiden damit ihr Nest aus“, sagt Elke Schwarzer. Auch die rosafarbenen Lippenblüten sind wichtige Nahrungsquellen. Doch nicht jede Sorte blüht. Schwarzers Tipp: „Am besten holt man sich einen Ausläufer von einer Pflanze, die man blühend gesehen hat.“
Eng gepflanzt empfiehlt Kern auch Steppen- und Wiesensalbei (Salvia nemorosa und pratensis) als Bodendecker für sonnige, trockene Standorte. „Der Wiesensalbei ist etwas locker im Wuchs, aber ein absoluter Insektenmagnet und samt sich aus“, so Kern. Die heimische Wiesenpflanze blüht nicht nur in klassischem Blau-Violett, sondern auch in Rosa und Weiß. „Durch eine Zufallsmutation gibt es sogar eine Sorte mit blau-weißen Blüten“, sagt die Landschaftsgärtnerin.
Schneckenfeste Bodendecker
Schnecken haben Bodendecker zum Fressen gern. Um ihnen den Appetit zu verderben, empfiehlt Elke Schwarzer je nach Standort Wollziest, Kaukasus-Beinwell (Symphytum grandiflorum), Giersch (Aegopodium podagraria) sowie Blaue Katzenminze (Nepeta x faassenii) und Storchschnabel, insbesondere der Braune und Knotige (Geranium phaeum und nodosum). „Beide kann man gut in den Schatten oder in die Sonne pflanzen. Da geht keine Schnecke ran“, so die Buchautorin.
Zu einem Hingucker in der zweiten Jahreshälfte entwickelt sich das Russel-Brandkraut (Phlomis russeliana). „Die weichen Blätter liegen zwar flach auf dem Boden auf, lassen aber auch Frühlingsblüher noch durch.“
Schattenliebende Allrounder
„Die Sternmiere schaut immer erst einmal grauenhaft aus, wenn man sie beim Gärtner kauft“, sagt Kern. Doch von diesem ersten Eindruck sollte man sich nicht abschrecken lassen. Die Große Sternmiere (Stellaria holostea) sei ein guter Bodendecker für Bereiche ohne Sonne – nicht nur, weil sie schneckenresistent ist. „Ihre kleinen, weißen Blüten werten den Schatten auf und sind insektenfreundlich.“ Ihr Tipp: Sternmieren mit essbaren Walderdbeeren kombinieren.
Ein Favorit von Elke Schwarzer ist der Rauling (Trachystemon orientalis). Seine Blüten erinnern an Borretsch und sind bei frühfliegenden Pelzbienen und Hummeln beliebt. Schnecken hingegen scheinen die Pflanze eher zu verschmähen.
Im Winter zieht sich der Rauling zwar zurück in den Boden, das welkende Laub sollte man aber an Ort und Stelle lassen, rät Schwarzer. „Die Elefantenohr großen Blätter bremsen im Winter die Niederschläge, wenn sonst kein Laub auf der Fläche liegt. Außerdem hält sich das Bodenleben darunter auf.“
Auch Simone Kern lobt den Klima-Alleskönner. „Ich pflanze ihn sehr gern, weil er auch an Stellen kräftig wird, wo sonst nicht viel durchkommt“, sagt die Landschaftsarchitektin. „Man kann ihn sogar an einen Baumfuß setzen und er packt das.“ (dpa)
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