Gespräch / Wie Differdingens Bürgermeister Guy Altmeisch das Stadtzentrum wiederbeleben will
Seit Juni hat Differdingen, die drittgrößte Stadt des Landes, mit Guy Altmeisch einen neuen Bürgermeister. Der 64-Jährige empfing das Tageblatt am Mittwoch in seinem Büro, um über die Eckdaten des mit der CSV unterschriebenen Koalitionsabkommens zu sprechen.
An der Wand hängt ein blaues Bild mit einer Mehrjungfrau, von der Decke baumelt ein buntes Fischerboot. „Die Dekoration stammt noch von meiner Vorgängerin. Mir ist die geleistete Arbeit wichtiger als die Deko meines Büros“, stellt Bürgermeister Guy Altmeisch sofort zu Beginn klar. Ähnlich pragmatisch sieht er das Koalitionsabkommen. „Dieses Dokument soll so realistisch wie nur möglich ausfallen. Wir wollen so viel es geht in die Realität umsetzen. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Finanzen immer im Blick zu behalten. Deshalb hat es auch ein wenig gedauert, bis wir das Abkommen an alle Ratsmitglieder versenden konnten. Doch das ist nun geschehen und sie bekommen Anfang November während einer Gemeinderatssitzung die Möglichkeit, sich dazu zu äußern“, sagt Altmeisch.
Besonders am Herzen liegt dem ehemaligen Polizisten die Sicherheit im Differdinger Stadtzentrum und rund um den Gerlache-Park, der sich in den vergangenen Monaten zu einem regelrechten Störfaktor entwickelt hat. Die Folge ist eine Verschlechterung der Lebensqualität für die Menschen, die in direkter Nachbarschaft wohnen oder arbeiten. Hinzu kommt ein wachsendes Unsicherheitsgefühl aufgrund mehrerer gewaltsamer Übergriffe. Neben der Beleuchtung rund um den Park, die schrittweise ausgebessert wird, sollen zusätzliche Überwachungskameras zum Einsatz kommen. Wann diese angebracht werden können, ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings unklar, da die nötigen Genehmigungen noch fehlen. „Wir haben bereits an einigen Schulen Kameras angebracht. Danach gingen die Fälle von Vandalismus deutlich zurück“, sagt Altmeisch. Zudem zeige die Polizei verstärkt Präsenz.
Doch auch die Wiederbelebung der lokalen Geschäftswelt liegt dem Sozialisten sehr am Herzen. „Es gibt nicht mehr viele Geschäfte in unserem Stadtzentrum. Deshalb müssen wir handeln. Momentan werden Analysen durchgeführt, um zu sehen, ob man das Stadtzentrum mit einer Art Outlet wiederbeleben könnte. Diese Geschäfte sollen dann Nischenprodukte vertreiben. Wir haben kein Sportgeschäft und kein Fitnessstudio in Differdingen. Das soll sich ändern. Das Ganze soll keine Konkurrenz für bestehende Geschäfte sein, sondern das Angebot erweitern. Die Geschäftswelt muss aktiv in dieses Projekt mit eingebunden werden“, erklärt Altmeisch. Zudem würden bereits Verhandlungen mit einem internationalen Baumarkt laufen, damit dieser in die Gemeinde kommt.
Verkehrsberuhigte Straßen
Um die Lebensqualität der Einwohner weiter zu verbessern, sollen einige Straßen im Zentrum verkehrsberuhigt und zusätzliche Shared Spaces geschaffen werden. „In der Nähe von Schulen sollen Tempo-30-Zonen eingerichtet werden. Die Fahrzeuge sollen ebenfalls aus den Wohnvierteln verschwinden. Aus diesem Grund wollen wir an den Grenzen der unterschiedlichen Viertel kleinere Parkhäuser bauen“, sagt Altmeisch. Ein solches Parkhaus soll in der Nähe des neuen Polizeikommissariats gebaut werden. Hier sollen 500 Parkplätze sowie Büros auf einer Fläche von 4.000 Quadratmetern entstehen. Damit das gelingt und die Straßen etwas entlastet werden, sollen bessere Zugverbindungen oder gar eine Haltestelle der Trambahn geschaffen werden. „Durch diese Maßnahmen könnten wir in 20 Minuten mit dem Zug in der Hauptstadt sein. Momentan brauchen wir fast eine Stunde“, so Altmeisch.
Im „Gravity Tower“ in Differdingen hat die Gemeinde vor allem Wohnraum zu erschwinglichen Preisen geschaffen. Knapp die Hälfte der insgesamt 80 Wohnungen hat die Gemeinde mittlerweile verkauft. Der Quadratmeterpreis lag dort bei 4.000 Euro, also etwa 25 Prozent unter dem aktuellen Marktpreis. In einer weiteren Phase wird die Gemeinde die restlichen 46 Wohnungen vermieten. Interessenten konnten sich bis zum 30. April für die Mietwohnungen bewerben. Der Ansturm war gewaltig: Mehr als 1.054 Bewerbungen für die 46 Mietwohnungen gingen bei der Gemeinde ein. Dieses Angebot an bezahlbarem Wohnraum soll deshalb auch in den kommenden sechs Jahren ausgebaut werden.
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