Raumfahrt / Wie das James-Webb-Teleskop das Universum erkunden wird
Nachdem der Start mehrmals verschoben worden war, hat das James-Webb-Teleskop am ersten Weihnachtstag endlich seinen Weg ins Weltall angetreten. Das Teleskop wird der Menschheit einen noch tieferen Blick in das Weltall ermöglichen, als Hubble es bereits getan hat.
Hier können Sie den Start der Rakete mit dem Teleskop live verfolgen:
Was ist das James-Webb-Teleskop?
Das James-Webb-Weltraumteleskop ist das größte Weltraumobservatorium der Geschichte. Seine Mission ist es, Infrarotstrahlung aus weit entfernten Gegenden des Universums aufzufangen. Die Forschenden wollen so etwas über den Ursprung des Universums herausfinden.
Wer betreibt das Teleskop?
Das James-Webb-Weltraumteleskop wird gemeinsam von der amerikanischen NASA, der kanadischen CSA und der europäischen ESA betrieben – bei der auch Luxemburg Mitglied ist. Ins Weltall transportiert wird das Teleskop an Bord einer Ariane-5-Rakete vom Weltraumhafen in Kourou aus.
Welche Hightech steckt im James-Webb-Teleskop?
Das Teleskop ist mit vier Instrumenten ausgestattet, die Infrarotstrahlung erkennen sollen. Sie wird auch Hitzestrahlung genannt. Alle warmen Objekte (wie Sterne und Planeten) geben solche Strahlung ab. Damit die Instrumente nicht irrtümlicherweise ihre eigene Hitzestrahlung auffangen, müssen die Instrumente auf 40 Kelvin gekühlt werden. Das entspricht ungefähr minus 233 Grad Celsius, erklärt die NASA. Eines der Instrumente (MIRI) muss sogar auf 7 Kelvin heruntergekühlt werden. Die NASA spricht deshalb von der coolsten Kamera im Weltall.
Wieso hat James Webb diese ungewöhnliche Form?
Das Teleskop ist speziell darauf ausgelegt, Infrarotstrahlung zu beobachten. Deshalb ähnelt es nicht einem herkömmlichen Teleskop, wie jenen, mit denen Menschen Sterne betrachten. Sein Spiegel besteht aus 18 hexagonalen Segmenten aus Beryllium, die mit Gold beschichtet sind. Beryllium behält auch bei sehr niedrigen Temperaturen seine Form und Gold reflektiert Infrarotlicht besonders gut. Jedes einzelne Hexagon hat einen Durchmesser von 1,32 Metern. Der komplette Spiegel hat einen Durchmesser von 6,5 Metern. Darunter liegt ein fünfschichtiger Hitzeschild, der die Instrumente vor der Hitze unserer Sonne abschirmen soll. Er ist so groß wie ein Tennisplatz. Für den Transport ins All ist das Teleskop zusammengefaltet. Erst wenn es oben angekommen ist, beginnt es, sich langsam auseinander zu falten. Dafür braucht es mehrere Tage – so langsam und vorsichtig geht der Prozess vonstatten.
Welche Aufgabe hat James Webb?
Das James-Webb-Teleskop soll unter anderem erkunden, wann und wie die ersten Galaxien im Universum entstanden sind. Dazu will Webb Galaxien beobachten, die sehr weit von uns entfernt sind. Das Licht von diesen Galaxien hat rund 13,6 Milliarden Jahre gebraucht, um bei uns anzukommen. Wir sehen diese Galaxien also nicht wie sie heute sind, sondern wie sie vor 13,6 Milliarden Jahren waren. Es wird vermutet, dass zu dieser Zeit die ersten Sterne und Galaxien entstanden sind. Allerdings wurde das Licht während seiner Reise in den Infrarotbereich verschoben, weshalb das James-Webb-Teleskop nach Infrarotquellen sucht, wie die NASA erklärt.
Daneben kann das Teleskop aber auch eingesetzt werden, um nach Exoplaneten zu suchen oder um durch Staub- und Gaswolken hindurch zu schauen. Vorgesehen ist eine Einsatzzeit von fünf Jahren. Der Treibstoff würde aber für zehn Jahre reichen.
Ist James Webb mit Hubble vergleichbar?
Das Hubble-Teleskop ist Weltraumfans ein Begriff. Das Teleskop trat 1990 seinen Dienst an und lieferte der Menschheit unglaubliche Bilder aus dem Universum. Das James-Webb-Teleskop wird oft als der Nachfolger von Hubble bezeichnet.
In Wahrheit verblasst Hubble gegenüber dem James-Webb-Teleskop. Schon bei der Größe wird der Unterschied sichtbar. Der Spiegel von Hubble hat einen Durchmesser von 2,4 Metern, während der Durchmesser von Webbs Spiegel 6,5 Meter beträgt.
Das James-Webb-Teleskop ist außerdem auf Infrarotstrahlung spezialisiert, während Hubble zwar auch Teile des Infrarotspektrums sehen konnte, vor allem aber ultraviolette Strahlung und das sichtbare Licht.
Auch in ihrem Orbit gibt es Unterschiede. Hubble umkreist die Erde in einer Höhe von 545 km. Das James-Webb-Teleskop wird überhaupt nicht in einen Orbit um die Erde gehen, sondern zum Lagrange Punkt L2 gebracht – 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Dieser Punkt liegt immer auf der sonnenabgewandten Seite der Erde, was ihn zu einer Art kosmischem Ausguck macht, an dem Wissenschaftler ihre Weltraumteleskope mit Vorliebe platzieren.
Wer war James Webb?
Namensgeber des Teleskops ist James Edwin Webb. Dieser war von 1961 bis 1968 Leiter der US-Weltraumbehörde NASA und dafür zuständig, dafür zu sorgen, dass der erste Mensch auf dem Mond ein US-Bürger ist. Er verließ den Chefposten der NASA nur neun Monate vor der ersten Mondlandung. Gleichzeitig soll Webb sich dafür starkgemacht haben, dass über den Space Race die wissenschaftlichen Aufgaben der NASA nicht vergessen werden.
Nicht jeder war mit dieser Benennung einverstanden. Kritiker behaupteten, dass sich Webb, bevor er NASA-Chef wurde, an der Diskriminierung von homosexuellen Menschen in US-Administrationen („lavander scare“) beteiligt habe. Die NASA veröffentlichte eine Mitteilung, in der sie in einem Satz erklärte, dass sie keine Belege gefunden habe, die eine Umbenennung des Teleskops notwendig machen.
Wo kann ich den Start ansehen?
Sowohl die NASA wie auch die ESA übertragen den Raketenstart in Kourou live in Französisch und in Englisch. Ansehen kann man sich den Start zum Beispiel auf dem YouTube-Kanal der ESA.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos