Wissenschaft / Wie das Luxemburger Start-up Nium mit Computer-Power die Ernährung verbessern will
Nium ist ein innovatives, junges Biohealth-Unternehmen aus Esch, mit dem ambitionierten Ziel, genaue Daten zur Ernährung zu liefern und personalisierte Ernährungspläne unter anderem für Krebspatienten zu erstellen. Das Unternehmen ist ein Spin-off der Biomedizinfakultät der Universität und derzeit noch im Firmeninkubator der Uni zu Hause. Das Tageblatt hat sich mit den Firmengründern Adam Selamnia und Alberto Noronha unterhalten.
Zwar wissen wir, welche Stoffe uns in der Nahrung krank machen und welche förderlich für die Gesundheit sind, aber die genauen Abläufe dahinter sind nicht immer bekannt. Das hat auch damit zu tun, dass diese Forschung sehr rechenintensiv ist und bislang nicht die nötige Computerleistung zur Verfügung stand, um sie durchführen zu können. Dank neuer Supercomputer hat sich das mittlerweile geändert. Heute können die chemischen Prozesse, die hinter der Wirkung von Nahrungsmitteln stecken, genauer untersucht werden.
Das Businessmodell von Nium basiert auf drei Säulen. In einer ersten Säule arbeiten die Firmengründer heute bereits mit Nahrungsmittelunternehmen zusammen, um diesen Expertisen über Inhaltsstoffe zu liefern. So können die Unternehmen besser verstehen, wie ihre Produkte wirken. Das kann etwa dann hilfreich sein, wenn Firmen zum Beispiel besondere Gesundheitseffekte mit ihren Produkten hervorrufen oder später damit werben wollen.
In einer zweiten Säule – die gerade erprobt wird – hat Nium ein Computerprogramm ausgearbeitet, das Medizinern und Patienten hilft, einen auf sie abgestimmten Ernährungsplan aufzustellen. Der Benutzer kann dann seine relevanten Daten, seinen Bedarf, seine Allergien, seine Vorlieben oder Ernährungsgewohnheiten angeben und das Programm stellt einen Ernährungsplan zusammen, der alle Bedingungen erfüllt. Dafür verwendet das Programm eine große Datenbank mit Rezepten und kann sich sogar der lokalen Küche anpassen oder Rezepte mit Zutaten vorschlagen, die leicht zu finden sind. Der Patient kann zusätzlich dafür eine App nutzen.
20 Prozent der Todesursachen von Krebspatienten stehen im Zusammenhang mit Mangelernährung, erklären die beiden Unternehmer Adam Selamnia und Alberto Noronha. Die Krankheit und die kräfteraubende Therapie gehen einher mit einer enormen psychischen Belastung, aber auch mit Appetitlosigkeit oder einer Veränderung des Geschmackssinnes. Manche Patienten ernähren sich dadurch nicht mehr richtig und werden zusätzlich geschwächt. Das Programm soll helfen, dies zu verhindern. Ärzte wissen um die Bedeutung der Ernährung, aber es gehört nicht zu ihren Kernkompetenzen. Mit einem solchen Programm wollen die Firmengründer Medizinern ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie arbeiten können.
Nium macht mit diesen beiden ersten Säulen heute bereits einen Umsatz, wie die beiden Unternehmer erklären. In einer dritten Säule soll es irgendwann möglich sein, einen Ernährungsplan ganz auf die Darmflora von Patienten abzustimmen, indem auch seine genauen Werte mit in die Gleichung aufgenommen werden.
Um die Abläufe im Körper zu verstehen und schließlich zum Ziel zu gelangen und komplett personalisierte Ernährungspläne aufzustellen, betreibt Nium viel Rechenaufwand. Abertausende chemische Reaktionen müssen dafür durchgeführt werden. Zusätzlich müssen aber auch Proben – vor allem Stuhlproben – von Patienten untersucht werden. Das lässt Nium von einem Labor durchführen.
Fehlendes Venture-Capital in Luxemburg
Aber wie sieht das Umfeld für eine solche Firma in Luxemburg aus? Seit Jahren wird daran gearbeitet, ein Umfeld für die Gesundheitsforschung zu schaffen. Der ehemalige Wirtschaftsminister Jeannot Krecké versuchte die Wirtschaft zu diversifizieren und machte fünf Sektoren aus, um dies zu ermöglichen. Dazu gehörten unter anderem Biotech und Logistik.
Aber als Luxemburger Biohealth-Unternehmen ist Nium bereits in diesem sehr frühen Stadium der Firmenentstehung gezwungen, über die Grenzen aktiv zu sein. In Luxemburg gibt es schlicht nicht genug Krankenhäuser und Nahrungsmittelunternehmen, um wirtschaften zu können. Derzeit erprobt Nium seinen Dienst parallel mit einem Krankenhaus in Luxemburg und einem anderen in den USA in klinischen Studien.
In Luxemburg fehlt es außerdem (noch) an Venture-Capital. Das bedeutet: Es gibt nicht genug Investoren, die bereit sind, das Risiko einzugehen, um ein Start-up zu finanzieren. Das ist nicht überall so. In Israel beispielsweise florieren Gesundheit-Start-ups. Gleiches gilt für verschiedene Städte in den USA – besonders im Umfeld von renommierten Universitäten wie dem MIT und Yale. Aber auch in Austin, Texas, wächst derzeit eine Community heran, die von Verdrängungsprozessen im Silicon Valley profitiert.
Davon können sich die Unternehmensgründer auf ihren Geschäftsreisen selbst überzeugen. Erst kürzlich waren sie in Tel Aviv, um dort Kontakte zu knüpfen, und mit Unterstützung des Accelerator-Programms des Inkubators der Universität Luxemburg, des luxemburgischen Handels- und Innovationsbüros mit Sitz in New York und der Aureus Ars et Scientia Asbl reisten sie in die USA. Ziel dieser dreiwöchigen Reise war es, in das Ökosystem der Start-ups an der Ostküste einzutauchen und die Innovationszentren Washington, Philadelphia, New York, Boston und das Forschungsdreieck in North Carolina zu besuchen.
Die beiden Unternehmer sind bescheiden und sagen: „Ernährung kann nicht alle Probleme in der Welt lösen. Wir wollen aber einen Teil dazu beitragen.“
Besser wäre wenn alle Leute genug Geld hätten um in Ruhe schlafen zu können und um Bio-Produkte zu kaufen. Stress ist der Hauptgrund für Krebs, und Schlaflosigkeit, Drogen und schlechte Ernährung sind Stress für den Körper.