Verborgene Weintanks in Ellingen-Gare / Wie der Jangeli spanischen Händlern zu guten Geschäften verhalf
Das Weingut Krier-Welbes darf sich rühmen, die einst größten Weintanks an der Luxemburger Mosel zu haben. Die vier Reservoirs von jeweils 21 Metern Länge haben ein Fassungsvermögen von einer Million Liter. Ein spanischer Weinhändler hatte sie 1926 in Auftrag gegeben. Der Wein, der in ihnen gelagert wurde, stammte aus Spanien und Frankreich. Vom Luxemburger Hauptbahnhof kam er mit der „Jangeli“-Schmalspurbahn nach Ellingen-Gare. Dort wurde er in Flaschen gefüllt und weiterverkauft.
Eine Million Liter. 1.000 Kubikmeter. So groß ist das Fassungsvermögen der vier Lagertanks, die sich im Innern des heutigen Weinguts Krier-Welbes in Ellingen nahe Mondorf befinden. Vor fast 100 Jahren wurden sie angelegt. Aus Eisenbeton, da rostfreier Edelstahl damals noch nicht gebräuchlich war. 1926 gab der Spanier Cristóbal Miravet sie bei einem Architektenbüro in Paris in Auftrag.
Die Familie Miravet braucht Lagerkapazität. Die aus Valencia stammenden Weinhändler importieren nämlich bis weit über die Mitte des vergangenen Jahrhunderts hinaus riesige Mengen an Wein aus ihrem Heimatland und später auch aus Frankreich. Der Wein wird gelagert, in Flaschen abgefüllt, etikettiert – „mis en bouteille par la Société vinicole S.A.“ – und weiterverkauft, unter anderem nach Belgien, so Guy Krier.
„Damals war es durchaus üblich, Wein über längere Distanzen nicht in Flaschen, sondern in Fässern zu transportieren und erst vor Ort umzufüllen“, so der Winzer. Eine andere Erklärung, vor allem warum die Spanier sich Luxemburg aussuchten, könnte steuerliche oder geografische Gründe haben.
Mit dem Jangeli an die Mosel
Dass der Import überhaupt in solch großem Stil möglich war, liegt vor allem daran, dass die Weinhandlung an die Eisenbahn angebunden ist, nämlich an die „Jangeli“-Strecke.
Die 1882 gebaute Jangeli-Schmalspurstrecke verbindet damals über rund 27 Kilometer die Stadt Luxemburg mit Remich. In Mondorf hat sie Anschluss an die 26 km lange Schmalspurbahn nach Thionville sowie in Aspelt an das rund zehn Kilometer entfernte Bettemburg. Die Linie wird 1955 geschlossen und ab 1957 abgerissen.
An diese Bahnstrecke erinnern heute noch der Fahrradweg auf gleicher Trasse zwischen Mondorf und Remich sowie die Straße „rue de la Gare“ im Ort, der ja auch Ellingen-Gare genannt wird.
Der Bahnhof, an dem der Jangeli mit Kohle und Wasser versorgt wird, liegt dort, wo sich heute das Feinschmeckerrestaurant „La Rameaudière“ befindet. Fast gegenüber vom damaligen Bahnhof haben die spanischen Weinhändler ihr Lager. Um den Wein möglichst einfach in die riesigen Tanks zu bekommen, wird ein 65 Meter langes Anschlussgleis bis hinters Haus verlegt.
Die vier Tanks gibt es heute noch. Von außen sind sie nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Sie sind rund 21 Meter lang, 5,50 Meter tief und gut zwei Meter hoch. Sie liegen auf drei Ebenen. Übereinander. Im Keller, im Erdgeschoss und im ersten Stock. Das Innere der jeweils neun Abteile, die zwischen 18.000 und 45.000 Liter fassen, ist mit Glasfliesen ausgekleidet. Mit Pumpen, die zuerst mit Benzin und später elektrisch betrieben werden, wird der Wein aus den per Bahn antransportierten 225-Liter-Fässern in die Tanks befördert. Die leeren Fässer gelangen mit dem Zug wieder nach Luxemburg-Stadt und anschließend zurück nach Spanien oder Frankreich. Mit einer Million Liter gibt es damals um 1926/27 nirgendwo mehr Lagerkapazität in der Moselgegend, so Guy Krier.
Als er der Familie Miravet und deren Nachkommen die Weinhandlung 1993 abkauft, habe sich noch Wein in einzelnen Tanks befunden: „Leider ungenießbar“, so der Winzer.
Ferienwohnung im Weintank
Verwendung für die Tanks hat er zunächst keine. Heute ist das anders. Im Erdgeschoss ist er dabei, eine Einheit umzubauen. Die Trennwände der einzelnen Container sind bereits aufwendig entfernt worden, sodass ein durchgehender Raum entstanden ist. Auf einem Teil werden in Zukunft Holzfässer sowie Wein- und Crémant-Flaschen gelagert, in einem anderen wird ein Büro eingerichtet – mit Fenster und Zugangsrampe. „Die Tanks im ersten Stock möchte ich zu Ferienwohnungen umbauen lassen“, so Guy Krier. Er lässt allerdings offen, wann er das zu tun gedenkt. Vielleicht werde sich ja auch erst seine Tochter Julie der Sache annehmen …?
Und was ist mit der Doppelreihe an Tanks, die im Keller liegen? „Das ist eigentlich verlorener Raum, weil er nicht so ohne weiteres zu gebrauchen ist, vor allem auch, weil Grundwasser eingesickert ist.“
Fotos geben den speziellen Charakter der Weintanks nur bedingt wieder. Kunden sollten sich deshalb nicht scheuen, nach den gigantischen Weinreservoirs zu fragen, so der Winzer. Er sei stets gerne zu einer kleinen Visite samt Erklärungen bereit. Irgendwann mal – oder warum nicht schon heute oder am Samstag, bei den „Journées de dégustation“?
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