Parlament / Wie die CSV das Wohlbefinden der Kinder stärken will
„Wann et eise Kanner gutt geet, da geet et eisem Land och an Zukunft gutt.“ Unter diesem Motto sprachen sich die CSV-Abgeordneten am Dienstag für eine 180-Grad-Wende in der Familienpolitik aus. Dazu strebt die Fraktion am Mittwoch eine Interpellation im Parlament an.
Ein politischer Perspektivenwechsel müsse her. Die beiden CSV-Abgeordneten Françoise Hetto-Gaasch und Serge Wilmes wollen deshalb am Mittwoch in der Chamber eine Interpellation anfragen. Am Dienstag gaben sie ihre konkreten Forderungen vor der Presse bekannt. Die CSV-Fraktion stellte dabei klar, dass für sie das Kind im Zentrum der Politik stehen sollte. So verlangen die konservativen Abgeordneten etwa die Erstellung einer Datensammlung samt Analyse zum Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Luxemburg sowie einen Ausbau der Unterstützung von Eltern und werdenden Eltern. Dazu werden die Abgeordneten drei Motionen einreichen: die Ausweitung des Angebots von Dienstleistungen wie „BabyPlus“ in allen Gemeinden, das Versenden von Eltern-Kind-Briefen in allen Gemeinden sowie die Schaffung einer zentralen Webseite, die alle nützlichen Informationen und Hilfsangebote erfasst.
Die CSV-Fraktion fordert zudem weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Work-Life-Balance der Bürger durch eine flexiblere Gestaltung des Elternurlaubs und Teilzeitarbeit. Bei der Kinderbetreuung in Kinderkrippen, „Maisons relais“ oder durch Tageseltern sollte ihrer Meinung nach eine Qualitätssicherung eingeführt werden. Insbesondere das Angebot Tageseltern („Assistants parentaux“) sollte als Alternative zu Kinderkrippen und „Maisons relais“ aufgewertet werden. Zu diesem Punkt wird die Fraktion eine weitere Motion am Mittwoch einreichen, die vorsieht, die Tätigkeit als Tagesmutter finanziell aufzuwerten. Daneben soll auch die Schule in ihrer Rolle als unterstützende Einrichtung gestärkt werden.
Ein moderner Sozialstaat wird daran gemessen, wie der Staat mit seinen Kindern umgehtCo-Präsident der CSV-Fraktion
Zudem will die Fraktion einen Gesetzesvorschlag vorlegen, der einen schulpsychologischen Dienst für Grundschulen nach dem Vorbild der Sepas („Services psycho-social et d’accompagnement scolaires“) vorsieht. Weitere Forderungen betreffen die Aufklärung über Risiken und Umgang mit sozialen Medien sowie die Sensibilisierung in Bezug auf die mentale Gesundheit, Mobbing, Misshandlung und Suizidgefahr bei Kindern und Jugendlichen.
Die mentale Gesundheit der Kinder
Gilles Roth, Co-Präsident der CSV-Fraktion, hob hervor, dass Kinder, insbesondere jetzt in der Pandemie, sowohl ein Sprachrohr in die Gesellschaft als auch in die Politik brauchen. Nicht nur in Krisenzeiten sei es wichtig, auf die körperliche Entwicklung und die mentale Gesundheit der Kinder zu achten und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre sozialen Kompetenzen zu entwickeln. „Ein moderner Sozialstaat wird daran gemessen, wie der Staat mit seinen Kindern umgeht“, so Roth. „Kinder sollen eine faire Chance bekommen, egal wo sie geboren oder aufgewachsen sind.“
Einige Teile unserer Gesellschaft, wie ältere Menschen oder Kinder und Jugendliche, mussten einen hohen Preis in der Pandemie bezahlenCSV-Abgeordneter
Serge Wilmes wies darauf hin, dass die CSV-Fraktion bereits Debatten in der Chamber zum Thema Wohlbefinden der Kinder initiiert habe. 2020 sei sich das Parlament einig gewesen, dass der „PIBien-être“, also der „produit intérieur brut“ des Wohlbefindens, verstärkt in Betracht gezogen werden müsse, statt nur auf den einfachen PIB zu achten. Die Diskussion wurde laut Wilmes vor Ausbruch der Krise geführt. Das nationale Statistikamt Statec habe daraufhin seinen Bericht zum Wohlbefinden der Kinder aktualisiert. Studien der Uni.lu oder der Unicef hätten ebenfalls gezeigt, dass das Wohlbefinden der Kinder durch die Krise weiter abgenommen habe. „Einige Teile unserer Gesellschaft, wie ältere Menschen oder Kinder und Jugendliche, mussten einen hohen Preis in der Pandemie bezahlen“, so Wilmes.
Alarmglocken bereits vor der Krise geläutet
Bereits vor der Pandemie hätten unter anderem Kinderärzte die Alarmglocken läuten lassen und auf zunehmende Verhaltensstörungen bei Jugendlichen aufmerksam gemacht. Dazu beigetragen hätten vor allem eine ständig schlechter werdende Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben sowie der negative Einfluss der sozialen Medien beziehungsweise der neuen Technologien, so Wilmes.
Für Françoise Hetto-Gaasch ist es wichtig, dass Eltern und Kinder viel mehr Zeit miteinander und nicht nebeneinander verbringen. Wenn jeder nur an seinem Handy klebe, entstehe eine illusorische Anwesenheit. Vor dieser gesteigerten Bildschirmzeit der Eltern würden viele Psychologen warnen. „Dadurch geben sie dem Kind eine große emotionale Unsicherheit mit auf den Weg“, so Hetto-Gaasch. Nur wenn die zwei Elemente Zeit bei den Eltern und Qualität bei der Fremdbetreuung erfüllt seien, könne man sagen, dass die Basis geschaffen ist, um das physische, soziale und psychische Wohlbefinden und somit eine Chancengleichheit des Kindes garantieren zu können.
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