Schule / Wie die mobilen Teststationen funktionieren
Zwei Monate nach der „Rentrée“ sind die von Bildungsminister Claude Meisch angekündigten mobilen Teststationen endlich einsatzbereit. Die Teams gehen in die Schulen und können dort ganze Klassen, die sich im Szenario 1 des Stufenmodells befinden, testen. Koordinator Gilles Dhamen schildert im Tageblatt-Gespräch, wie das mobile Testen funktioniert, wo es hapert und nach welchen Kriterien wo prioritär getestet wird.
Zur „Rentrée“ hatte Bildungsminister Claude Meisch die mobilen Teststationen, die seinen Worten zufolge ganze Klassen und bei Bedarf sogar ganze Schulen durchtesten könnten, angekündigt. Dass diese allerdings erst zwei Monate später zum Einsatz kamen, hat bei vielen Eltern für großen Unmut gesorgt. Teils stundenlang mussten sie im kühlen und feuchten Herbstwetter mit ihrem Nachwuchs in Warteschlangen vor Laboratorien ausharren. Am 16. November war es endlich so weit. Die ersten Teams der mobilen Teststationen konnten in die Schulen geschickt werden.
Gilles Dhamen wurde vom Bildungsministerium eingesetzt, um die Teams des mobilen Testings zu koordinieren. Von der „Santé“ befindet sich niemand im Team, das Konzept wurde aber gemeinsam erarbeitet, sagt Dhamen im Tageblatt-Gespräch. Dafür gibt es eine Zusammenarbeit mit dem LNS („Laboratoire national de Santé“). Dort befindet sich ein „Comité de coordination“, das sich täglich zusammensetzt, um die anstehenden Tests zu organisieren. Die Zusammenarbeit mit dem LNS wird durch eine Konvention festgelegt. Dadurch hat das LNS den Auftrag, den gesamten medizinischen Bereich abzudecken. Dazu gehört die Vorbereitung und Auswertung der Tests sowie die Ausbildung des Personals, das die Tests durchführen soll.
Das mobile Team geht nur bei Fällen von Szenario 1 in die Schulen. Handelt es sich um Szenarien 2, 3 oder 4, dann werden die Klassen in Quarantäne gesetzt und befinden sich folglich nicht mehr in der Schule. Deshalb könne auch dort nicht getestet werden, erklärt Dhamen.
Wenn es nun eine große geografische Aufteilung gibt, dann ist das von den Distanzen her einfach nicht machbarKoordinator vom Team des mobilen Testings
Wer entscheidet eigentlich, in welche Schule die mobile Teststation sich begeben soll? Dhamen sagt, dass es das Team des mobilen Testings selber sei, das diese Entscheidung trifft. „Wir bekommen verschiedene Klassen gemeldet, die sich im Szenario 1 befinden“, so der Koordinator. Dann wird aufgrund verschiedener Kriterien entschieden, wo die Teams hingeschickt werden. Erstens soll erörtert werden, ob sich in einer bestimmten Schule oder Region viele Klassen in einem Szenario 1 befinden. Aus einem virologischen Standpunkt heraus ergebe es laut Dhamen Sinn, die mobilen Test-Teams prioritär in diese Schule oder Region zu schicken, damit sie dort gezielt testen können. Dort sei die Wahrscheinlichkeit höher, eventuell eine Infektionskette aufzudecken und diese durch das Testen vieler Schüler zeitnah zu unterbrechen.
Vorbereitungszeit ist manchmal zu kurz
Als zweites Kriterium nennt Dhamen die regionale Aufteilung. Der Koordinator verfügt zurzeit über elf bis zwölf mobile Teams, die einsatzbereit sind. „Wenn es nun eine große geografische Aufteilung gibt, dann ist das von den Distanzen her einfach nicht machbar“, sagt er. Deshalb lege man die Schulen auch mal geografisch zusammen. Zurzeit arbeite man an der Zunahme der Kapazitäten, damit man alles abdecken könne.
Wenn die Zahlen irgendwann ganz tief sinken und wir keine Auslastung mehr haben, dann können wir vielleicht kurzfristig auch auf solche Situationen reagieren.Koordinator vom Team des mobilen Testings
Das dritte Kriterium betrifft den zeitlichen Plan, der in den Szenarien 1 respektiert werden muss. In einigen Fällen sei es einfach nicht möglich, genau am sechsten Tag nach dem letzten Kontakt einer Klasse mit einem positiv getesteten Schüler die mobile Teststation vor Ort einzusetzen. Dhamen nennt ein Beispiel. „Wir sind manchmal in einer Situation, in der der letzte Kontakt mit einem positiv getesteten Schüler oder Lehrer zum Beispiel auf einen Mittwoch fällt. Dieser geht dann am Donnerstag nicht mehr in die Schule und wird am Freitag getestet. Das Resultat kommt dann am Sonntag. Und der erste Tag, an dem die anderen Schüler getestet werden könnten, wäre dann Montag oder Dienstag.“ Diese Informationskette kann laut Dhamen nicht schneller gemacht werden. Das mobile Team hat in solchen Situationen nicht immer genug Vorbereitungszeit, um die Tests durchzuführen. Aus diesem Grund werden den Eltern stets auch „Ordonnances“ zugeschickt, damit sie die Möglichkeit haben, ihr Kind in einem Laboratorium testen zu lassen. Dadurch habe man sich doppelt abgesichert, dass die Schüler und Lehrer sich am sechsten Tag testen lassen können.
Das Problem liegt darin, dass das mobile Team das Resultat des Schülers abwarten muss, erklärt Dhamen. Erst wenn dieses positiv ist, kann man am sechsten Tag nach dem letzten Kontakt die anderen Schüler testen. Zwischen dem Bekanntgeben des Resultats und dem sechsten Tag bleibe in manchen Fällen nicht viel Zeit, um die ganzen Tests, deren Vorbereitung ein gewisser Zeitaufwand benötigt, bereitzustellen. Zu dieser Vorbereitung müssen zudem die Matrikelnummer sämtlicher Schüler sowie das Einverständnis der Eltern zum Test vorliegen. „Deshalb können wir am Sonntagabend nicht sagen, dass wir am Montag eine bestimmte Klasse durchtesten“, so Dhamen. Dies betreffe aber nur einige Fälle. Bei den meisten Szenarien 1 habe man dennoch genug Vorlaufzeit, um das alles rechtzeitig zu organisieren. „Wenn die Zahlen irgendwann ganz tief sinken und wir keine Auslastung mehr haben, dann können wir vielleicht kurzfristig auch auf solche Situationen reagieren.“ Zurzeit seien die Infektionszahlen in der allgemeinen Bevölkerung allerdings ziemlich hoch.
Die größte Herausforderung ist es, Personen zur Durchführung der Tests zu finden. Diese müssen nämlich einen Gesundheitsberuf ausüben.Koordinator vom Team des mobilen Testings
Zurzeit liegt die Kapazitätsgrenze der mobilen Station bei 600 Tests pro Tag. Im Laufe dieser Woche werde sie aber auf 700 bis 800 hochgeschraubt werden, versichert der Koordinator. Es befinden sich noch Leute in der Ausbildung. Sobald diese abgeschlossen ist, können die jeweiligen Personen bei der Entnahme von Tests zusätzlich eingesetzt werden. Dennoch variiert die Zahl von Tag zu Tag, sagt Dhamen. „Die größte Herausforderung ist es, Personen zur Durchführung der Tests zu finden. Diese müssen nämlich einen Gesundheitsberuf ausüben.“ Die Teams habe man neu rekrutiert und während der Pandemie aufgebaut. Deshalb komme es vor, dass der eine oder andere an einem Tag nicht verfügbar ist, da er noch andere Verpflichtungen habe, so Dhamen. Er nennt das Beispiel einer freiberuflichen Krankenschwester, die über die sanitäre Reserve beim mobilen Team eingestellt wurde. „Wir bekommen aber jetzt zusätzliche Ressourcen über das LNS, damit wir unsere Kapazität auch erreichen.“
90 Prozent der Eltern geben Einverständnis
Dhamen hofft, dass das Team es irgendwann hinbekommt, 100 Prozent der Fälle aus dem Szenario 1 zu testen. Dies hänge aber auch davon ab, wie schnell der Prozess, der davor abläuft, beschleunigt werden kann. Dhamen meint damit die Verfügbarkeit des Testresultats des initialen Falls, also des Schülers, der in einer Klasse positiv getestet wird. Vielleicht könne man Anpassungen machen, was den sechsten Tag angeht, so der Koordinator. Falls die anderen Schüler nicht gezwungenermaßen am sechsten Tag nach dem letzten Kontakt getestet werden müssten, bekäme man mehr Flexibilität. „Das sind allerdings Gespräche, die mit der ‚Santé‘ geführt werden, um das aus virologischer Perspektive zu erörtern“, so Dhamen.
Insgesamt fällt die Bilanz zum Einsatz des mobilen Testteams seit dem 16. November positiv aus, sagt Dhamen. Die Akzeptanz in den Schulen sei groß und die Schüler würden bei der Entnahme gut kooperieren. Schwerfällig sei jetzt noch der ganze Bereich vor der Entnahme. Dazu zählt Dhamen unter anderem das Verschicken von „Ordonnance“ und Einverständniserklärung für die Eltern. Das seien ganze Prozeduren und bei den vielen Fällen, die man zurzeit habe, etwas schwierig umzusetzen. Dhamen sehe aber jeden Tag Verbesserungen, was zum Beispiel die Verfügbarkeit der „Ordonnances“ angelangt. „Daran arbeiten wir“, sagt er.
Rund 90 Prozent der Eltern geben das Okay zum Testen in der Schule. Jene, die dies verweigern, haben in der Regel sehr plausible Gründe, so Dhamen. Ein häufiger Verweigerungsgrund liege darin, dass Eltern ihr Kind als etwas sensibel einschätzen, was medizinische Akten betreffe. Deshalb ziehen diese es vor, dabei zu sein. Weil dies bei der Entnahme der mobilen Teststation in der Schule nicht möglich ist, können sich diese Eltern mit der „Ordonnance“ zusammen mit ihrem Nachwuchs in ein Laboratorium begeben und das Kind dort testen lassen.
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