Klimawandel / Wie die Trockenperiode 2022 Luxemburgs Grundwasserspiegel, Gewässer und Landwirte beeinflusst hat
Luxemburg erlebte 2022 einen extrem trockenen Sommer und auch im darauffolgenden Winter blieben ergiebige Niederschläge aus. Derart lang anhaltende Trockenperioden bleiben auf Dauer nicht ohne Folgen: Das Tageblatt hat beim Wasserwirtschaftsamt und beim Landwirtschaftsministerium nachgefragt, worauf sich Luxemburg einstellen muss.
2022 war ein Jahr der Wetterrekorde in Luxemburg: Der meteorologische Sommer 2022 (1. Juni bis 31. August) war laut dem Luxemburger Meteorologen Dr. Andrew Ferrone der trockenste seit 1921 und der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1838. „Durch die signifikant höheren Temperaturen im Sommer 2022 im Vergleich zu 1921 und früheren trockeneren Sommern kann man also von einer wahrscheinlich nie dagewesenen Dürre ausgehen“, sagt Ferrone auf Tageblatt-Nachfrage.
Die Wetterrekorde beschränken sich allerdings nicht ausschließlich auf den Sommer. So wurde laut dem jüngsten saisonalen Klimabericht von Meteolux der 31. Dezember 2022 mit einer Tageshöchsttemperatur von 15,7 Grad als wärmster Dezembertag seit Beginn der Aufzeichnungen in die Statistiken aufgenommen. Ähnliche Tendenzen seien auch bei den Niederschlägen zu beobachten.
An der Messstation am Findel sei in den Wintern von 1991 bis 2020 eine mittlere Niederschlagssumme von 220,6 l/m2 registriert worden. Im Winter 2022/23 waren es jedoch mit nur 171,4 l/m2 rund 22 Prozent weniger. Im Dezember sei das Soll um 27 Prozent unterschritten und im Januar 2023 dagegen um 43 Prozent überschritten worden. Der Februar 2023 war mit nur 4,4 l/m2 sogar der zweittrockenste seit Beginn der Aufzeichnungen und lag um sage und schreibe 92,6 Prozent unter dem langjährigen Mittel von 59,5 l/m2. Nur der Februar 1959 war mit nur 2,4 l/m2 noch trockener.
AgriMeteo, der nationale Wetterdienst der ASTA („Administration des services techniques de l’agriculture“) des Landwirtschaftsministeriums, verfügt über ein Netz von insgesamt 32 Wetterstationen, die über das ganze Land verteilt sind. Die ASTA kommt im Prinzip zu den gleichen Ergebnissen wie Meteolux, wenngleich sich die Zahlen etwas unterscheiden. Auch der Wetterdienst spricht von einem „erheblichen Regendefizit“ im Februar. Die ASTA stuft diesen Monat als den achttrockensten Februar seit 1854 ein.
„Insgesamt war die durchschnittliche Temperatur im Vergleich zu den mehrjährigen saisonalen Referenzen (1991-2020) stark erhöht: Die Anomalien lagen zwischen +0,7°C und +1,6°C. In Bezug auf die Niederschlagsmenge wurde in ganz Luxemburg ein Regendefizit verzeichnet“, resümiert die ASTA die Winterperiode 2022/23.
Auswirkungen auf das Grundwasser
Haben die Niederschlagsdefizite langfristige Folgen für Luxemburgs Grundwasser? Zurzeit befänden sich die Wasserstände in Luxemburgs Grundwasserkörpern noch auf dem durchschnittlichen Niveau der letzten 20 Jahre, teilt das Wasserwirtschaftsamt auf Anfrage des Tageblatt mit. Die Grundwasserstände in den Hauptgrundwasserkörpern unterlägen immer wiederkehrenden Schwankungen. Vereinzelte trockene Perioden, wie der Sommer 2022 oder der Winter 2022/23, würden sich daher nicht unmittelbar in den Grundwasserständen widerspiegeln.
Auswirkungen auf die tatsächlichen Grundwasserstände würden sich in der Regel erst nach etwa drei aufeinanderfolgenden Jahren zeigen, da die Versickerung von Niederschlägen Monate bis Jahre benötigt, um die gesättigte Zone eines Grundwasserleiters vollständig zu erreichen.
Langfristige meteorologische Konsequenzen?
Das meteorologische System wird nicht sehr lange von Extremereignissen wie dem Sommer 2022 beeinflusst, sagt Wetterexperte Andrew Ferrone auf Tageblatt-Nachfrage – vorausgesetzt, die Werte normalisieren sich wieder. Da es aber im Herbst 2022 leicht überdurchschnittlich viel geregnet hat (im Vergleich zum Referenzzeitraum 1991 bis 2022), schließt der Klimatologe meteorologische Folgen der Trockenheit aus.
Wie der kommende Sommer aussehen wird, lasse sich nicht vorhersagen. „In Europa sind Vorhersagen, die über die übliche Länge von fünf Tagen hinausgehen, mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet, womit eine Vorhersage für den Sommer einem Blick in die Glaskugel gleichkommt“, erklärt Ferrone.
Der Winter 2022/23 ist nach jenem von 2021/22 bereits der zweite in Folge mit einer unterdurchschnittlichen Neubildungsrate. Sollte sich dieser Trend auch im kommenden Winter fortsetzen, würden erste Auswirkungen sichtbar werden, so das Wasserwirtschaftsamt. Lokal seien jedoch bereits geringere Schüttungen bei schnell auf Niederschläge reagierenden Quellen festgestellt worden.
Eine Grundwasserneubildung findet dann statt, wenn die Vegetation weniger Wasser benötigt und großflächige, anhaltende Niederschläge einsetzen – in der Regel zwischen November und April. Das Wasserwirtschaftsamt hat jedoch beobachtet, dass diese Neubildungsperiode immer später einsetzt und sich dadurch die Vegetationsperiode verlängert.
So habe die Trockenperiode im Sommer 2022 auch zu einer Verschiebung der Neubildungsperiode geführt. Es habe bis Ende Dezember gedauert, bis die ausgetrockneten oberen Bodenschichten durch den Regen so weit gesättigt waren, dass der Niederschlag in den Grundwasserkörper versickern konnte.
Defizit von 25 Prozent
„Der Monat Februar war außerordentlich trocken, sodass die Neubildung 2022/23 sicher defizitär sein wird“, teilt das Wasserwirtschaftsamt mit. Aktuellen Berechnungen zufolge weise die Neubildung ein Defizit von 25 Prozent auf.
Damit ein quantitativ guter Zustand der Grundwasserkörper erhalten bleibt, müsste es in den nächsten Jahren zu Neubildungsüberschüssen kommen –, was angesichts des Klimawandels und seiner Auswirkungen eher ungewiss ist. Deshalb ruft das Wasserwirtschaftsamt dazu auf, mit dem Trinkwasser schonend umzugehen und Wasser so weit wie möglich einzusparen. 50 Prozent des Luxemburger Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser und 60 Prozent davon werden allein von Privathaushalten verbraucht – ganze 132 Liter pro Person pro Tag.
Ausgetrocknete Bäche
Die sommerliche Trockenheit hinterließ nicht nur auf Wiesen und Feldern ihre Spuren: Bäche trockneten aus und die Flüsse erreichten historische Niedrigstände, was wiederum Schäden für Flora und Fauna zur Folge hatte. Die ausgetrockneten Bäche hätten sich aber durch die Niederschläge wieder gefüllt, sagt das Wasserwirtschaftsamt auf Tageblatt-Nachfrage hin. Demnach habe die Dürre keine Bäche „endgültig“ austrocknen lassen – zumindest sei kein solcher Fall bekannt. Kleinere Rinnsale, die nur vom Niederschlag gespeist werden, oder Oberläufe von kleineren Bächen könnten unter den aktuellen Wetterbedingungen allerdings bereits trockenliegen.
Nicht auszuschließen sei auch, dass 2023 wieder Bäche austrocknen: „Im Allgemeinen sind aufgrund der zunehmenden sommerlichen Trockenphasen auch häufiger über den Sommer trockenfallende Bäche zu erwarten“, sagt das Wasserwirtschaftsamt. Derzeit würden Untersuchungen durchgeführt werden, um einerseits besonders anfällige und andererseits eher trockenheitsresistente Fließgewässer zu identifizieren.
Flüsse haben sich nur bedingt erholt
Luxemburgs Fließgewässer seien laut Wasserwirtschaftsamt generell sehr stark vom Niederschlagsgeschehen abhängig. Trotz der sehr leicht überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im Herbst (September, Oktober und November) hätten sich diese Gewässer nur sehr bedingt von der Trockenheit des Sommers erholen können.
Bereits im Dezember seien an einigen Gewässern wieder für die Jahreszeit leicht unterdurchschnittliche Abflüsse gemessen worden. Nach dem trockenen Winter, Anfang März, seien die Wasserstände im Gutland dann auf einem „sehr niedrigen Niveau angelangt“, um oder sogar unter einem mittleren Niedrigwasserstand (MNQ). Allerdings gebe es lokale Unterschiede: So seien die Wasserstände der Gewässer im Norden Luxemburgs „noch nicht ganz so niedrig“.
Eine ähnliche Situation wurde im Winter 2016/17 beobachtet. Langfristig „können nur kontinuierliche, flächendeckende Niederschläge in den nächsten Wochen zur mengenmäßigen Erholung der Fließgewässer in Luxemburg beitragen“, sagt das Wasserwirtschaftsamt.
Voraussichtliche Gewinne in der Landwirtschaft
Die Dürre machte darüber hinaus einem ganzen Berufsstand zu schaffen. Luxemburgs Landwirte klagten über Ertragseinbußen, zu denen noch die gestiegenen Energie- und Düngemittelkosten kamen. Konkrete Zahlen zu den landwirtschaftlichen Erträgen 2022 konnte das Landwirtschaftsministerium gegenüber dem Tageblatt nicht nennen.
Die Winterkulturen sowie die Wiesen und Weiden befänden sich aber „im Allgemeinen in einem guten Zustand“, schreibt die ASTA. Der fehlende Regen habe bis zum 1. März „keine nennenswerten Auswirkungen auf die Kulturen“ gehabt, da der Wasserverbrauch in diesem frühen Vegetationsstadium noch gering sei. Die frostigen Temperaturen der vergangenen Woche könnten jedoch das Wachstum der Kulturen verzögert haben.
Auf dem Agrargipfel vom 9. Januar seien allerdings erste Schätzungen der zu erwartenden Gewinne der Ernte vom Sommer 2022 vorgestellt worden. Das Amt für Agrarwirtschaft rechnet sogar mit einem Anstieg der durchschnittlichen Betriebsgewinne um 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese voraussichtlichen Gewinne lassen sich allerdings etwas mit dem zehnprozentigen Rückgang der Gewinnspanne im Jahr 2021 sowie der Entwicklung der Inflation relativieren.
So seien die Preise für landwirtschaftliche Produkte im Laufe des Jahres gestiegen, darunter auch jene der Milch, die mehr als 40 Prozent des gesamten landwirtschaftlichen Produktionswertes des Landes ausmache, heißt es in einem Schreiben des Landwirtschaftsministeriums. Aber auch der sparsame Umgang mit den vorrätigen Futter- und Düngemitteln sowie ein überlegter Einsatz der betrieblichen Finanzmittel würden ins Gewicht fallen.
„Der Sektor bleibt angesichts der Volatilität und des Anstiegs der Energie-, Düngemittel- und Futtermittelpreise unter Druck. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren und Betriebstypen werden voraussichtlich ebenfalls sehr groß sein“, sagte Landwirtschaftsminister Claude Haagen (LSAP) laut dem Regierungsschreiben. So habe der Weinbau deutlich unter der Trockenheit gelitten, was zu einem Rückgang der Produktionsmenge geführt hat. Das Amt für Agrarwirtschaft rechnet daher in diesem Landwirtschaftszweig mit einem Rückgang der voraussichtlichen Gewinnspanne um 15 Prozent.
Ob es weitere Hilfen für Luxemburgs Landwirte geben soll, bleibe abzuwarten. Dazu müsse die Entwicklung an den Märkten weiter beobachtet werden. Derzeit sehe es so aus, als würden die gestiegenen Marktpreise in allen Bereichen die gestiegenen Energiepreise und andere Betriebskosten decken, antwortete Haagen am 9. Januar auf eine parlamentarische Anfrage der CSV.
Schnee im März
Schneefälle haben das Großherzogtum am Mittwochmorgen (8.3.) überrascht und mancherorts Chaos auf den Straßen ausgelöst. Die bisher gemessenen März-Temperaturen lägen leicht unter den langfristigen Werten der Referenzperiode 1991 bis 2020. Die Abweichungen lägen aber in einem zu erwartenden Bereich und seien „insofern nicht außergewöhnlich“, sagt der Meteorologe Andrew Ferrone auf Tageblatt-Nachfrage. Auch in der Vergangenheit habe es schon oft Schnee im März und sogar noch im April gegeben.
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Dat propert Reenwasser vun den Deech an aaner versigelt Flaechen muss ansickeren an duerf net einfach so’u an Klaeranlaagen an dono an d’Oberflaechenwasser, (Bachen an Floess) laafen !
Domadder kritt den Wasserzyklus mei‘ Zeit vum Reen bis an d’Miir !
Wie’s aussieht, muss der Stausee ein paar Geschwister bekommen, da müssen wohl etliche Kuhwiesen dran glauben.
@Nomi
„Dat propert Reenwasser vun den Deech an aaner versigelt Flaechen muss ansickeren an duerf net einfach so’u an Klaeranlaagen“
Firwat mengt Der, dass et verbueden ass den Auto op der Strooss ze wäschen? Et däerf keng Seef an de Reewaasserkollektor am Kulang.
Zënter de 70er ass d’Land am Gaang separat Ree-waasser a Brauchwaasser ze trennen, soss géifen d’Kläranlagen bei all Reen iwwerlafen, wéi an England, déi pompele onbehandelt Schissiswaasser an d’Flëss, Séien an an d’Mir, iwwer 1000 Mol den Dag, 400.000 Mol am Joer.
Wat mengt Der, wat hei eng lass wär an esou engem Fall?
Dat ass alles ënnert dem Buedem, ni vu ni connu, do kënnen d’Politiker net esou einfach e Bändchen duerchschneiden, dat kascht richtegt Geld, net wéi sou eng däämlech Schwemm, déi no 20 Joer baufälleg ass.
Ech hun Naischt vun Autowaeschwasser geschriwen
mee vun propert Reenwasser !
Fro’en mech wei‘ d’Waser vun der Strooss an der Autoswaesch an den Kulang kennt !
D’Wasser vun der Autoswaesch ass keen propert Wasser !
Asickeren ass keen Reenwasserkanal, well een Reenwasserkanal geht onbehandelt an d’Bachen an sickert net an den Buedem !
@Fantine: Aber Leser(in) Nomi hat Recht. Flächen werden versiegelt und riesige Gullis werden installiert, die in mannshohe Röhren enden (vgl. z.Zt. Bous). Egal, ob als Oberflächenwasser sauber getrennt oder durch den Überlauf von Kläranlagen, es dauert nicht lange bis das Regenwasser in Sauer oder Mosel ist. Nur schnell weg damit! Das war die Devise über Jahrzehnte (siehe Ahr).
Sumpfige Wiesen im Sommer? Das gab es mal vor 100 Jahren. Dann kamen Drainagen und Vorfluter. Die haben rein gar nix mit Klimaerwärmung zu tun.
Regenwasser läuft nicht in die Kläranlagen sondern über große Kanalrohre in den nächsten Bach oder Fluss. Keine Zeit für Einsickern in den Boden aber genug für das nächste Hochwasser. Verdichtete Ackerböden(Großmaschinen von mehreren Tonnen) sorgen für den Rest. So funktioniert das nicht.
@Nomi
„Ech hun Naischt vun Autowaeschwasser geschriwen
mee vun propert Reenwasser !“
Jo, dat leeft am selwechte Kullang. Ech hat geduecht Dir wësst dat, Dir wësst jo soss ëmmer alles besser.
„Fro’en mech wei‘ d’Waser vun der Strooss an der Autoswaesch an den Kulang kennt !“
Wann Der den Auto virun der Dir op der Strooss wäscht, do këmmert sech d’Schwéierkraaft drëm.
A maacht Iech net, wéi eng Laus op engem Roff.
@Rosi : Ee Kulang an ee Kanal ass net dat selwescht !
Den Kulang ass daat wat um Enn, ennen vum Dach d’Reenwasser an den Fallro’uer sammelt !