Lycée Guillaume Kroll / Wie ein Escher Lyzeum die „Rentrée“ erlebt
Nach den 7e-Klassen am Donnerstag waren am Freitag die restlichen Altersstufen dran. Das Tageblatt war bei der „Rentrée“ im Escher „Lycée Guillaume Kroll“ dabei und hat sich einen Einblick in diesen für viele Schüler so wichtigen Tag verschafft. Eine Reportage.
Kurz vor 8 Uhr herrscht viel Trubel vor dem „Lycée Guillaume Kroll“ in Esch. Drei Jugendliche haben die Anlage in ihrem Auto, das sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt haben, laut aufgedreht. Sie stehen daneben und unterhalten sich lautstark. Einige Schüler stehen vor den Aschenbechern und rauchen. Aus den Bussen strömen viele junge Menschen und auf dem Gehweg hat sich eine regelrechte Karawane in Richtung Lyzeum gebildet.
„Jetzt nicht“, sagt eine Schülerin im Vorbeilaufen, als das Tageblatt sie um ein kurzes Interview bitten möchte. Auch ein weiterer Schüler winkt ab, da er es eilig hat, in seine Klasse zu gelangen. „Dieses Jahr wird es stressiger“, sagt Caroline. Sie ist auf einer 1re und wird dieses Jahr ihr Abitur schreiben. Nicht alle Schüler müssen sich zur „Rentrée“ an diesem Freitag um 8 Uhr in der Schule befinden. Rund die Hälfte der Schüler werden erst um 9 Uhr vom Klassenlehrer empfangen. „Wir haben für heute den Empfang so komprimiert, dass wir fast alles in den ersten zwei Stunden durchhaben“, sagt Direktor Patrick Straus. Der Grund sei die Tour de Luxembourg. Diese gehe zwar nicht durch Esch, aber ab 11 Uhr seien viele Straßen gesperrt, insbesondere im Raum Kayl, Tetingen und Rümelingen. Auch die Busse könnten da nicht mehr durchfahren. „Da wir Ausbildungen hier anbieten, die für den Süden einzigartig sind, haben wir rund 200 bis 250 Schüler, die aus dieser Gegend kommen.“ Aus dem Grund habe man das Planning angepasst. „Deshalb kommt nun eine höhere Dichte an Schülern zusammen.“
Raphael macht ein DAP („Diplôme d’aptitude professionnelle“) im „Lycée Guillaume Kroll“. „Ich bin müde“, sagt er gegenüber dem Tageblatt. Bislang wusste er nicht, dass die Maskenpflicht dieses Schuljahr gelockert wurde. Er befürchtet, dass manche Schüler übertreiben könnten und die Maske auch in anderen Situationen ablegen könnten. Auch Diogo ist in einer DAP-Klasse eingeschrieben. Er wirkt sichtlich motiviert, weil es seine letzte „Rentrée“ im Lyzeum sein wird. „Dieses Jahr werde ich mein Diplom bekommen“, sagt er.
Lyzeum mit großer sozialer Durchmischung
Das „Lycée Guillaume Kroll“ vereint rund 1.750 Schüler aus dem „Enseignement classique“, dem „Enseignement technique“, der Berufsausbildung und der „Voie de préparation“. Direktor Straus sagt: „Unser Lyzeum ist ein guter Spiegel der Gesellschaft, weil alles da ist. Ich finde es gut, weil es eine größere soziale Durchmischung gibt.“ Straus spricht von einem Mehrwert. Es sei das, was man am Ende auch in der realen Welt begegne. „Wir sind zurzeit ziemlich im Stress“, sagt er. Es sei nicht nur keine normale „Rentrée“ wegen Covid, sondern das Lyzeum habe zudem noch sechs Säle in der „Maison du savoir“ der Universität angemietet, aus Platzmangel. „Wir hatten in den vergangenen Jahren ziemlichen Zulauf.“ Allein in den Räumen der Uni organisiere man 90 Stunden Unterricht. Das seien vor allem BTS-Klassen („Brevet de technicien supérieur“), einige vom „Enseignement général“, aber auch 2e– und 1re-Klassen. Heute will er noch mit einigen Lehrern die Räumlichkeiten besuchen, da am Montag der Unterricht dort anfangen wird.
Ich bin aufgeregtDAP-Schüler
Aber auch manche Schüler sind gestresst. Gonçalo macht ein DAP. Er will Schlösser werden. „Ich bin aufgeregt“, sagt er. Die Schule ist neu für ihn. Davor war er im Nachbar-Gebäude, dem CNFPC („Centre national de formation professionnelle“) eingeschrieben. Vor Corona hat er keine Angst, aber sehnt sich dennoch nach Sicherheit. Er kann es nachvollziehen, dass die Maskenpflicht gelockert wurde. Trotzdem sagt er, dass er seine Maske im Unterricht nicht ausziehen will. „Jeder sollte das für sich entscheiden.“
Diesjähriger Stufenplan als Herausforderung
Lehrer Stephan Scharping ist „Régent“ auf einer 3e „Smart Technologies“. Diese Sektion ist vor zwei Jahren eingeführt worden. Dabei handelt es sich um eine Techniker-Sektion im Bereich der Elektrotechnik. „Ich bin voller Energie“, sagt Scharping. Er sei optimistisch, dass dieses Jahr besser werde als das vergangene. Zwar habe er stets Bedenken wegen der Pandemie, aber keine Angst. Insgesamt bezeichnet er die Stimmung an der Schule eher optimistisch.
Wir haben ja nicht das Recht, bei den Schülern zu fragen, ob sie geimpft sind. Wenn sie einen Kontakt mit einem Positiven haben, wissen wir nicht, welcher Modus greift, da wir ja keine Informationen über die Impfung haben dürfen.Direktor „Lycée Guillaume Kroll“
Der Direktor nennt den diesjährigen Stufenplan eine Herausforderung. Die Szenarien kenne er vom vergangenen Jahr, aber nun sei der Plan komplexer geworden. Das gehe von „geimpft“ über „genesen“ bis zu „nicht geimpft und sich testen lassen“ oder „nicht geimpft und sich nicht testen“ lassen. „Das macht mich noch etwas nervös, muss ich zugeben.“ Davon hänge nun vieles ab, wenn die Infektionsfälle wieder anziehen, und das werden sie unweigerlich, so Straus. Man merke das jetzt schon.
Ich rechne wegen der Impfquote bei Jugendlichen und Lehrern mit weniger schweren Krankheitsverläufen dieses JahrDirektor „Lycée Guillaume Kroll“
Er fragt sich, inwiefern die „Santé“ nachkommt, um mit dem Bildungsministerium zu klären, wie sie die Informationen weitergeben. „Wir haben ja nicht das Recht, bei den Schülern zu fragen, ob sie geimpft sind. Wenn sie einen Kontakt mit einem Positiven haben, wissen wir nicht, welcher Modus greift, da wir ja keine Informationen über die Impfung haben dürfen.“ Allerdings sei diese Information wichtig. Jemand, der geimpft ist, darf bei einer Infektion weiter in die Schule kommen, allerdings nur mit Maske. Jemand, der nicht geimpft ist, muss sich alle 48 Stunden testen lassen, um weiter in die Schule zu kommen. „Wie sollen wir wissen, welchen Modus wir anwenden sollen, wenn wir keine Informationen darüber haben?“ Regeln, die man nicht kontrollieren oder durchsetzen kann, machen wenig Sinn, sagt er. Sie würden eher vom guten Willen der Leute abhängen, und der variiere in der Pandemie von Person zu Person.
Pilotschule für neues Fach „Digital Sciences“
„Wir sind vergangenes Jahr einigermaßen gut dadurch gekommen, trotz einer hohen Inzidenz hier im Süden.“ Im Lyzeum waren demnach ein paar Schüler, die richtig krank wurden, doch niemand musste ins Krankenhaus oder auf die Intensivstation. „Das ist viel wert“, sagt Straus. Auch manche Lehrer seien krank geworden, einige sogar für längere Zeit und seien auch heute noch mehr müde als üblich. „Ich rechne wegen der Impfquote bei Jugendlichen und Lehrern mit weniger schweren Krankheitsverläufen dieses Jahr.“ Aber die Verwaltung der Infektionsfälle könne dem Lyzeum schon einiges abverlangen, so seine Erfahrung aus dem vergangenen Jahr. Straus rechnet damit, dass dieses Jahr weniger Schüler beziehungsweise deren Eltern eine Einverständniserklärung zum freiwilligen Testen unterschreiben. Denn viele Schüler seien bereits geimpft und würden seiner Meinung nach den Sinn nicht darin sehen, sich zusätzlich testen zu lassen.
Ich hatte stets das Gefühl, nicht richtig durch die Maske atmen zu könnenSchüler 4eGPS
Im Gegensatz zu letztem Jahr ist die Stimmung bei dieser ‚Rentrée’ entspannterSchülerin 4eGPS
Mouna, Raphael und Ines sind Schüler einer 4e GPS („Section des professions de santé et des professions sociales“). Alle drei sind sich einig, dass die Lockerung der Maskenpflicht eine gute Sache ist. „Ich hatte stets das Gefühl, nicht richtig durch die Maske atmen zu können“, sagt Raphael. Ines sagt: „Im Gegensatz zu letztem Jahr ist die Stimmung bei dieser ‚Rentrée‘ entspannter.“ Die drei Schüler werden nun in einer neuen Klasse mit neuen Lehrern sein.
Wir teilen nun in erster Linie die iPads an Klassen aus, wo neue Schüler dazukamen, die noch kein iPad hattenVerantwortliche iPad-Projekt
Das „Lycée Guillaume Kroll“ gehört zu den Pilotschulen, die das Fach „Digital Science“ anbieten. „Es wurde höchste Zeit, dass so ein Fach eingeführt wurde“, sagt Direktor Straus. Zudem wurden vor vier Jahren manche Klassen mit iPads ausgestattet. Heute funktionieren alle Klassen mit iPads. Lehrerin Tessy Spanier ist Verantwortliche für das iPad-Projekt. Eigentlich sollten die Schüler zur „Rentrée“ 200 iPads bekommen. Doch aufgrund fehlender Chips auf dem internationalen Markt – bedingt durch die Pandemie – sei nicht ausreichend produziert worden, erklärt die Lehrerin. „Wir teilen nun in erster Linie die iPads an Klassen aus, wo neue Schüler dazukamen, die noch keines hatten.“ Auf diese Weise können diese Klassen integral funktionieren. Spanier ist es wichtig, dass nicht nur mit iPads gearbeitet wird. „Block und Stift sind genauso wichtig. Und ein Buch aufschlagen und darin lesen, gehört immer noch zum Unterricht.“
Alle Klassen sollen iPads bekommen
Viel habe die Pandemie in Bezug auf die iPad-Klassen allerdings nicht verändert, sagt sie. Die Krise habe vor allem den Gebrauch von „Microsoft Teams“ generalisiert. Ohne die iPads wäre es noch schwieriger gewesen, regelmäßig in Kontakt mit den Schülern zu bleiben, so die Lehrerin. Bis letztes Jahr hatten Schüler und Eltern die Wahl, ob sie sich an einer 7e mit oder ohne iPad einschreiben wollten. Da letztes Jahr nur noch eine Klasse ohne iPad übrigblieb und auch manche dieser Schüler hinüberwechseln wollten, habe man sich dazu entschieden, ab diesem Schuljahr nur noch iPad-Klassen anzubieten.
Dort befinden sich Schüler, die momentan nicht fähig sind, in den normalen Klassen zu lernenSozialpädagogin
Eine andere Art des Unterrichts erlebt Sozialpädagogin Miriam Mailliet. Sie betreut zusammen mit Lehrern eine der zwei „Mosaikklassen“. „Dort befinden sich Schüler, die momentan nicht fähig sind, in den normalen Klassen zu lernen.“ Das können „élèves à besoins spécifiques“ sein oder welche, die so schwierige Verhaltensauffälligkeiten vorweisen, dass sie sich ständig im Konflikt mit den Lehrern, den anderen Schülern oder sich selber befinden. „Ich konnte keinen Einfluss durch die Pandemie auf die Klasse feststellen“, sagt sie. Sie ist der Meinung, dass die Pandemie zu zwei Schwierigkeiten geführt hat. Einerseits seien die Kinder vermehrt zu Hause gewesen und dort öfters in bestimmten Situationen festgefahren. Dadurch sei es vermehrt zu Konflikten gekommen. Andererseits habe die Kommunikation durch den Mundschutz gravierend abgenommen, sagt sie.
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