„Hei komme mer hin!“ / Wie ein Luxemburger vom Finanzkontrolleur zum Piloten im Senegal wurde
Der Luxemburger Isah Skrijelj arbeitete zehn Jahre für die CSSF – jetzt fliegt der 40-Jährige mit Propellermaschinen durch Westafrika.
Auf dem Rollfeld des Stadtflughafens in Dakar ist die Überraschung erst einmal groß. Vor der Propellermaschine, die die Delegation um Kooperationsminister Franz Fayot nach Ziguinchor in den Süden des Senegal fliegen soll, steht ein Mann mit einer Coronamaske in auffällig vertrautem Design: Auf rot-weiß-blauem Hintergrund prangt ein Löwe. Nach einem freundlichen „Moien!“ löst sich das Rätsel auf. Der Mann hinter der Maske am Léopold Sédar Senghor International Airport ist tatsächlich ein Luxemburger – ein typischer Aussteiger ist Isah Skrijelj trotzdem nicht.
Bis vor zwei Jahren hat Isah Skrijelj bei der Luxemburger Finanzaufsichtsbehörde CSSF im Investmentfonds-Bereich gearbeitet. Das tat er ziemlich erfolgreich. Bevor er in sein neues Leben aufbrach, leitete er ein Team aus mehreren Dutzend Mitarbeitern. Inzwischen fliegt der 40-Jährige, dessen Wurzeln in Montenegro liegen, zwischen den Ländern Westafrikas umher. Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern hat sich Isah Skrijelj in Dakar niedergelassen, der Hauptstadt des Senegal. „Wir wollten eine neue Lebenserfahrung machen“, sagt Isah Skrijelj.
In Luxemburg sei alles perfekt gewesen, sagt der studierte Ökonom, der zuvor mit seiner Frau schon die halbe Welt bereist hatte, bis auf einen Abstecher nach Kenia aber nichts von Afrika kannte. Also entschied man sich für diesen Kontinent. Gesucht wurde nun noch das passende Land.
Eine Testwoche reichte aus
„Wir wollten in ein sicheres Land, in dem es sich gut leben lässt“, erzählt Isah Skrijelj. Seine Frau und er seien dann ziemlich schnell auf den Senegal gestoßen. „Also sind wir eine Woche hingeflogen, es hat uns extrem gut gefallen, die Leute lachten viel, waren immer freundlich, und wir wussten: Ben, t’ass gutt, mir kommen heihin!“
Seitdem fliegt Isah Skrijelj für die kleine senegalesische Fluggesellschaft Arc-en-Ciel vor allem Minister, Botschafter und Cargo-Transporte quer über Westafrika hinweg. Aber auch etwas gefährlichere Einsätze wie sanitäre Evakuierungen von Patienten zum Beispiel aus Mali heraus haben die Meetings und Power-Point-Präsentationen aus der Luxemburger Finanzwelt aus Isah Skrijeljs früherem Alltag ersetzt.
Im ganzen Gespräch und bei seinen kurzen Ansprachen in der Cessna Grand Caravan wirkt der ehemalige Investmentfonds-Experte wie jemand, der genau dort angekommen ist, wo er hinwollte – und strahlt dabei eine innere Zuversicht aus, die sich schnell auf die Passagiere aus Luxemburg überträgt.
Zusammen mit seiner Familie fliegt Isah Skrijelj einmal im Jahr zurück nach Luxemburg. Er ist ja nicht im Groll gegangen, sondern um etwas Neues zu entdecken. „Ich vermisse mein Land“, sagt Isah Skrijelj, schaut einmal quer über den blauen Himmel über Dakar und sagt: „Aber Senegal ist perfekt – wir haben hier 330 Tage im Jahr Sonne, die netten Menschen, das Essen.“
Auf seine Besuche daheim freut er sich trotzdem immer, auf die Freunde, die Familie, „wir mögen Luxemburg und Luxemburg-Stadt, wo wir gewohnt haben, wirklich sehr – alles das hier machen wir, um etwas anderes im Leben zu sehen.“
Und wollen die Skrijeljs noch einmal zurück nach Luxemburg? „Ja, aber wir wollen uns nicht festlegen, wann das geschehen soll“, sagt der Luxemburger Pilot nach der Landung auf dem Rückflug aus Ziguinchor. Es klingt, als würden erst einmal noch viele Tage Sonne auf die Skrijeljs warten.
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