Tageblatt-WM-Kolumne / Wie einst Georges-Picot
Im Herbst 1915 träumte Scherif Hussein, Stammesführer aus Mekka, vom einem großarabischen Reich. Der britischen Verwaltung in Kairo bot er an, einen Aufstand gegen die osmanische Herrschaft anzuzetteln. Die Engländer hatten dankend angenommen, ein Angriff auf die Türkei, das aufseiten Deutschlands im Ersten Weltkrieg kämpfte, hätte die Deutschen gezwungen, die Ostflanke Europas zu verstärken und Truppen von der Westfront abzuziehen. So sahen es die Engländer und Hussein hätte im Gegenzug aus den befreiten Gebieten, die heute Syrien, Libanon, Irak, Israel, Palästina, Jordanien und Saudi-Arabien heißen, ein neues, großarabisches Reich geformt.
Unterstützt wurde er dabei von einem gewissen Thomas Edward Lawrence, Kenner des Nahen Ostens, im Geheimdienst Seiner Majestät, der als unglücklicher Lawrence of Arabia in die Geschichte einging, verraten von seinem eigenen Land. Hätten die Engländer sich an die Abmachung gehalten, es gäbe heute einen anderen Nahen Osten, ohne diese willkürlichen Grenzen, welche die Menschen gleicher Stammesherkunft und Religion trennen. Vereitelt wurde dieser Plan von einem François Georges-Picot, Attaché an der französischen Botschaft in London. Der sah den Nahen Osten als Kriegsbeute an und wollte den Anspruch Frankreichs auf diese Gebiete durchsetzen. England musste Zugeständnisse machen, um Frankreich als Verbündeten gegen Deutschland nicht zu verärgern.
Warum ich das hier erzähle? Nun, wie damals 1915 hat Frankreich jetzt in Katar eine aufkommende Begeisterung der gesamten arabischen Welt brutal im Keim erstickt. Damals aus geopolitischen Gründen, diesmal aus sportlichen. Frankreich besiegte Marokko und erstickte die Solidaritätsbekundungen für eine Mannschaft, die Kampfgeist und Patriotismus als Vorbild für alle Araber weltweit auf dem Spielfeld zelebrierte.
Eine Zeitlang wird man sich an den Lagerfeuern noch von den Heldentaten der Marokkaner erzählen, es werden neue Mythen um das Team auftauchen, aber irgendwann werden die Feuer erlöschen und die Karawane wird weiterziehen. Katar wird weiterhin Paris regieren und die FIFA muss sich entscheiden: Messi vom PSG mit Argentinien oder Mbappé vom PSG mit der „Grande Nation“?
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Noen Osten haut= Resultat vun englesch an franséischer Politik