Schwimmen / „Wie in einer mexikanischen Telenovela“: Trainer Arroyo-Toledo über seine Kündigung durch die FLNS
Der Neuanfang beim luxemburgischen Schwimmverband gerät ins Stocken. Aufgrund einer fehlenden Arbeitsgenehmigung wurde einer der neuen Nationaltrainer entlassen. Dieser bekundet sein Unverständnis, während die FLNS erklärt, sich an die Gesetze zu halten.
Die Vorweihnachtszeit ist nicht gerade die besinnlichste Zeit beim nationalen Schwimmverband FLNS. Nachdem im Dezember 2020 die beiden Nationaltrainer Ingolf Bender und Miloslav Rolko ihre Kündigung erhalten hatten, bekam die FLNS am 21. Dezember 2021 Post von der „Inspection du travail et des mines“. Es ging um die fehlende Arbeitsgenehmigung des neuen Jugend-Nationaltrainers Dr. Juan Jaime Arroyo-Toledo, der im vergangenen Sommer rekrutiert wurde und seit dem 15. September für die FLNS tätig war. „Ich habe mir eigentlich keine Gedanken um eine Arbeitsgenehmigung gemacht“, sagt der Schwimmtrainer im Gespräch mit dem Tageblatt.
Arroyo-Toledo ist mexikanischer Staatsbürger, wohnt mit seiner deutschen Ehefrau und Kind am Bodensee in Deutschland. Die Stellenanzeige der FLNS hatte er auf einer britischen Webseite gefunden. „Wer auf einer britischen Webseite inseriert, der muss sich doch bewusst sein, dass er Kandidaten aus einem Drittland bekommt und gegebenenfalls eine Arbeitsgenehmigung beantragen muss.“ Dabei ist die Prozedur bei Sportlern oder Trainern aus Drittstaaten um einiges einfacher als bei anderen Arbeitnehmern, wie zum Beispiel all die Basketballvereine wissen, die amerikanische Spieler beschäftigen. Es besteht nämlich die Möglichkeit für Vereine und Verbände, einen Aufenthaltstitel für Sportler oder Trainer zu beantragen. Die Prozedur ist nicht nur um einiges schneller und einfacher, sie erlaubt es dem Sportler oder Trainer, bereits seiner Tätigkeit nachzugehen, während die Prozedur noch läuft.
„Das sollte doch Standard sein“
Am 4. August hatte Arroyo-Toledo ein zweites Zoom-Interview mit FLNS-Präsident Marco Stacchiotti und Vizepräsidentin und Generalsekretärin Christiane Meynen. „Sie haben mir mitgeteilt, dass sie sich für mich entschieden haben, und haben mir noch Informationen zum Rentensystem in Luxemburg und zu rechtlichen Angelegenheiten gegeben. Außerdem haben sie mir Vorschläge zu günstigeren Wohnungen in der Region Trier gemacht.“ Bei diesem Treffen hat Arroyo-Toledo gefragt, wie die Situation für Arbeitnehmer aus Drittstaaten in Luxemburg geregelt sei. „Der Präsident sagte mir, dass wenn ich eine Arbeitsgenehmigung für Deutschland habe, diese auch für den Schengen-Raum gelte. Für alle Fälle sollte ich dennoch all meine Dokumente an die Generalsekretärin schicken, was ich auch gemacht habe.“
Er ließ der Generalsekretärin sämtliche Unterlagen, von Reisepass bis Trainerscheine, zukommen. Einen Tag später bestätigte ihm die Generalsekretärin per Mail, dass das Nationale Olympische Komitee und das Sportministerium seine Dokumente akzeptiert haben. Etwas verwundert war der Mexikaner lediglich darüber, dass die FLNS ihn nicht nach einem Auszug aus dem Strafregister gefragt hat. „Ich arbeite immerhin mit Minderjährigen, da sollte das doch Standard sein.“
Am 9. August wurde dann der Arbeitsvertrag mit Beginn am 15. September unterschrieben. „Zwischen der Unterschrift und dem Arbeitsbeginn lagen fünf Wochen. Ich habe auf den Färöer-Inseln gearbeitet und in Ägypten und in beiden Fällen reichte diese Zeit aus, um sämtliche Prozeduren abzuschließen, und das, obwohl ich kein Wort Färöisch oder Arabisch spreche.“
Erst der Brief, dann die Mail
Nachdem Arroyo-Toledo eine Wohnung im nahen deutschen Grenzgebiet gefunden hatte, nahm er am 15. September die Arbeit bei der FLNS auf. „Alles lief soweit gut. Ich habe eine gute Beziehung zu meinen Athleten aufgebaut und einige von ihnen haben ihre Leistungen innerhalb weniger Wochen substanziell gesteigert, sind sogar neue Bestleistungen geschwommen.“ Dann kam jedoch der Brief der ITM am 21. Dezember, in dem die sofortige Auflösung des Arbeitsvertrages gefordert wurde, da eben keine Arbeitsgenehmigung vorliege. Die FLNS schickte am 23. Dezember ein Kündigungsschreiben auf Französisch an Arroyo-Toledos Adresse am Bodensee. Seinen Aussagen zufolge habe er dieses allerdings nicht erhalten.
So erfuhr er am Sonntag, dem 2. Januar von seiner Kündigung, als er das Kündigungsschreiben per E-Mail erhielt, in der er aufgefordert wurde, seinen Laptop und sein Mobiltelefon abzugeben. Er hatte dabei noch ein Gespräch mit dem FLNS-Präsidenten Marco Stacchiotti, den er nach den Gründen der Kündigung fragte. Arroyo-Toledo wollte wissen, wieso man nicht einfach die administrativen Prozeduren nachholt und dann die Zusammenarbeit fortsetze. „Herr Stacchiotti hat gesagt, dass ich verstehen müsse, dass die Vorstandsmitglieder dies auf freiwilliger Basis machen würden und deren Ruf nicht beschädigt werden solle. Deshalb sei eine Beendigung des Arbeitsvertrages die beste Lösung.“
Dabei habe die FLNS langfristig mit Arroyo-Toledo planen wollen. „Die Rede ging von Paris 2024 und Los Angeles 2028. Da wäre es doch sicherlich nicht so schlimm gewesen, wenn man ein paar Monate gebraucht hätte, um die administrativen Dinge zu klären.“
Stacchiotti: „An Gesetze gehalten“
Auf Nachfrage des Tageblatt hat der FLNS-Präsident zur Trainerentlassung schriftlich mitgeteilt: „Es gibt Gesetze, an die wir uns gehalten haben. Alles andere ist seine (Arroyo-Toledos, d-Red.) Meinung, die ich nicht kommentieren will.“ Seit Anfang des Jahres kann die FLNS jedenfalls nur noch auf zwei Trainer zurückgreifen: Christophe Audot und Arslane Dris. Ein neuer Technischer Direktor nach dem Abgang von Christian Hansmann wurde auch noch nicht vorgestellt.
Arroyo-Toledo geht es seinen eigenen Aussagen zufolge nicht um seine eigene Person. Er hat einen Doktortitel in Sportphysiologie, hat das Trainingsprinzip der Periodisierung mitentwickelt, das unter anderem vom Radsport-Team Sky (heute Ineos), vom Langstreckenläufer Mo Farah oder noch vom ehemaligen Weltrekordhalter über 50 m Schmetterling, dem spanischen Schwimmer Rafael Muñoz, angewendet wurde. Als Trainer arbeitete er in unterschiedlichen Ländern, zuletzt auf den Färöer-Inseln, wo drei seiner Schwimmer sich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert hatten. „Ich habe in einigen Ländern gearbeitet, aber das hier ist die schlimmste Erfahrung, die ich machen musste.“ Vor allem stört ihn die Art und Weise. „Ich konnte mich nicht einmal von meinen Athleten und deren Eltern verabschieden, das setzt mir bei der ganzen Sache noch am meisten zu.“ Seinen Humor hat der Mexikaner aber nicht verloren. „Meine Frau meinte, das Ganze habe schon etwas von einer mexikanischen Telenovela.“
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Der angekündigte frische Wind weht immer noch
recht kräftig.
Aufgrund solcher Misswirtschaft , Inkompetenz ,sportlicher Unfairness innerhalb der Schwimmföderation, sollte man dem Rufe des luxemburgischen Sportes wegen, dieser die staatlichen Zulagen streichen.
Ein Kasperletheater mit den entsprechenden Darstellern.
Gudden Mëtten,
et mist emoo een ddi Federatiounen ob den Leescht huelen. Dei schaffen net fir hier Sportler mee geint se, sie schaffen fir sech an fir hier VIP Batchdn bei grousen Events. Et ass nëmmen nach leinlech. Den Präsident mist sech mol selwer bei der Nues huelen.
Mat frendlechen Gréiss
Paul Moutschen