Schulfrei wegen Coronavirus / Wie Lehrer „Schule zu Hause“ konkret umsetzen
Schüler der Grund- und Sekundarschule bleiben ab Montag für zwei Wochen zu Hause. Bildungsminister Claude Meisch hat am Freitag die „Schule zu Hause“ angeordnet. Vier Lehrer haben uns berichtet, was die Maßnahme für sie bedeutet und wie sie dies konkret umsetzen.
Stefano D’Agostino und David Petri sind Lehrer im Atert-Lycée in Redingen/Attert und unterrichten das Fach „Vie et société“:
David Petri: Die Direktion des „Lycée“ hat klar vermittelt, dass die nächsten zwei Wochen keine Ferien sein werden. Vieles wird über den digitalen Weg gehen, mehrheitlich über E-Mail, weil das der einfachste Weg ist, den viele Schüler händeln können. Bei den iPad-Klassen können sie auch die Apps benutzen, die dort vorgesehen sind. Jeder Lehrer wurde gebeten, den Schülern über die digitalen Medien Aufgaben zu geben, die sie quasi autonom zu Hause machen können.
Stefano D’Agostino: Den Schülern wurde gesagt, dass sie ab nächster Woche jeden Tag ihre Mails abrufen müssen und die Lehrer sollen, wenn sie Aufgaben verschicken, auch Anweisungen dazu formulieren, damit die Schüler wissen, was sie genau machen sollen und für wann. Jeder Lehrer wird das auf seine Weise umsetzen. Im Fach „Vie et sociéte“ läuft vieles über Gruppenarbeiten. Wenn wir nun den Schülern ein Arbeitsblatt schicken, müssen wir das so anpassen, dass sie individuell daran arbeiten können. Wenn die Schüler Fragen haben, sollen wir erreichbar sein.
D.P.: Die Schüler können verschiedene Programme wie MS Teams, OneNote oder die Office-Apps benutzen. Es ist jetzt interessant zu sehen, wo wir mit der Digitalisierung stehen. Kommen sie damit klar, können sie autonom arbeiten? Es ist sicherlich interessant zu sehen, wie danach das Resultat aussieht.
Vielleicht ist das Virus auch irgendwie eine Chance, um den Schülern mehr Autonomie zu gebenLehrer
S.A.: Es ist eine große Chance für die Lehrer, sich mit den neuen Technologien upzudaten, aber auch für die Schüler. So lernen sie, verschiedene Sachen selbstständig zu tun. Vielleicht ist der Virus auch irgendwie eine Chance, um den Schülern mehr Autonomie zu geben.
D.P.: Man muss allerdings bedenken, dass die Schüler nun von rund einem Dutzend Lehrer mit E-Mails bombardiert werden. Ich denke da auch an die Eltern, die nun von zu Hause Homeoffice machen und dann noch täglich ein Dutzend E-Mails von den Lehrern zu lesen bekommen. Und dann müssen sie diese mit ihren Kindern noch bearbeiten. Da sollten wir aufpassen, dass die Eltern nicht zu viel überrumpelt werden.
S.A.: Es hat auch nicht jeder Schüler einen Laptop oder Computer zu Hause. Da sollte man aufpassen, dass keine Diskriminierung entsteht. Auch die Bewertungen über das, was die Schüler nun zu Hause tun, muss relativiert werden, da manchen Schülern mehr geholfen wird als anderen.
Joël Wintersdorf ist Grundschullehrer und Schulpräsident in Beles-Post. Er unterrichtet in einer 5. Klasse („Cycle 4.1“):
Was die Grundschulen betrifft, halten wir uns an das, was die Regionaldirektionen vorgeben. Wir Schulpräsidenten wurden heute Morgen (Freitag, Anm. d. Red.) zusammengerufen. Wir haben keine Ferien. Wir müssen verfügbar sein für die Eltern, wenn sie Fragen haben. Auch müssen wir ein Angebot für die zwei kommenden Wochen zusammenstellen, damit die Kinder arbeiten können. Unabhängig davon, ob sie das nun tun oder nicht. Das kann über verschiedene Kanäle ablaufen. Wir können ihnen Arbeitsblätter austeilen oder Online-Aufgaben geben. Das ist natürlich einfacher in einem „Cycle 4“ als bei den ganz Kleinen. Theoretisch sollte jeder „Cycle“ – von 1 bis 4 – das tun. Also von der „Spillschoul“ bis zum 6. Schuljahr.
Unsere Direktion hat uns gesagt, dass wir eine „Permanence“ in der Schule einrichten sollen, um den Eltern oder den Kindern Material mitzugeben oder um etwas zu verbessern. Wenn es Probleme mit den Übungen gibt, müssen wir den Eltern Antworten liefern können. Das wird aber von Klasse zu Klasse anders gehandhabt. Wir sollten den Eltern verschiedene Kanäle anbieten, um zu kommunizieren: online, E-Mails, Anrufe, Videokonferenzen. Manche Lehrer nehmen Tutorials auf, also kurze Videos, in denen man den Kindern Sachen erklären kann.
Meine Schüler haben einen Wochenplan, der online ist. Da sind schon einige Sachen eingetragen. Ich habe ihnen auch schon Material ausgeteilt. Sie können aber auch online arbeiten. Wir haben verschiedene Apps, wo sie online Aufgaben machen können. Das setzt natürlich auch voraus, dass die Kinder zu Hause dementsprechend ausgestattet sind. Die Kinder kennen die Programme alle, sie haben schon oft damit gearbeitet. Es ist also nichts Neues für sie. In den Apps bekommen die Schüler Feedback vom Programm. Und der Lehrer sieht, was die Schüler gemacht oder nicht gemacht haben. Wir sehen also, was ihnen Probleme bereitet hat.
Jetzt ist der Moment gekommen, wo viele Lehrer, die das vielleicht bis jetzt noch nicht benutzt haben, sagen, jetzt probiere ich das mal ausGrundschullehrer und Schulpräsident
Jetzt ist der Moment gekommen, wo viele Lehrer, die das vielleicht bis jetzt noch nicht benutzt haben, sagen, jetzt probiere ich das mal aus. In der „Spillschoul“ wird das schwieriger. Vieles hängt auch von den Lehrern ab, manche arbeiten noch gar nicht digital, andere sind da offener. Auch die Kommunikation mit den Eltern wird nun auf die Probe gestellt.
Ich sehe das Ganze nicht so dramatisch. Das Ministerium und unsere Regionaldirektion haben alles total durchgeplant und organisiert.
Tom Milmeister, Deutschlehrer im „Lycée technique du Centre“:
Die Direktion hat uns Beispiele genannt, wie wir Fernkurse anbieten können. Wir haben in unserem „Lycée“ viele iPad-Klassen. Die meisten davon arbeiten mit OneDrive, andere Lehrer benutzen MS Teams. Ich habe seit einem Jahr meine Kurse auf OneNote aufgestellt und halte darüber quasi meinen ganzen Unterricht. Ich habe meine Schüler heute (Freitag, Anm. d. Red.) darüber informiert, dass wir in den kommenden zwei Wochen weiter über OneNote fahren werden. Sofern es sich um eine iPad-Klasse handelt, sind sie es gewohnt, dass wir seit Anfang des Jahres auch in der Schule damit arbeiten. Die Umsetzung ist allerdings eine andere.
An den Tagen, an denen sie Deutsch bei mir haben, sollen sie sich einloggen und bekommen von mir Aufgaben gestelltLehrer
Ich benutze das Programm, um während des Unterrichts Sachen zu visualisieren, während ich den Schülern dazu Erklärungen gebe. Während der nächsten zwei Wochen mache ich hauptsächlich Wiederholungsübungen, um Sachen zu festigen sowie Zusatzübungen über Dinge, die sie im Prinzip schon können. Das Ganze funktioniert jetzt als Kommunikationsmittel. Jeder Schüler hat in dem Programm seinen eigenen Ordner mit seinen Übungen drin. Ich habe heute Morgen (Freitag, Anm. d. Red.) mit ihnen einen speziellen Unterordner in Bezug auf das Coronavirus eingerichtet. An den Tagen, an denen sie Deutsch bei mir haben, sollen sie sich einloggen und bekommen von mir Aufgaben gestellt.
Ich habe ihnen meinen Hauptunterricht zur Verfügung gestellt, der ist aber so abgespeichert, dass nur ich darin etwas umändern kann. Die Schüler haben die Aufgaben in ihren eigenen Ordner exportiert, sodass ich jeden Moment Einblick darauf habe, ob der Schüler die Übungen gemacht hat oder nicht. Auch kann ich die Übungen individuell verbessern und der Schüler kann das sehen, sobald sich das Programm synchronisiert hat. Auf 4e haben wir heute eine WhatsApp-Gruppe gegründet. Wenn die Schüler etwas nicht verstehen, kann ich sie gegebenenfalls anrufen und Erklärungen geben.
Die Direktion hat angeordnet, dass die Arbeiten, die nun zu Hause gemacht werden, zu einem gewissen Anteil in die Bewertung der nächsten Prüfung einfließen werden. Das ist wohl, um sicherzustellen, dass die Schüler auch zu Hause arbeiten sollen. Jene Schüler, die kein Internet zu Hause haben, bekommen die Aufgaben des Lehrers über das Sekretariat der Schule per Post nach Hause geschickt.
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