Medizin / Wie Luxemburg Long Covid meistern will
Patienten, die unter den als Long Covid bekannten Folgeerscheinungen einer Sars-CoV-2-Infektion leiden, sollen in Luxemburg eine adäquate und durchgeplante Pflege erhalten. Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat am Mittwoch zusammen mit verschiedenen Akteuren aus dem Luxemburger Gesundheitssektor einen dementsprechenden Plan vorgestellt.
Wie viele Menschen von Long Covid betroffen sind, ist nicht klar. Die Experten können nur eine Schätzung abgeben. Sie gehen davon aus, dass von den 70.000 Infizierten in Luxemburg rund 10 Prozent an Covid erkrankt sind. Von diesen wiederum seien etwa 10 Prozent von Long Covid betroffen. Demnach gehen die Experten von etwa 700 Long-Covid-Patienten in Luxemburg aus. Sie unterstreichen allerdings, dass nicht nur Menschen, die schwer an Covid erkrankt seien, Long Covid entwickeln können. Teilweise wurden Patienten mit Long Covid diagnostiziert, die nicht wussten, dass sie sich mit Sars-CoV-2 infiziert hatten.
Symptome von Long Covid sind äußerst heterogen. Sie können sich etwa in einer generellen Müdigkeit oder in Schmerzen äußern. Neben den somatischen (körperlichen) Folgen können Long-Covid-Patienten auch an psychologischen Folgen leiden. Es sei wichtig, festzustellen, ob Patienten tatsächlich an Long Covid oder an einer anderen Krankheit leiden – etwa an Folgeerscheinungen eines langen Aufenthaltes auf der Intensivstation oder etwas komplett anderem. Deshalb spielen der Hausarzt oder die Hausärztin mit ihren Kenntnissen über die Krankengeschichte einer erkrankten Person eine entscheidende Rolle in dem neuen Programm. Sie sind die „Entrée“. Stellen sie fest, dass die kranke Person tatsächlich unter Long Covid leidet, übergeben sie die Patientin oder den Patienten an einen „Case-Manager“ in der Abteilung für Infektionskrankheiten des CHL. Dabei handelt es sich um eine Pflegerin, die Erfahrung im Umgang mit Covid hat, wie am Mittwoch bei der Pressekonferenz zu erfahren war. Der Case-Manager wird den Werdegang der Patienten verfolgen und dokumentieren und schickt sie – falls notwendig – zur weiteren Behandlung ins Rehazentrum oder ins Thermalbad in Mondorf.
Paulette Lenert lobte das neue Projekt als eine „übergreifende Zusammenarbeit von Akteuren“ aus dem luxemburgischen Gesundheitsbereich. Long Covid sei eine Herausforderung, die auf uns zukäme, sagte sie. Mit dem Programm werde ein klarer und kohärenter „Parcours“ vorgezeichnet. Die Patienten müssen sich also nicht selbst zurechtfinden, vielmehr sollen sie auf ihrem Weg begleitet werden.
Bei der Therapie von Long Covid werden derzeit vor allem die Symptome behandelt, erklärte Dr. Gaston Schütz, Generaldirektor des „Rehazenter“ auf Kirchberg. Seine Einrichtung hat bereits 140 Long-Covid-Patienten behandelt. Genauso unterschiedlich wie die möglichen Folgen einer Covid-Erkrankung müssten auch die Behandlungsmethoden sein. „Nicht jeder Long-Covid-Patient ist gleich und nicht jeder Long-Covid-Patient braucht die gleiche Behandlung“, sagte er.
Teil des Projektes ist auch das „Domaine thermal“ in Mondorf. Deren Generaldirektor Pierre Plumer erklärte, dass Teile des Personals sogar Fortbildungen in Sachen Rehabilitation des Geschmacks- und Geruchssinnes machen. Der Verlust dieser Sinne kann ein Symptom einer Covid-Erkrankung sein. Monique Birkel, Pflegedirektorin des CHL, unterstrich die Leichtigkeit, mit der das neue Programm entstanden sei, während Dr. Thérèse Staub, Chefärztin der Abteilung für Infektionskrankheiten im CHL, die Bedeutung der pluridisziplinären Zusammenarbeit hervorhob.
Für das Projekt werden in einem ersten Schritt 1,01 Millionen Euro aus dem Covid-Krisen-Fonds des Gesundheitsministeriums bereitgestellt, vorrangig um Personal- und Materialkosten zu bezahlen. Für die Patienten ist die Behandlung gratis.
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