Energiewende / Wie Luxemburg nach Wärme bohrt: Geothermie produziert klimafreundliche Hitze
Geothermie ist ein essenzieller Teil der Energiewende in Luxemburg. Dafür soll Wärme aus der Erde bis in die Gebäude gepumpt werden. Die Firma „Yes Geo Services“ hat am Mittwochvormittag zur Präsentation eines Vorzeigeprojektes eingeladen.
Während Luxemburg bei der Stromproduktion vor allem auf Wind- und Solarenergie setzen will, stehen beim Heizen Wärmepumpe und Geothermie im Mittelpunkt. Ersteres ist bei Neubauten und Renovierungsarbeiten bereits der Standard – die Wärme aus der Tiefe wird momentan allerdings noch weniger oft installiert. Das soll sich nun langsam, aber sicher ändern. Damit dies auch funktioniert, müssen Vorzeigeprojekte her. Eines dieser Projekte wurde am Mittwochvormittag in Anwesenheit von Energieminister Claude Turmes („déi gréng“) und dem Käerjenger Bürgermeister Michel Wolter (CSV) beim Unternehmen „Yes Geo Services“ im Gewerbegebiet „Op Zämer“ in Bascharage vorgestellt.
Der Betrieb hat sich auf das Bohren der Löcher spezialisiert, die für die Geothermie benutzt werden. Auf ihrem eigenen Gelände bohrt die Firma nun vier Löcher von jeweils 140 Meter Tiefe. „Dadurch kann das Gebäude, das momentan noch mit Gas geheizt wird, autonom mit Geothermie geheizt werden“, sagte Yannick Schuler, Geschäftsführer von „Yes Geo Services“, gegenüber dem Tageblatt. Fotovoltaikanlagen sollen außerdem den Strom liefern. Wie lange die Bohrungen dauern, hänge dabei von der Geologie ab. „Wir schaffen etwa 300 Meter pro Woche“, so Schuler. Die erste Bohrung eines Projektes dauere normalerweise etwas länger, „aber bei der zweiten sind wir dann schneller“. In diesem Fall rechnet der 38-Jährige mit zwei Tagen für das erste Loch und dann für die restlichen drei noch einmal zwei Tage.
Dabei sei es auch wichtig, das richtige Personal zu finden – das sei im Bohrgeschäft „speziell“. Da die Ausrüstung des Betriebs allerdings auf dem neuesten Stand sei – und sie bereits eine zweite Maschine bestellt hätten –, sei es einfacher, die nötigen Spezialisten zu finden. „Unsere Angestellten haben schon einmal gebohrt. Ich würde für diese Aufgabe jetzt nicht einfach einen Maschinisten aus dem Baubetrieb von nebenan nehmen“, meinte Schuler.
Turmes verspricht sich viel von Geothermie
Bisher haben nur ausländische Firmen solche Bohrungen in Luxemburg ausgeführt. „Es ist gut, dass wir jetzt hier eine erste große Firma haben, die uns professionell und im großen Stil hilft, diese Bohrungen durchzuführen“, sagte Turmes am Mittwochvormittag. Die Technologie gebe es zwar jetzt schon bei verschiedenen Privathaushalten und Bürogebäuden, doch großflächig ist die Geothermie im Großherzogtum noch nicht anzutreffen. „Die Technologie werden wir sehr viel nutzen“, so Turmes. Das Energieministerium arbeite in Düdelingen mit dem „Fonds du logement“ zusammen, um dort eine Bohrung von mehr als 1.000 Metern Tiefe durchzuführen. „Wenn das klappt, können wir das ganze Viertel CO₂-frei mit warmem Wasser aus dem Boden heizen“, sagte Turmes.
Geothermie soll die übliche Wärmepumpe nicht ersetzen, sondern komplementär eingesetzt werden. Für ein kleines Haus reiche die Luft-Wasser-Wärmepumpe völlig aus, doch für größere Gebäude sei es besser, auf die Hitze aus der Erde zurückzugreifen. Das gelte beispielsweise für große neue Bürogebäude – aber nicht nur. „Auch die alten Gebäude, die noch mit Gas oder Öl geheizt werden, sollen in den kommenden Jahren systematisch umgestellt werden“, sagte Turmes. Dort müsse dann auch nur 100 bis 150 Meter tief gebohrt werden.
Die Technologie gibt es allerdings in anderen Ländern wie der Schweiz, Deutschland und Island schon länger. Warum findet diese Technologie also jetzt erst ihren Weg ins Großherzogtum? Vor dem nationalen Energie- und Klimaplan (PNEC) der momentanen Regierung habe es in Luxemburg keine Geothermie-Strategie gegeben, so Turmes. Der aktuelle PNEC spricht der Geothermie große Wichtigkeit zu und betont, dass das Einführen der Technologie beschleunigt werden muss.
Wie funktioniert Geothermie?
Doch wie funktioniert Geothermie überhaupt? „In der Erde gibt es unterschiedliche Schichten und je tiefer man geht, desto wärmer wird es“, erklärte Pit Losch aus der Direktion für erneuerbare Energien am Mittwochvormittag während der Präsentation des „Yes Geo Services“-Projektes. Um die Hitze benutzen zu können, läuft eine Flüssigkeit – meistens Wasser – in die Tiefe, wird dort aufgewärmt und dann wieder hochgepumpt. „Bei Tiefen bis 400 Meter, und da gehört dieses Projekt dazu, redet man von oberflächennaher Geothermie. Das sind Temperaturniveaus von unter 20 Grad“, so Losch. Diese Wärme müsse noch einmal mit einer Wärmepumpe aufgewertet werden, damit man sie nachher beispielsweise für eine Bodenheizung nutzen kann.
Bei der tieferen Geothermie, die auch in Düdelingen vorgesehen ist, liegen die Temperaturen bei 40 bis 70 Grad. Diese können dann ohne Aufbereitung durch eine Wärmepumpe in ein Wärmenetz eingeschleust werden. Diese Wärme sei allerdings nicht unendlich. „Wenn man mit einer Bohrung nahe der Oberfläche ein Haus heizt, das kaum isoliert ist, ist es möglich, so schnell Wärme aus dem Boden zu ziehen, dass sie nicht mehr regeneriert wird. Dann befindet man sich langsam, aber sicher auf einem Eisblock“, erklärte Losch. Es sei allerdings auch möglich, das Gebäude im Sommer passiv zu kühlen und dann Überschusswärme wieder dem Erdreich zuzufügen. „So kann man saisonal Kältemanagement betreiben“, so Losch.
Beim Bohren müsse man allerdings darauf achten, dass die Grundwasserschichten nicht kontaminiert werden. Die Wasserverwaltung passe darauf auf und habe laut Yannick Schuler bei den vier Löchern in der Gewerbezone die Maximaltiefe festgelegt. Das Energieministerium verspreche sich jedenfalls viel von dieser Technologie, doch das Potenzial müsse erst noch komplett abgeschätzt werden. Vor allem im Süden des Landes seien die geologischen Voraussetzungen vielversprechend. „Im Ösling würde man hingegen auch bei einer Tiefe von zwei Kilometern nicht vieles Interessantes finden“, sagte Losch.
Trotzdem: Die Nachfrage sei laut Schuler sehr groß. „Wir haben nach unseren Bohrungen zwei weitere für eine Privatperson, danach eine Probebohrung für die Gemeinde Garnich“, sagte Schuler. Und viele weitere seien bereits in Aussicht.
- PAG abgeändert: Gemeinde erlaubt den Bau von Tiny Houses - 11. November 2024.
- Die Berichterstattung über „Dëppefester“ ist ein essenzieller Teil unserer Gesellschaft - 4. November 2024.
- Tierschutzverein stößt an seine Grenzen: „Schafft euch nur ein Tier an, wenn ihr Zeit habt“ - 31. Oktober 2024.
Gudd dass mär klengt Letzebuerg elo d‘Welt retten.
Awer weltwäit gët nach ëmmer alles verknascht a poluéiert.
Habe meine Geothermische Heizung schon 2006 installiert. Also nichts neues. Leider kann man nicht überall Löcher bohren wegen den Erdschichten laut Info von Eau et Foret!
Fänken mir och elo un privat Leit matt hierem Eigentum ze Ruineieren ,
Wou sollen mir dann daat vielt Geld hier huellen , fir alles eingebauen …
Do Denken da viel Just vun A op B ..
awer nett bis ob C !
zwechent Theorie an alles ant Praxis emsetzen leit een Universum…
@ Romain
„Habe meine Geothermische Heizung schon 2006 installiert. Also nichts neues. Leider kann man nicht überall Löcher bohren wegen den Erdschichten laut Info von Eau et Foret!“
Wenn jedes Haus das tun würde, würde es nicht gehen.
Xavier;
Geobohrungen nehmen die Wärme aus dem Boden nur bei 3Meter Radius auf. Habe 2 Bohrungen von je 80Meter bei einen Abstand von 9Meter. Normale Heizkörper. Kein Neubau. Kein Unterhalt der Wärmepumpe.
Kuckt emol wat 2006 am Dezember zu Basel lass war! Atommeiler, Fracking a Geothermie sin allen dräi gläich schlecht. Grad esou schlecht ewéi ons gréng Politiker, déi keng Ahnung hun. Kilometer déif Lächer an de Buedem bueren, wat soll dat? Mécht rise Chaos am Ënnergronn. Mir sollen ophalen, déi schlecht Konsequenze vum technologesche Fortschëtt mat ëmmer méi technologeschem Foprtschrëtt ze bekämpfen. Et ass de Wuesstum deen alles kapott mécht. D‘ Welt ka leider net méi gerett gin. Dofir ass den Egoismus wun de Leit vill ze grouss.
1) Langfristig kühlt der obere Erdbereich dabei ab. Hat man sich Gedanken üder die Reaktion von Tier- und Pflanzenweltgemacht?
2) Es erfolgt ein Transfer von Erdwärme zur Atmosphäre. Damit hat man in punkto Erwärmung der Atmosphäre, sprich Klimaveränderung, nichts gewonnen.
3) Luft/Luft oder Luft/Wasserwärmepumpen führen die von den Häusern abgegebene Wärme einem Zyklus zu. Die abgestrahlte Wärme wird wieder in die Gebäude „gepumpt“. Langfristig die nachhaltigere Lösung.
Da wär Lëtzebuerg séier eppes wéi e schwéitzer Kéis.