Freizeittiere / Wie Pferde durch den Ausbildungsweg lernen
Reiten unterscheidet sich von anderen Sportarten, da man als Reiter nicht nur die Verantwortung für sich, sondern auch für sein Pferd trägt. Um in dieser Rolle Erfolg zu haben, muss man sich auf das konzentrieren, was Reiter und Pferd können, und an diesem Punkt mit der Arbeit beginnen. Wichtig dabei ist, dass das ausgewogene Training Freude bereitet. Die gute Praxis kennzeichnet sich nämlich nicht nur durch das Ziel des Turnierreiters, sondern ist auch für jedes Pferd der Weg durch ein langes und glückliches Leben. Reiterin und Pferdetrainerin Deborah Brüchle verrät uns, wie Pferde durch eine artgerechte Ausbildung willige und aufgeschlossene Partner werden können.
Tageblatt: Wie lernen Pferde?
Deborah Brüchle: Innerhalb einer Herde lernen Pferde voneinander. Auch wenn Pferde auf bestimmte Situationen instinktiv reagieren, sind sie dennoch in der Lage, Reaktionen, die auf Beobachtung und positiven Erfahrungen beruhen, zu erlernen. Ein Pferd lernt am besten schrittweise, mit regelmäßigen Wiederholungen. Das Lernen sollte aber nicht nur von Anstrengung, sondern auch von Vergnügen begleitet sein. Pferde sind anpassungsfähige Tiere. Man kann sie deshalb zur Reaktion auf sehr feine Signale ausbilden und ihnen sogar beibringen, ihre Instinkte wie die Angst vor einem unbekannten Objekt oder Geräusch zu überwinden. Dabei sollte die Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Pferd immer auf Vertrauen, Respekt und Kommunikation beruhen.
Wie funktioniert das Gedächtnis dieser Tiere?
Pferde haben ein gutes Gedächtnis. Ihr Gehirn lernt durch Erfahrungen und Routine. Um den Tieren etwas beizubringen, sollte man mit Konditionierung und Wiederholungen arbeiten. In der Ausbildung sind ein gesunder Ausgleich und ein abwechslungsreiches Programm fundamental. Pferde lernen schneller, wenn die Aufgabe regelmäßig im Training vorkommt, aber im Wechsel zu anderen Übungen. Daher sollte die Ausbildung individuell abgestimmt sein, indem die verschiedenen Aufgaben logisch aufeinander aufgebaut werden.
Was muss bei der Ausbildung beachtet werden?
Die Pferdeausbildung basiert auf Freiwilligkeit, Verständnis und Vertrauen. Reiten ist eine Kunst, bei der Pferd und Reiter in perfekter Einheit zusammenarbeiten, um komplexe Manöver auszuführen. Gut ausgebildete Tiere zeigen echte Intelligenz. In der Grundausbildung kann mit Konditionierung, negativer sowie positiver Verstärkung gearbeitet werden. Sobald zwischen Trainer und Pferd eine Grundverständigung möglich ist, können Signale gegen andere ausgetauscht werden. Wenn das Tier Stimmkommandos gelernt hat, ist es relativ einfach, diese Signale durch die Schenkel- und Zügelhilfen zu ersetzen. Ein negativer Verstärker, wie das Halten auf den Zügelzug, kann sofort von einem positiven Verstärker gefolgt werden. Zum Beispiel zeigt ein lobendes Kraulen dem Pferd, dass es richtig reagiert hat. Die Aufgabe des Reiters ist es, diesen Vorgang so zu verfeinern, dass er nur noch leichte Hilfen geben muss und eine feinfühlige Anlehnung halten kann, die das Pferd nicht stört. Des Weiteren wird eine Verringerung der Reaktionsneigung durch wiederholte Stimulation Gewöhnung genannt. Wenn ein Pferd Angst vor dem Verkehr hat, so muss es durch regelmäßigen Kontakt mit Autos daran gewöhnt werden. Mit Bestätigung und Lob kann es seine Ängste überwinden. Im Gegenteil dazu nennt man eine verstärkte Reaktionsneigung aufgrund gesteigerter Reize Sensibilisierung. Ein Pferd, das auf normale Schenkelhilfen nicht mehr reagiert, kann sensibilisiert werden, indem man Sporen oder Gerte einsetzt und das Pferd belohnt, sobald es reagiert. Wenn das Pferd wieder sensibler reagiert, kann man die Sporen weglassen.
Wie kann man dem Pferd leichter beibringen, auf ein Signal zu reagieren?
Man kann einem Pferd leichter beibringen, wie es auf ein Signal reagieren soll, wenn diese Reaktion seinem natürlichen Verhalten entspricht. Wer also das natürliche Verhalten der Pferde versteht, kann damit arbeiten und ihre Stärken nutzen. Wenn ein junges Pferd beispielsweise von allein vorwärtsgeht, weil es einem anderen Pferd folgt, schnalzen manche Trainer mit der Zunge. Wenn sie dieses Geräusch bei weiteren Gelegenheiten wiederholen, wird das Pferd allmählich das Schnalzen mit dem Vorwärtsgehen in Verbindung bringen. Ein Pferd funktioniert über Konditionierung. Der Reiter sollte, wenn er ein Signal sendet, die richtige Reaktion des Pferdes positiv verstärken. Die positive Verstärkung kann dem Tier durch den Abbruch der Übung, Stimm- oder Futterlob vermittelt werden. Anfangs muss das Signal deutlich und exakt gegeben werden, damit das Pferd gut zwischen den verschiedenen Signalen unterscheiden kann. Später können die Signale subtiler gestaltet werden. Der liebevolle Umgang mit dem Pferd und das gegenseitige Verzeihen von Fehlern sind hierbei von Bedeutung.
Warum sollte man beim Bestrafen Vorsicht walten lassen?
Ein Pferd lernt genauso schnell positive wie auch negative Dinge. Wenn in der Ausbildung Unfälle passieren oder das Pferd auf einen Menschen trifft, der inkonsequent oder bösartig ist, wird es auch daraus für sich Dinge lernen. Folgt jedoch auf einen Unfall eine Gewöhnung an die Situation, kann eine neue Vertrauensbasis aufgebaut werden. Wird allerdings ein Pferd inkonsequent erzogen oder verzogen, folgen daraus Verhaltensauffälligkeiten, die für den Menschen gefährlich werden können. Bestrafungen sind außerdem für Pferde unverständlich. Konsequenz und Korrektur sind angemessene Reaktionen auf ein unerwünschtes Verhalten, darauf sollte sofort eine positive Verstärkung des richtigen Verhaltens des Pferdes folgen. Bei einem ausgebildeten Pferd genügt es oft, eine unbefriedigende Reaktion nicht zu belohnen. Aktive Strafen sollte man auf jeden Fall vermeiden, weil das Pferd sonst die Bestrafung mit der gerade geforderten Übung verknüpft.
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