Corona-Prognose der Experten / Wie realistisch ist die 500er-Marke der Regierung?
Am Montag führt das Parlament neue Covid-19-Maßnahmen ein, falls die Zahl der Neuinfektionen bis zum Wochenende nicht unter die 500er-Marke fällt. Das Tageblatt hat verschiedene Experten befragt – eine Besserung halten sie für unwahrscheinlich.
Sollte die Zahl der Neuinfektionen bis zum Wochenende nicht auf durchschnittlich unter 500 pro Tag sinken, könnten am kommenden Montag neue Sicherheitsmaßnahmen vom Parlament verabschiedet werden (wir berichteten). Doch wie wahrscheinlich ist es, dass die Neuinfektionen bis zum Wochenende dermaßen zurückgehen?
Laut Dr. Alexander Skupin stehen die Chancen nicht gut: „Wir haben es geschafft, die Zahlen zu stabilisieren, aber die Neuinfektionen müssen wesentlich verringert werden – danach sieht es momentan nicht aus.“ Skupin ist Professor am „Luxembourg Centre for Systems Biomedicine“ (LCSB) der Uni.lu und mitverantwortliches Mitglied der Covid-19-Taskforce „Research Luxembourg“. Auf die Woche geschaut gebe es noch immer um die 800 Fälle pro Tag. Über die nächsten Tage müssten also 300 Neuinfektionen weniger pro Tag verzeichnet werden. „Das wäre schön, ist aber eher unwahrscheinlich“, sagt Skupin.
Bis Weihnachten wolle die Regierung bei durchschnittlich unter 200 Neuinfektionen pro Tag sein, erklärt Skupin. „Gerade während der Festtage, die gefeiert werden müssen, sollten wir möglichst geringe Fallzahlen haben.“ Um dieses Ziel zu erreichen, habe die Regierung die momentane Grenze der 500 Neuinfektionen pro Tag festgelegt. „Wenn wir die Weihnachtszeit mit einer zu hohen Fallzahl starten, werden wir im Januar vermutlich noch ein größeres Problem als momentan haben“, erklärt Skupin. Nach den Weihnachtsfeiertagen rechne er wieder mit einem Anstieg – ein Puffer sei also nötig. „Schlussendlich sind nicht die Maßnahmen entscheidend, sondern das Verhalten der Menschen“, so Skupin. „Würden die Menschen sich an die Maßnahmen halten, dann würden die Zahlen auch wieder zurückgehen.“
Diese Meinung vertritt auch Professor Claude Muller. Er ist Teil der Luxemburger „Infectious Disease Unit“ und berät verschiedene Einrichtungen im Umgang mit dem Coronavirus. Es sei schwierig, eine klare Zukunfts-Prognose zu geben, weil die Entwicklung schlussendlich vom Verhalten der Menschen abhängig sei. „Auf der einen Seite sind die Vorschriften, auf der anderen wie gut diese eingehalten werden – und das hängt wiederum davon ab, wie hoch die Zahlen sind“, sagt Muller. Bei höheren Fallzahlen seien die Menschen vorsichtiger. Wichtiger als die Zahl der Neuinfektionen sei für ihn allerdings die Altersverteilung. „Die Regierung muss sich etwas einfallen lassen, um die älteren Menschen zu schützen“, sagt Muller. Eine Möglichkeit dies zu tun, sei, gefährdete Menschen außerhalb von gemischten Haushalten unterzubringen – in Hotels zum Beispiel.
So funktioniert die Coronastep-Untersuchung
Das Forschungsinstitut entnimmt Proben an 13 Luxemburger Kläranlagen. Insgesamt wird somit ein Einzugsgebiet mit 445.302 Menschen abgedeckt. Dafür wird über 24 Stunden Wasser am Zufluss der jeweiligen Kläranlage gesammelt. Die Virus-RNA ist in menschlichen Exkrementen nachweisbar und kann deshalb in Kläranlagen gefunden werden. Die Forschungseinrichtung LIST beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit Abwässern und den Viren, die sich darin befinden. Normalerweise gehen die Forscher Viren nach, die Magen-Darm-Entzündungen oder andere Infektionen des Verdauungstrakts auslösen können. Für die Auswertung benutzen die Forscher im Grunde die gleiche PCR-Methode, wie sie auch bei Rachenabstrichen angewandt wird. Sie erlaubt es, die RNA – also den genetischen Bauplan des Virus – aufzuspüren. (sen/gr)
Abwasseranalysen
Auch den Zahlen von Coronastep zufolge ist eine klare Besserung in naher Zukunft nicht in Aussicht. Forscher des „Luxembourg Institute of Science and Technology“ (LIST) entnehmen seit Monaten Proben aus dem Abwasser, das in Luxemburgs elf Kläranlagen ankommt. Die Proben können ihnen Anhaltspunkte dafür geben, wie stark das Coronavirus in Luxemburg zirkuliert. In dieser Woche geben die Wissenschaftler immer noch keine Entwarnung.
„Die RNA-Ströme von SARS-CoV-2 in den Kläranlagen sind nach wie vor hoch und vergleichbar mit denen der vergangenen drei Wochen“, schreibt das Forschungsinstitut in seiner Analyse. Der Bericht spricht außerdem von Schwankungen auf hohem Niveau, die „keine klaren Anzeichen einer Abnahme oder Zunahme zeigen“.
Laut Henry-Michel Cauchie vom LIST liegt die Zahl der aktiven Fälle zwischen 9.000 und 10.000. Ein eindeutiges Indiz für einen Rückgang könne das LIST am Abwasser nicht erkennen. „Es gibt keine klare Gleichung, die es erlaubt, die Anzahl der Corona-Fälle auf der Grundlage der Kontamination des Abwassers zu berechnen“, erklärt Cauchie. Allerdings sei ein System dieser Art in Arbeit. „Natürlich können wir heute nicht vorhersagen, wie das Ergebnis morgen aussehen wird, aber bis Donnerstagabend werden wir wissen, wie die Lage ist“, sagt Cauchie.
Die täglichen Infektionszahlen, die das Gesundheitsministerium am Mittwoch veröffentlicht hat, lassen nicht auf eine Besserung schließen: Die „Santé“ meldet am Mittwoch (18. November) 891 Neuinfektionen bei den Einwohnern Luxemburgs.
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Die 500er Marke hat ja mit 891 neuen Infektionen heute super geklappt. In der 2. Welle hat die Regierung leider nicht wirklich gut abgeschnitten. Da sieht man, dass ein so kleines Land „Krise“ nicht kann. Solange es gut läuft ist alles gut – wenn Probleme kommen wird es schlimm. Hoffen wir das Beste, doch es ist leider schon Wochen zu spät
Daat wuar just alles schein schwetzerei dei wessen genau das daat onmeiglech enner 500 zekommen glewen mol net op mir dat iwwerhaapt des joer packen och mam mini lock down
Haut 670, muer e puer manner an e Meindeg as d´500er Mark errecht. Das Duo Koepp/Rix hat gewonnen. Die Kneipen bleiben offen, und ich will wieder an die Thecke. Koepp wird Premier, Rix übernimmt die Santé, der muss aber davor zum Frisör😫
Immer wieder nur Verzweifelungsmassnahmen werden
verhängt, etwas konkretes oder angepasstes Verhalten
wird nicht so richtig von der Politik in Gang gebracht,
wenn’s so weiter läuft ist dies der totale Untergang von
Wirtschaft,Handel,Handwerk usw. Anstatt Tram,Airbusflieger
und vieles anderes mehr,hätte man viele verpuffte Steuergelder
in das Gesundheitssystem und Wirtschaft investieren sollen,
was für die Bevölkerung nützlicher gewesen wäre.
Riesenprobleme lösen ist nicht gerade politische Stärke.
@Wer regiert hier?/ Super Kommentar ganz no mengem Gusto!
Man verliert allmählich das Vertrauen in die da oben und es stellt sich die Frage, wann Bettel endlich auftritt wie man das zurecht von einem Premier verlangen darf. Diese Salamitaktik ist zermürbend.