Luxemburger Corona-Patientin / Wie sich das Virus bei einer Infizierten anfühlt
Pascale Barthel hat sich mit dem Coronavirus Covid-19 angesteckt. Die 42-Jährige ist Asthmatikerin und befindet sich nun auf dem Weg der Besserung. Im Tageblatt-Interview schildert sie ihre Symptome sowie ihren Krankheitsverlauf und erzählt, wie sich eine Erkrankung mit dem Virus anfühlt.
Tageblatt: Wie geht es Ihnen heute?
Pascale Barthel: Jetzt geht es mir viel, viel besser. Am Dienstag (Anm. d. Red.: 31. März) werden es drei Wochen sein, in denen ich krank bin. Ich habe noch verbleibende Symptome, die nicht weggehen wollen, darunter einen etwas nasseren Husten und noch immer den fehlenden Geschmacks- und Geruchssinn. Ich bin jetzt aber weniger schnell außer Atem und kann endlich wieder die Treppe hochlaufen, ohne eine Pause zu machen. (lacht)
Wann hatten Sie die ersten Symptome?
Das erste Symptom, einen trockenen Husten, hatte ich am Dienstag, 10. März. Da ich Asthmatikerin bin, habe ich nicht sofort darauf reagiert. Ich dachte, es habe etwas mit meinem Asthma oder meiner Allergie zu tun. Am Tag darauf bekam ich Fieber – und da wurde ich stutzig. Das war am Mittwoch. An jenem Tag war ich leider noch auf der Arbeit. Am Nachmittag bin ich dann nach Hause gegangen. Die Praxis meines Hausarztes war da geschlossen. Mein Arzt kam am Donnerstag zu mir nach Hause. Am Donnerstagnachmittag habe ich den Corona-Test gemacht. Am Freitag, den 13., erhielt ich das Resultat. Es war positiv.
Das Erste, was ich gemacht habe, war, bei der Hotline anzurufen. Dort habe ich gesagt, dass ich einen Verdacht auf Corona habe. Die meinten, ich solle zuerst meinen Hausarzt kontaktieren.
Wie kam es denn zum Test?
Das Erste, das ich gemacht habe, war, bei der Hotline anzurufen. Dort habe ich gesagt, dass ich einen Verdacht auf Corona habe. Die meinten, ich solle zuerst meinen Hausarzt kontaktieren. Der kam ja dann am Donnerstag zu mir nach Hause und hat mir einen Test verschrieben. Mit meinem Mann bin ich am selben Tag nachmittags zum Drive-in nach Junglinster gefahren. Dort haben sie mir das Stäbchen in die Nase gehalten. Am Tag danach um 8 Uhr morgens hatte ich das Resultat.
Wurden Sie dann in Quarantäne gesetzt?
Ich war eh nicht fähig, irgendetwas zu tun. (lacht) Das Fieber war zwar nicht so hoch. Es ist bis auf 38,7 Grad geklettert und nur dreieinhalb bis vier Tage geblieben. Übermorgen (am Mittwoch, 1. April) bin ich seit drei Wochen hier drinnen. Jetzt, wo ich das schöne Wetter draußen sehe, bekomme ich Lust, eine Ausfahrt mit dem Motorrad zu machen. Aber das geht leider nicht. Ich habe die ganzen Symptome dokumentiert. Ich habe eine Excel-Datei angelegt, in der ich eingetragen habe, welche Symptome ich an welchem Tag hatte.
Und das wären?
Am Anfang war es sehr heftig. Alles tat mir weh. Diese Phase hat nicht sehr lange gedauert. Also im Verhältnis dazu, dass ich nun drei Wochen krank bin. Diese Phase hat eine Woche gedauert. Danach ging es mir viel besser. Aber dann kam die ganze Müdigkeit und Übelkeit. Ich habe fast nichts mehr gegessen. Ich habe so ein wenig den Eindruck, als hätte ich drei Phasen durchlaufen. Eine Woche, eine Phase. Ich bin noch recht jung, habe 42 Jahre. Ich bin sehr sportlich und achte sehr genau auf meine Ernährung. Aber das hat mich schon etwas mitgenommen, muss ich sagen. Seit zwei Tagen (Samstag, Anm. d. Red.) kann ich sagen, es geht mir jetzt viel, viel besser.
Haben Sie von öffentlicher Seite Material zur Verfügung gestellt bekommen?
Also ich habe meinen gesunden Menschenverstand benutzt. (lacht) Ich habe mir gesagt, ich kann andere Menschen anstecken. Das muss ich vermeiden. Insbesondere jene, die hier mit mir in meinem Haushalt wohnen, mein Mann und mein Sohn. Vom Staat habe ich eine Kiste voller Atemschutzmasken bekommen und einen Zettel, auf dem stand, dass ich mich in Quarantäne befinde.
Wie lange wurden Sie denn in Quarantäne gesetzt?
Zwei Wochen. Das stand im Brief, den ich vom Gesundheitsministerium bekommen habe. Aber ich war eh nicht fähig, etwas zu tun. Ich lag komplett flach. Ich bin trotzdem auch diese komplette Woche im Krankenschein. Ich brauche noch etwas Zeit, um mich zu erholen.
Was hat Ihnen in dieser Zeit geholfen?
Ich habe sehr viel Tee getrunken. Besonders geholfen hat mir zudem meine Heizdecke für die Matratze. Wenn die Lungen und die Muskeln schmerzen, dann tut das unheimlich gut. Von der Online-Einkaufsplattform Luxcaddy habe ich Unterstützung bei meinen Einkäufen erhalten. Meinen 72-jährigen Vater wollte ich damit nicht beauftragen. Wenn er das Virus bekommt, weiß ich nicht, ob er das überleben würde. Zu Hause habe ich die Türklinken desinfiziert. Wir haben am selben Tisch gegessen, aber mit Sicherheitsabstand. Mein Ehemann und ich schlafen immer noch im selben Bett.
Sie haben gesagt, dass Sie viel Sport treiben.
Ja, ich gehe regelmäßig joggen und trainiere meine Muskulatur. Meine Muskeln sind nun geschrumpft, was mich sehr ärgert.
Am Anfang habe ich mir gedacht, oh nein, was soll das nun werden. Aber ich habe mir gesagt, bleib ruhig, sobald ich das Gefühl hatte, dass sich eine Asthmakrise anbahnen könnte.
Sie sind Asthmatikerin. Hatten Sie denn keine Angst, als Sie erfahren haben, dass Sie mit dem Coronavirus, das ja eine Lungenkrankheit ist, infiziert sind?
Doch. Am Anfang habe ich mir gedacht, oh nein, was soll das nun werden. Aber ich habe mir gesagt, bleib ruhig, sobald ich das Gefühl hatte, dass sich eine Asthmakrise anbahnen könnte. Ganz am Anfang nicht, aber in den vergangenen zwei Wochen, in denen sich der Husten leicht verändert hatte, war ich oft recht nah an einer Asthmakrise. Ich benutze ein Inhalationsspray mit Diskus, das ich jeden Morgen einnehme. Dann habe ich viele Atemübungen gemacht. Man sollte möglichst nicht in Panik geraten. Wenn man in Panik gerät, dann verschließt sich das hier (Barthel zeigt auf ihren unteren Hals). Das sollte man vermeiden.
Sie haben zahlreiche YouTube-Videos über Ihren Krankheitsverlauf hochgeladen. Welche Message wollen Sie den Leuten mitteilen?
Ich habe die Videos auf YouTube hochgeladen, um den Leuten zu zeigen, was es mit dem Coronavirus auf sich hat. Viele haben sich bei mir bedankt und gesagt, dass die Videos sie beruhigt hätten. Man sollte ruhig bleiben und viel Geduld haben.
Mein Ziel ist es, die Leute zu beruhigen und darüber zu informieren, dass das Virus kein Zuckerschlecken ist. Es ist schon heftig.
Ihr Ratschlag ist also, ruhig zu bleiben?
Ja. Man verprasst sonst unnötige Energie. Und die braucht man später, um sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, wenn es da ist. Mein Motto: Es ist verlorene Energie, wenn ich mich über etwas stresse, das ich gar nicht habe. Ich kann es aber nachvollziehen, da ich eine Zeit lang auch so war. Mein Ziel ist es, die Leute zu beruhigen und darüber zu informieren, dass das Virus kein Zuckerschlecken ist. Es ist schon heftig.
Wie fühlt es sich denn an? Wie eine Grippe? Oder schlimmer?
Meine letzte richtige Grippe, bei der ich zwei Wochen außer Betrieb war, ist schon eine Weile her. Das Coronavirus ist sehr eigenartig, denn es ruft unterschiedliche Reaktionen bei den Menschen hervor. Manche Leute haben praktisch keine Symptome, andere sterben daran. Mein Fall war ein leichter bis moderater. Das, was ich jetzt hier durchgemacht habe, war eine Lungenentzündung gepaart mit einer heftigen Grippe. Es ist ja eigentlich keine Grippe.
Wenn Sie nun geheilt sind, können Sie ja eigentlich nicht mehr angesteckt werden und auch niemanden mehr anstecken. Können Sie sich dann wieder frei bewegen?
Solange das Virus nicht mutiert, bin ich ja immun dagegen. Sobald eine Mutation da ist, ist das nicht mehr der Fall. Wann die Mutation kommt, weiß ich nicht. Ich bin der Meinung, dass sie nicht direkt erfolgt. Aber ich bleibe trotzdem vorsichtig. Eine Sache ist auf jeden Fall sicher: Wenn meine dreieinhalb Wochen Krankenschein vorbei sind, dann werde ich mich als Allererstes auf mein Motorrad setzen und eine Runde drehen. Alleine. (lacht) Ich muss raus.
Haben Sie noch ein abschließendes Wort an unsere Leser?
Ich bin sehr glücklich darüber, hier in Luxemburg zu wohnen. Hier wird sehr viel für uns getan. Ich will an dieser Stelle jedem Danke sagen, der in dieser Krisenzeit weiter funktionieren muss. Diese Leute haben es nicht einfach. Ich meine damit nicht nur die Ärzte, sondern auch Kassiererinnen, Putzhilfen und viele andere. Danke, dass ihr jeden Tag für uns da seid!
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