Bee Secure Radar / Wie sich Kinder und Jugendliche im Netz bewegen
Wie oft und auf welche Weise benutzen Kinder und Jugendliche in Luxemburg Informations- und Kommunikationstechnologien? Welche Geräte benutzen sie dazu und wo sehen ihre Eltern Risiken und Gefahren im Internet? Diesen und anderen Fragen ging der „Service national de la jeunesse“ (SNJ) im ersten Bericht dieser Art, dem „Bee Secure Radar 2022“, nach, der am Dienstag vorgestellt wurde.
Am Tag des „Safer Internet Day“ stellte der „Service national de la jeunesse“ (SNJ) seinen ersten Bericht zum Umgang der Kinder und Jugendlichen mit Informations- und Kommunikationstechnologien (TIC) vor. Unter dem Namen „Bee Secure Radar 2022“ wurden Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 30 Jahren während des Schuljahres 2020/2021 über ihren Umgang mit Geräten und ihre Einschätzung zu Gefahren im Netz befragt. Bei den 3- bis 16-Jährigen wurden jeweils nur die Eltern kontaktiert.
„Unsere Aufgabe ist es, uns eine Idee davon zu machen, wie sich junge Menschen im Internet bewegen, welche Apps sie benutzen, was sie dort tun und welche Risiken sie im Netz begegnen“, sagte SNJ-Direktor Georges Metz. Der am Dienstag vorgestellte Bericht ist der erste seiner Art. Jedes Jahr soll ein weiterer folgen, um über die Jahre bestimmte Tendenzen feststellen zu können
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Der „Bee Secure Radar“ kann hier als PDF in französischer Sprache heruntergeladen werden.
Metz betonte, dass das Dokument keineswegs den Anspruch einer universitären Studie habe. Es soll lediglich ein Bild davon abgeben, wie Kinder und Jugendliche mit den Informations- und Kommunikationstechnologien zurechtkommen, damit umgehen und welche Risiken dabei festgestellt werden. „Hätten wir der Uni oder einem wissenschaftlichen Institut diesen Auftrag gegeben, dann hätte das zu lange gedauert“, sagte Metz. „Dann könnten wir ein solches Feedback nicht jährlich und nicht in dieser Form geben.“
Fernseher, Tablet und Smartphone
Christine Konsbrück und Dora Pereira Fernandes sind Studienbeauftragte des SNJ. Konsbrück hat sich mit dem Zugang und der Nutzung der TIC befasst und Fernandes mit den Gefahren und Risiken. Der Bericht soll helfen, das Angebot von Bee Secure an die aktuellen Trends anzupassen. Die Daten aus den Umfragen stammen aus verschiedenen Quellen (siehe Infobox). Christine Konsbrück hob am Dienstag einige relevante Fragen zu Umgang und Nutzung aus dem Bericht hervor.
Wie gut fühlten sich Eltern über die digitalen Aktivitäten ihrer Kinder informiert? Die Mehrheit der Eltern fühlte sich gut bis sehr gut darüber informiert, so eine der Antworten aus dem Bericht. Nur zwei Prozent der Eltern fühlten sich sehr schlecht informiert. Die Eltern der 3- bis 11-Jährigen sahen sich allgemein besser informiert als jene der 12- bis 16-Jährigen, von denen sich 17 Prozent eher schlecht informiert fühlen. Für Christine Konsbrück ist es nicht überraschend, dass Eltern von jüngeren Kindern diese mehr kontrollieren, als es jene bei den älteren tun.
In der Grundschule besitzen schon viele ein Smartphone, aber spätestens im ersten Jahr des Lyzeums wird es definitiv ein ThemaStudienbeauftragte SNJ
Auf welchen Geräten hatten die Kinder Zugriff? Die Kinder mussten dazu das Gerät nicht unbedingt besitzen. Der Zugriff konnte zu Hause, bei den Großeltern, in der Schule oder bei Freunden sein. Demnach hatten 12- bis 16-Jährige häufiger Zugang auf die verschiedenen Geräte als die 3- bis 11-Jährigen. Letztere hatten vor allem Zugang zum Fernseher (86 Prozent) und 65 Prozent der 3- bis 11-Jährigen auf ein Tablet. 12- bis 16-Jährige hatten fast alle (99 Prozent) Zugang auf Smartphones, während bei den 3- bis 11-Jährigen nur die Hälfte Zugang zu diesem Gerät hatte. Nur sechs Prozent der Eltern der 3- bis 11-Jährigen gaben an, dass ihre Kinder auf keines der aufgelisteten Geräte Zugang hatten, bei den 12- bis 16-Jährigen traf dies gar nicht zu. Hier hatte jedes Kind mindestens Zugang zu einem der Geräte.
Erstes Handy mit zwölf
Mit wie vielen Jahren bekamen die Kinder ihr erstes Smartphone? Diese Frage wurde Eltern gestellt, deren Kinder bereits ein Smartphone besaßen. Im Alter von zehn Jahren hatten 26 Prozent der Kinder ein eigenes Smartphone. 43 Prozent der Eltern gaben an, dass ihr Kind ein Smartphone bekommen hatte, bevor es zwölf wurde. Mit zwölf Jahren hatten demnach 79 Prozent ein Smartphone, mit 13 Jahren 88 Prozent. „Daraus kann man schließen, dass die Mehrheit der Kinder ihr erstes Smartphone beim Übergang ins Lyzeum bekommen“, sagte Christine Konsbrück. Das jüngste Kind hatte laut Bericht sechs Jahre, als es sein erstes Handy bekommen hat. Aber wann sollen Kinder, die noch keins haben, ihr erstes Smartphone bekommen? 46 Prozent der Eltern sagten, dass ihr Kind mit zwölf das erste bekommen sollte. Konsbrück schlussfolgerte: „In der Grundschule besitzen schon viele ein Smartphone, aber spätestens im ersten Jahr des Lyzeums wird es definitiv ein Thema.“
Welche Geräte werden mindestens einmal pro Woche genutzt? Die Antworten zur Nutzungsfrequenz fielen unterschiedlich aus. Der festinstallierte Computer wurde von 53 Prozent der 12- bis 16-Jährigen mindestens einmal in der Woche benutzt, während es bei den 17- bis 30-Jährigen nur noch 26 Prozent waren. In dieser Alterskategorie gaben 59 Prozent an, dass sie einen solchen Computer gar nicht benutzten. Die 17- bis 30-Jährigen gaben an, eher auf ein Laptop (78 Prozent mindestens einmal die Woche) zurückzugreifen. Tablets wurden demnach häufiger von jüngeren Kindern als von Jugendlichen zwischen 17 und 30 Jahren benutzt.
Auch wenn diese Angaben einzelne Tendenzen hervorheben, stecken hinter den Daten stets Einzelschicksale, die nicht vernachlässigt werden solltenStudienbeauftragte SNJ
Auffallend im Bericht war die Angabe über das Buchlesen. Die 3- bis 11-Jährigen lasen öfters Bücher als die 12- bis 16-Jährigen und die 17- bis 30-Jährigen. Bei den Smartphones konnte man folgendes Fazit ziehen: Fast alle jungen Menschen ab zwölf Jahren benutzten das Smartphone täglich oder nahezu täglich.
Fake News und Cybermobbing
Dora Pereira Fernandes hob einige Fragen im Kontext der Risiken und Gefahren bei der Nutzung von TIC-Geräten hervor. Die größte Sorge bei den Eltern der 3- bis 16-Jährigen galt der Zeit, die ihre Kinder im Internet verbrachten. Bei den 17- bis 30-Jährigen war dieses Risiko nicht in den Top 5 zu finden. In dieser Alterskategorie lag die Gefahr der Desinformation und der Fake News auf Platz Nummer eins. „Sie legen den Fokus mehr auf die Qualität“, sagte Fernandes. Das Risiko der Desinformation wurde von den Eltern der 12- bis 16-Jährigen auf Platz zwei eingeordnet und von jenen der 3- bis 11-Jährigen auf Platz fünf. Überrascht zeigte sich Fernandes darüber, dass Cybermobbing es gar nicht in die Top 5 bei den 3- bis 16-Jährigen geschafft hatte. Dabei hatten drei Prozent der Eltern, die Kinder unter 17 Jahre haben, angegeben, dass ihre Kinder bereits Opfer von Cybermobbing waren, bei den 17- bis 30-Jährigen waren es zehn Prozent.
Eine weitere Gefahr im Netz wurde am Einfluss von sogenannten Influencern auf TikTok, Instagram und YouTube festgemacht. Die über 16-Jährigen ordneten dieses Risiko auf Platz 4 ein. Dora Pereira Fernandes zitierte die Aussage eines Jugendlichen: „Man hat das Gefühl, dass man die Perfektion eines Influencers nie erreichen kann.“ Bei den Umfragen zu den Risiken im Netz wurden an erster Stelle Hassreden und Cybermobbing erwähnt, weniger oft die „Scams“ (Betrugsmaschen) und das Gefühl der Jugendlichen, Druck zu verspüren. Bei den positiven Erfahrungen nannten sie neue Bekanntschaften, die online gemacht werden, meist über die sozialen Media oder anhand von Chatmöglichkeiten bei Onlinespielen. Knapp dahinter nannten sie das Aufrechterhalten von Kontakt mit Freunden.
„Auch wenn diese Angaben einzelne Tendenzen hervorheben, stecken hinter den Daten stets Einzelschicksale, die nicht vernachlässigt werden sollten“, sagte Fernandes. Im folgenden Jahr soll die Anzahl der Teilnehmer ausgeweitet werden. Auch sollen mehr konkrete Vergleiche ermöglicht werden, wie beispielsweise die unterschiedliche Sichtweise von Kindern und deren Eltern in der jeweiligen Alterskategorie.
Datenerhebung
Zur Datenerhebung wurden vom SNJ und Bee Secure verschiedene Quellen angezapft. Die Mehrheit der Daten stammt aus zwei Umfragen. Bei der ersten haben Jugendliche zwischen 17 und 30 Jahren ein Online-Formular selber ausgefüllt. Hier wurden die Daten von 146 Jugendlichen berücksichtigt. Eine zweite Umfrage fand in Zusammenarbeit mit TNS Ilres statt. Dort wurden Eltern von Kindern im Alter zwischen 3 und 16 Jahren befragt. Hier haben 209 Eltern von Kindern zwischen 3 und 11 Jahren sowie 203 Eltern von Kindern zwischen 12 und 16 Jahren mitgemacht. Neben diesen zwei Umfragen hat sich das SNJ zudem auf Daten der „Bee Secure Helpline“ und „Bee Secure Stopline“ basiert, welche in Zusammenarbeit mit dem KJT (Kanner- a Jugendtelefon) erhoben wurden.
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