Nach Terror-Absage in Wien / Fünf Nächte, 450.000 Fans und viel Gelassenheit: Heute beginnen die Taylor-Swift-Konzerte in London
Swifties welcome: Von Donnerstag an will die Pop-Ikone fünf Nächte lang je 90.000 Fans im Londoner Wembley-Stadion mit ihren Melodien beglücken. Alle Gedanken an islamistischen Terrorismus, der vergangene Woche in Wien für die Absage der dortigen Konzerte sorgte, wischen Veranstalter und Sicherheitsbehörden beiseite. Es gebe „keine Hinweise auf eine Bedrohung“, heißt es bei Scotland Yard. Bürgermeister Sadiq Khan beruft sich auf die „große Erfahrung“ im Umgang mit Massen-Events, betont aber auch: „Wir sind niemals nachlässig.“
Die Londoner sind spätestens seit den Bombenanschlägen der irisch-republikanischen Terrortruppe IRA an die Bedrohung durch politisch oder religiös motivierte Straftäter gewohnt. Vier islamistische Selbstmord-Attentäter rissen 2005 in der U-Bahn sowie einem Doppeldecker-Bus 52 Menschen in den Tod; in den letzten Jahren kam es an öffentlichen Plätzen der britischen Hauptstadt zu Messerangriffen durch muslimische Fanatiker.
Im Wembley-Stadion hingegen wurden immer wieder eindrucksvolle Zeichen gegen den Terrorismus gesetzt. Während in den Tagen nach den Terror-Attacken von Paris im November 2015 Fußball-Matches in Brüssel und Hannover abgesagt wurden, versammelten sich dort mehr als 70.000 Fans zum Freundschaftsspiel England gegen Frankreich.
Demonstrativ waren Spitzenpolitiker, angeführt vom damaligen Premierminister David Cameron, unter den Zuschauern. Was der Konservative damals als Motto ausgab – „wir sollten wachsam sein, aber unser normales Leben weiterleben“ –, gilt auf der Insel im Umgang mit Terrorismus allemal.
Wie damals ist auch diesmal mit erheblich verstärkten Kontrollen zu rechnen, lautet die Ankündigung von Scotland Yard. Demonstrativ werden schwer bewaffnete Beamte rund ums Stadion unterwegs sein – und das in einem Land, in dem der normale Streifenpolizist bis heute ohne Pistole auskommt.
Strenge Kontrollen
Streng werden Ticketbesitzer auf die Bestimmungen hingewiesen. Verboten sind nicht nur Messer und Schusswaffen, sondern ausdrücklich auch Handschellen, Regenschirme und Kinderwägen. Und illegale Drogen, versteht sich. Jede Besucherin darf nur eine Tasche von der Größe eines DIN A4-Blattes mit sich führen. Ausnahmslos alle Fans würden genau gecheckt, heißt es auf der Wembley-Website, „und wir wollen kein Bad Blood“ – böses Blut also, wie ein Swift-Hit betitelt ist.
Separat hat Scotland Yard all jene gewarnt, die keine Karte ergattern konnten. Dass Swifties sich zu Tausenden in der Nähe des Stadions versammeln, um wenigstens die Atmosphäre aufzusaugen wie kürzlich in München – im Fanjargon „Tay-Gating“ genannt –, komme nicht infrage: „Menschen ohne Ticket werden weggeschickt.“
Wembleys Lage im Nordwesten der Metropole macht es den Sicherheitskräften relativ leicht, alle Wege zum Stadion zu kontrollieren. Die Zugänge von den umliegenden Bahnhöfen von U- und S-Bahnen lassen sich blitzschnell absperren. Gelernt hat Scotland Yard nicht zuletzt aus den verheerenden Szenen rund ums Finale der Fußball-EM 2021, als Tausende betrunkener Engländer rund ums Stadion ihr Unwesen trieben und schließlich auch zu Hunderten illegal ins Stadion gelangten. Eine Katastrophe konnte damals nur knapp abgewendet werden.
Nach den Erfahrungen der bisherigen Swift-Konzerte auf britischem Boden müssen die Veranstalter von den Swifties keine solchen Exzesse fürchten. Eine Anwohnerin des Murrayfield-Stadions von Edinburgh äußerte sich geradezu entzückt über deren Benehmen: „Ich habe keine Ahnung von Swifts Musik, aber ihre Fans sind klasse.“
Gespannt sein dürften viele Fans auf einen besonders emotionalen Moment: Swift kann kaum in London Konzerte geben, ohne an das schreckliche Massaker an einigen ihrer jüngsten Fans im nordenglischen Southport Ende Juli zu erinnern. Dort hatten sich rund 30 Mädchen zu einem Tanz-Workshop zu Swifts Musik versammelt, als ein knapp 18-Jähriger das Nachbarschaftszentrum stürmte, drei Kinder von 6, 7 und 9 Jahren tötete und zehn Menschen schwer verletzte. Der Täter ist in Haft, sein Motiv bleibt unklar. Die Bluttat habe aber „nichts mit Terrorismus zu tun“, glaubt die Polizei.
Wenn alles wie geplant verläuft, schafft die 34-Jährige am Abend ihres letzten Wembley-Auftritts am Dienstag einen neuen Rekord: Nie zuvor hat ein Solo-Popstar während einer Tournee mehr als sieben Konzerte in dem berühmten Stadion gespielt. Bisheriger Rekordhalter war der inzwischen verstorbene Michael Jackson.
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