Spritverbrauch / Wie teuer ist ein E-Auto im Vergleich zum Diesel?
1,72 Euro – so viel müssen Dieselfahrer seit Samstagmorgen für einen Liter Selbstzünder-Sprit auf den Tisch legen. Besitzer von Benzinern trifft die Energiekrise wegen des Ukraine-Kriegs nicht weniger: Der Liter Super 95 kostet derzeit 1,65 Euro, Super 98 sogar 1,79 Euro. Lohnt sich da der Umstieg auf ein Elektroauto? Zumindest was den reinen Verbrauch angeht, scheint Strom derzeit in Luxemburg jeden Verbrenner abzuhängen.
Nicht wenige, die auf das Auto als Transportmittel angewiesen sind, aber noch den alten Diesel in der Garage stehen haben, denken derzeit wohl über einen Umstieg auf ein Elektroauto nach. Laut dem Luxemburger Verkehrsministerium gibt es im Land 1.300 öffentlich zugängliche Ladepunkte. „Der Preis für eine Ladeleistung kann hierbei sehr unterschiedlich sein“, erklärt eine Sprecherin. „Vereinzelt gibt es Geschäfte, bei denen Kunden umsonst laden können.“
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Die meisten Ladesäulen in Luxemburg sind laut Verkehrsministerium Teil des „Chargy“-Netzes. „Hier ist der Endpreis für den Kunden abhängig vom jeweiligen Ladeservice-Anbieter.“ Auch hier unterliegt der Preis für den Treibstoff – in diesem Fall Strom – also den Marktmechanismen. Zu einem Drittel setzt er sich aus den Kosten für die Energie selbst und den Ladeservice zusammen. Zu zwei Dritteln aus den Kosten für Infrastruktur, Abgaben und Steuern.
Zum Jahresbeginn bekamen Elektro-Fahrer eine Preiserhöhung zu spüren: „Am 1. Januar 2022 hat sich der Preis für ,enodrive‘-Ladungen aufgrund einer Gebührenerhöhung geändert“, wie ein Sprecher des Luxemburger Versorgers Encevo auf Tageblatt-Anfrage erklärt. „Grund sind gestiegene Infrastrukturkosten für die E-Ladeinfrastruktur von Chargy.“ Wer seinen Stromer mit „enodrive“ an einer öffentlichen „Chargy“-Ladestation aufladen will, zahlt seit 1. Januar 34,5 Cent pro kWh, eine Preissteigerung von 33 Prozent gegenüber dem vorigen Preis von 26 Cent pro kWh. Bis 2020 lag der Preis bei „enodrive“ bei 20 Cent pro kWh.
Laden zu Hause am günstigsten
Günstiger ist da offenbar eine Ladestation vor der Haustür. „Bei privaten Ladestationen, etwa in der eigenen Garage, hängt es etwas vom Gesamtverbrauch des jeweiligen Haushalts und Produkt, das man nutzt, ab“, erklärt der Encevo-Sprecher. Bei der Encevo-Tochter Enovos koste eine Kilowattstunde Haushaltsstrom derzeit zwischen 16 und 22 Cent.
Wieso deckelt der Staat diese Preise nicht wie beim Sprit? Das liegt laut Verkehrsministerium an einer Entscheidung der EU-Kommission, die besagt, dass die Ladestationen „kostendeckend“ sein müssen. Es gebe aber verschiedene Abos, mit verschiedenen Preisen. Aber: „Elektro ist bei weitem billiger und nicht so sensibel wie die fossilen Energien“, schreibt das Verkehrsministerium.
Stimmt das tatsächlich? Derzeit müssen sich viele Autofahrer sicherlich noch an die neue Nomenklatur gewöhnen: Kilowattstunde (kWh) statt Liter. Der deutsche Automobilclub ADAC hat im Januar Elektroautos von groß bis klein seinem eigenen „Ecotest“ unterzogen. Erwartungsgemäß gibt es zwischen kleinem Stadtstromer und protzigem Elektro-SUV große Unterschiede. So wurde beim Kompaktwagen „Hyundai Ioniq Elektro Style“ ein Verbrauch von 16,3 kWh auf 100 Kilometern festgestellt. Der SUV „Polestar 2 Long Range Dual Motor“ genehmigte sich für die gleiche Strecke fast die doppelte Strommenge: 29,2 kWh.
Umgerechnet auf die Luxemburger „enodrive“-Preise würde eine Fahrtstrecke von 100 Kilometern damit beim Hyundai 5,62 Euro und beim Polestar 10,07 Euro kosten. Fließt der Strom für 20 Cent pro kWh aus der eigenen Wallbox in der Garage, liegt man sogar bei 3,26 Euro beim Hyundai und 5,84 Euro beim Polestar. Ein Diesel mit einem Durchschnittsverbrauch von sieben Litern würde bei den aktuellen Kraftstoffpreisen für dieselbe Strecke 12,09 Euro verbrennen – ein Benziner mit einem Verbrauch von acht Litern Super 95 sogar 13,26 Euro. Nicht mit eingerechnet sind da natürlich Steuervorteile, Wallbox-Installation oder potenziell höhere Anschaffungskosten für die Elektrofahrzeuge.
Der Spritpreis und die Steuern
Seit dem 1. Januar 2021 wird in Luxemburg eine CO2-Steuer erhoben – auch auf Kraftstoffe. Wie Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“) in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage am Dienstag erklärte, hat die Abgabe 2021 insgesamt 198 Millionen Euro in die Staatskasse gespült. 71 Millionen davon fallen auf den „Kyoto-Cent“, also die Klimaabgabe, 127 Millionen auf die neue CO2-Steuer. „Man kann feststellen, dass die Einführung der Steuer definitiv ihre Lenkungswirkung gezeigt hat“, resümierte Dieschbourg. Die Preise an den Luxemburger Tankstellen seien „weniger attraktiv“ geworden. Beim Verkauf von Benzin sei ein Rückgang von zehn Prozent verzeichnet worden – beim Diesel sogar von 21 Prozent.
Gleichzeitig sei die Nachfrage bei „nicht-fossilen Verkehrsmitteln“ gestiegen, sagte Dieschbourg. Die CO2-Steuer lag im vergangenen Jahr bei 20 Euro pro Tonne CO2, 2022 liegt sie bei 25 Euro. Beim Diesel schlug sie 2021 mit ungefähr fünf Cent zu Buche, nach der Erhöhung am 1. Januar 2022 sind es etwa sechs Cent. Laut Carole Dieschbourg fließen die 71 Millionen Euro vom Kyoto-Cent komplett in den Klima- und Energiefonds. Ab 2022 sollen auch Einnahmen aus der CO₂-Steuer dort hingeleitet werden.
Der Dieselpreis vom 1. Februar 2022 bestand laut dem Energieministerium zu 43 Prozent aus Akzisen und Steuern. Der Preis für Super 95 sogar zu 49 Prozent. Akzisen und CO2-Steuer werden anders als die Mehrwertsteuer pauschal erhoben, sie sind unabhängig vom Produktpreis.
Und Wasserstoff?
Wasserstoff-Autos sind Elektroautos, die anstatt einer Batterie eine Brennstoffzelle verbaut haben. Diese generiert aus Wasserstoff Strom für den Motor. Betankt wird das Fahrzeug also mit Wasserstoff, aus dem Auspuff kommt nur H2O gedampft. Wasserstoff-Fahrer haben in Luxemburg aber ein großes Problem: Es gibt keine einzige Wasserstoff-Tankstelle im Land.
Wie Verkehrsminister François Bausch („déi gréng“) am Dienstag in einer parlamentarischen Frage erklärte, ist die erste Wasserstoff-Tankstelle Luxemburgs in Bettemburg geplant. Mehr könnten folgen, deutet der Minister an. „Aus Gründen der Redundanz ist es sinnvoll, mehr als eine Wasserstoff-Tankstelle in Luxemburg zu haben“, sagt er. Die Regierung arbeite deshalb an einem Rahmen, damit weitere private Formen in Luxemburg solche Tankstellen betreiben könnten.
Die Regierung sehe die „wasserstoffbetriebene Mobilität“ weiterhin als komplementäre Technologie zur „batteriebetriebenen Elektromobilität“ an. Es sei aber nicht davon auszugehen, dass die Technologie bei den normalen Autos europaweit eine große Rolle spielen werde. „In Europa sind momentan nur zwei Serienmodelle mit einer Wasserstoff-betriebenen Brennstoffzelle frei verfügbar“, sagt Bausch. Die Batterie-betriebene Elektromobilität sei dagegen weiterhin stark auf dem Vormarsch.
Die Abdeckung mit Wasserstoff-Tankstellen werde sowohl in Luxemburg als auch in Europa vor allem davon abhängen, ob sich Wasserstoff-Trucks durchsetzen werden. sen
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„Nicht mit eingerechnet sind da natürlich Steuervorteile, Wallbox-Installation oder potenziell höhere Anschaffungskosten für die Elektrofahrzeuge.“ …und die Produktion/Entsorgung der Batterien,die Wartezeiten an den Ladestationen bei Langstreckenfahrten usw. Aber für den Nah-und Stadtverkehr macht die Sache Sinn,zumal man nicht mehr in viele Städte einfahren darf.
Und niemand spricht vom CNG und eigenhergestelltem Biogas!
Kommt nach Dieselgate der Elektrogate?