Debatte in Skandinavien / Wie viel Weihnachten darf Menschen zugemutet werden?
Wie viel Weihnachten darf Menschen mit anderen Kulturen oder Atheisten zugemutet werden? In Schweden und Finnland gibt es hierzu gerade Reibungspunkte.
Aufsehen erregt eine Verordnung des schwedischen Stahlkonzerns SSAB aus der vergangenen Woche an seine mehr als 14.000 Mitarbeiter, sich künftig nur noch „Frohe Feiertage“ anstatt „Frohe Weihnachten“ zu wünschen. „So können wir sicherstellen, dass sich alle inkludiert und respektiert fühlen, ganz unbesehen von ihrem Glauben“, so die Begründung des Unternehmens.
Darauf gab es eine Welle der Entrüstung auf Facebook und Co – „politische Korrektheit in ihrer absurdesten Form“, war ein klassischer Vorwurf. Die Medien berichteten, die Metall-Gewerkschaft setzte sich für die Weihnachtsgruß-Rechte ihrer Mitglieder ein, erwartungsgemäß am schärfsten reagierten die „Schwedendemokraten“.
„In Schweden sagen wir frohe Weihnachten. Punktum“, lautete die Botschaft der rechten Partei, die sich erneut berufen sah, an vorderster Front die schwedische Kultur zu verteidigen. Angesichts der unschönen Image-Bescherung ruderte der Stahlkonzern zurück und erklärte, dass er seinen Mitarbeitern die Formulierung „Frohe Festtage“ nicht vorschreiben wolle.
Gruß kommt vermutlich aus dem Nordgermanischen
Entschärfendes haben auch Sprachwissenschaftler zu berichten – der traditionelle Gruß „God Jul!“ sei gar nicht christlich, sondern beziehe sich vermutlich auf das alte nordgermanische Wort für „Wintersonnenwende“.
Dennoch, das Thema bleibt, viele Schweden glauben, dass ihnen im Namen der wohlwollenden Fürsorge etwas Vertrautes weggenommen werden soll. Schließlich geht die Anpassung an Menschen unterschiedlicher Kulturen nicht reibungslos vonstatten, so gab es auch Proteste, als der schwedische Möbelgigant Ikea 2019 seine Weihnachtsartikel erstmals unter dem Schlagwort „Winterfest“ feil bot.
In Finnland ist die Schule das Feld der Auseinandersetzung. Die staatliche Gleichstellungsbehörde kann Schmerzensgeld einfordern, wenn Eltern klagen, dass ihr Kind mit christlichen Inhalten wie Symbole bei Schulveranstaltungen konfrontiert wird, so geschehen bei einem Osterkonzert im südfinnischen Hämeenlinna, wo von Jesus gesungen wurde. Dieser Schutz betrifft nicht nur Menschen anderer Kulturen, sondern auch atheistische Finnen, welche diese Regelung in den Kommentarspalten der Medien begrüßen.
Achtung, christliches Lied!
Die Strenge gilt auch für Weihnachtsaufführungen. Eine Lehranstalt im nordfinnischen Oulu warnte in der vergangenen Woche alle Eltern im Voraus, dass ein christliches Lied auf einer Weihnachtsfeier gesungen werde. Ein Schüler, dem das nicht zugemutet werden darf, könne dann „diskret von einer Lehrkraft aus dem Saal geleitet werden“.
Viele Eltern bedauern nun nach dem Besuch von aktuellen Inszenierungen im Advent, dass dort alleine das Licht einer Kerze besungen werde, kein Jesus, keine Krippe mehr zu sehen sei. „Eine Geburtstagsfeier ohne Geburtstagskind“, meinte eine Lokalzeitung. Aber auch die heidnischen Wesen, die bei den traditionellen skandinavischen Weihnachten sonst nicht fehlen, die Wichteln und Elfen, seien amtlich gebannt.
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