Reichweite und Preis / Wie weit komm ich mit meinem E-Auto?
Es gibt preiswerte und teure E-Autos mit unterschiedlicher Reichweite, aber nicht immer steht die Reichweite im direkten Verhältnis zum Kaufpreis. „Wer bietet am meisten Reichweite fürs Geld?“, fragt automedienportal.de und liefert überraschende Ergebnisse. Marc Schonckert über eine vielsagende Untersuchung.
Basis dieses Vergleich ist der deutsche Markt, wo im März fast 35.000 BEVs (Battery electric vehicle), also reine E-Autos, neu zugelassen wurden, was immerhin 14,3 Prozent aller verkauften Neuwagen darstellte. Reichweite spielt bei der Kaufentscheidung eine zentrale Rolle. Sie variiert nach Angaben der Analysten von Jato Dynamics im Volumensegment zwischen 129 und 507 km und zwischen 292 und 661 km in der Premiumklasse.
Nicht weiter, aber billiger
Aber ist das teuerste Auto auch das reichweitenstärkste, oder kommt möglicherweise ein leichter Kleinwagen weiter als das schwere SUV? Wie steht es um das Verhältnis von Kaufpreis zu Reichweite? Diese Rechnung birgt so manche Überraschung, wenn beispielsweise der Smart Fortwo und die elektrische S-Klasse von Mercedes plötzlich auf einer Stufe stehen. Die derzeit günstigste Möglichkeit, ein BEV zu fahren, ist der Dacia Spring. Er kostet nach Liste 21.515 Euro in Deutschland und seine WLTP-Reichweite wird mit 230 Kilometern angegeben. Das macht unterm Strich 94 Euro Kaufpreis für einen Kilometer Reichweite. Mit 175 Euro bis 191 Euro pro Kilometer bieten die nur wenig teureren Modellen von Smart oder dem Ego Life umgerechnet auf den Anschaffungspreis nur halb so viel Reichweite.
Es geht noch günstiger: so entfallen nur 91 Euro des Kaufpreises eines Renault Zoe (388 km Reichweite) auf einen Kilometer Reichweite. Beim VW ID 3 ergeben sich sogar nur 80 Euro pro km Reichweite. Sechs Euro mehr sind es beim Hyundai Ioniq und dem ID-Schwestermodell Cupra Born.
Bei den Premiumfahrzeugen geht es höher hinaus. Teuerstes Modell auf dem deutschen Markt ist der Porsche Taycan für 134.350 Euro bei einer Reichweite von 451 Kilometern – das macht summa summarum 298 Euro für den Kilometer, beim Audi e-Tron GT sind es 256 Euro. Auf dem dritten Rang liegt der Mercedes EQV mit einem Preis-Leistungs-Verhältnis von 239 Euro pro Kilometer Reichweite. Doch Premium gleich viel Geld für wenig Reichweite ist keinesfalls die Regel. Denn teure Autos haben oft auch deutlich größere Batterien an Bord, mit denen sich der Kaufpreis im Verhältnis zur Reichweite dann deutlich reduzieren kann. So kommt Jato Dynamics beim Mercedes EQS bei einem durchschnittlichen Kaufpreis von 123.000 Euro dank Reichweiten von bis zu 766 Kilometern auf einen Kaufpreis-Reichweiten-Wert von 186 Euro. Das liegt auf dem Niveau des gut fünfmal billigeren Smart Fortwo. Der 49.000 Euro Polestar 2 kommt demnach auf 97 Euro/km – womit er mit dem Dacia Spring gleichzieht. Aber man kann diese Betrachtungsweise natürlich umdrehen: Smart und Dacia bieten genauso viel Reichweite für ihr Geld wie ein EQS oder Polestar 2, dessen guten Wert auch VW ID 5 und Aiways U5 erreichen. Und wo steht das berühmteste aller Elektroautos? Tesla kommt mit seiner Modellpalette auf durchschnittlich 149 Euro je Kilometer. Der Tesla Model 3 schneidet mit 104 Euro am besten ab. (aum)
Mein Fazit: ein preisgünstiger Elektriker kann in diesem Kaufpreis/Reichweiten-Vergleich schon mal einen Premium-Elektriker abhängen, doch auch wenn der Kunde hohe Reichweiten verlangt, wird er nur in wenigen Fällen seine Kaufentscheidung nach dieser Rechnung treffen. Bei der Kaufentscheidung spielen auch Einsatzzweck, Leistungsvermögen, Langstrecken-Komfort, Styling und auch Image und Markenprestige eine Rolle. Und so wird das E-Auto von morgen (und sicher auch schon von heute) sich nur wenig von den Kauf-Argumenten entfernen, die man heutzutage bei der Wahl eines Benziners oder Diesel anführt.
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