Carlos Fangueiro / Wiedersehen mit einem Geschassten
Carlos Fangueiro schrieb vergangene Saison mit dem UT Petingen in der Hinrunde eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Nach drei Niederlagen aus vier Spielen in der Rückrunde wurde er jedoch gefeuert. Morgen empfängt der neue Trainer des F91 Düdelingen seinen alten Verein.
Tageblatt: Sie arbeiten noch immer für Petingens Präsident Jean-Paul Duarte. Wie ist derzeit die Stimmung im Büro?
Carlos Fangueiro: Eigentlich läuft es dort ganz gut. Der Präsident und ich kennen uns seit fünfeinhalb Jahren. Er mag mich und ich ihn. Es gibt auf der Arbeit keine Diskussionen über den Fußball. Diese beiden Themen werden nicht vermischt. Ich verhalte mich professionell.
Ihr alter Verein schied überraschend gegen die Lincoln Red Imps aus Gibraltar aus der Europa League aus. Was ist ihr Eindruck von dieser Partie?
Ich war negativ überrascht. Petingen ist in der Lage, deutlich besser zu spielen. Der Gegner war richtig schwach. In Luxemburg hätte Lincoln Probleme, in der Ehrenpromotion mitzuhalten. Zwischen beiden Mannschaften gab es enorme Unterschiede, was die individuelle Qualität anging. Ich saß am Donnerstagabend vor dem Fernseher und war richtig genervt. Petingen war einfach nicht in der Lage, den Schalter umzulegen und war schwach in der Balleroberung. Es ist schade, dass sie diese Chance verpasst haben. Die Europa League spult viel Geld in die Kassen und der Gegner war eigentlich leicht zu schlagen.
Im vergangenen März wurden Sie nach einer fast perfekten Hinrunde und nach drei Niederlagen aus vier Spielen in der Rückrunde entlassen. Empfinden Sie diese Reaktion noch immer als unfair?
Ich bin heute noch davon überzeugt, dass diese Entscheidung falsch war. Alle Spieler waren auf meiner Seite. Bei meinem Abschied flossen einige Tränen. Heute bin ich aber glücklich, in Düdelingen zu sein. In einem Verein, bei dem ich meine Ideen umsetzen kann und in Ruhe arbeiten kann. Das war in Petingen oft nicht der Fall. Dort war immer einer, der sich eingemischt hat. Aber manchmal muss man im Leben einen Rückschlag erleiden, um einen neuen, positiven Weg einschlagen zu können.
War die Entlassung auf interne Machtkämpfe zurückzuführen?
Mit Sicherheit. Das ist kein Geheimnis. Viele Leute wissen nicht, dass ich den Vorstand vor dem Rückrundenstart darauf hingewiesen habe, dass die Mannschaft nicht bereit ist, sofort wieder die Leistung zu bringen wie in der Hinrunde. Artur Abreu und Patrik Teixeira waren verletzt oder angeschlagen. Wegen des schlechten Zustandes unserer Plätze haben wir auf einem 4.000 Quadratmeter (die Minimalgröße, d. Red.) großen Spielfeld in Lamadelaine trainiert. Die Rahmenbedingungen waren miserabel und vor allem nicht vorteilhaft für eine Mannschaft, die sehr viel auf Ballbesitz setzt. Der Vorstand hat das verstanden und trotzdem sehr schnell auf die Negativserie reagiert.
Sind Sie davon überzeugt, dass Sie die Wende noch hätten erreichen können?
Daran habe ich überhaupt keine Zweifel. Nicht ein einziger Spieler der gesamten Mannschaft war unzufrieden. Wenn man so viele Spieler hinter sich stehen hat, dann ist es einfach, irgendwann wieder Erfolg zu haben.
Das neue Abenteuer Düdelingen beginnt für Sie offiziell erst am Sonntag. Wie hat Ihre Mannschaft die Quarantäne überstanden?
Das war für jeden sehr schwer zu verkraften. Vor der Quarantäne waren wir gut in Form. Am Dienstag haben wir wieder das Mannschaftstraining aufgenommen, davor hatten wir ein paar Online-Trainingseinheiten.
Petingens Moral ist nach der Enttäuschung in Gibraltar angeschlagen. Ein Vorteil?
In der Theorie, ja. Aber wir dürfen uns nicht auf den Gegner konzentrieren. Ich habe meiner Mannschaft in den vergangenen Tagen eingetrichtert, dass sie am Sonntag ihr bestes Niveau abrufen muss – spielerisch, körperlich und taktisch. Wir haben unsere Strategie und wollen diese umsetzen.
Mit Jules Diouf, Filip Bojic und Dylan Martins haben Sie drei ehemalige UTP-Spieler vor der Saison verpflichtet. Ist dieses Trio heißer als ihre Teamkollegen, gegen ihren alten Verein den Sieg einzufahren?
Dylan ist verletzt, aber Jules und Filip sind motiviert. Allerdings nicht, weil es gegen Petingen geht, sondern weil der Saisonstart gelingen soll. Beide hatten in Petingen nie Probleme und haben sich immer professionell verhalten. Sie hegen also keine Revanchegelüste.
Werden Sie am Sonntag jeden Petinger grüßen?
Ja, denn ich besitze eine gewisse Kinderstube. Ich freue mich, meine ehemaligen Spieler wiederzusehen. Wir haben Respekt voreinander und es ist nicht auszuschließen, dass wir uns nach der Partie treffen und zusammen essen gehen. Leider sind nicht mehr alle Spieler im Verein, da Petingen in der Sommerpause sehr viele Transfers gemacht hat. Ich werde ihnen Glück für das nächste Spiel wünschen, aber nicht für die Partie gegen uns.
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