Editorial / Wieso Meischs Pilotprojekt in seinen Augen Sinn ergibt
In Luxemburg fehlt es an Erziehern. Das ist zum Teil auf die immer größer werdende Nachfrage nach Betreuung in „Crèches“ und „Maisons relais“ bei gleichzeitigem Mangel an neu ausgebildeten Erziehern zurückzuführen. Dies ist aber nicht das einzige Problem. Die Ausbildung der Erzieher im LTPES („Lycée technique pour professions éducatives et sociales“) sei zwar gut, habe aber noch Luft nach oben, um das Potenzial weiter auszuschöpfen, sagte Yves Kails, Sekretär der Gewerkschaft, vergangene Woche gegenüber dem Tageblatt.
Denn viele Berufsanfänger sind mit der Situation „um Terrain“ schlicht überfordert, weil sie nicht die nötigen Kompetenzen erlernt haben. Sie lassen sich umorientieren. Andere, die bereits länger dabei sind, sehen sich oft mit einem Mangel an Kontinuität konfrontiert, der durch häufigen Personalwechsel entsteht und eine qualitative Arbeit erschwert. Sie werden zunehmend frustriert.
Während die Gewerkschaft der Erzieher, ALEE („Association luxembourgeoise des éducateurs et éducatrices“), sich Gedanken macht, wie man die Probleme „um Terrain“ lösen könnte, schmiedet Bildungsminister Claude Meisch bereits Pläne für ein neues Pilotprojekt. Die Gewerkschaft hat zum Ziel, den Auszubildenden mehr Kompetenzen mit auf den Weg zu geben. Die Ausbildung soll qualitativ hochwertiger gestaltet werden. Claude Meisch kündigt stattdessen eine Verkürzung dieser Ausbildung an.
Denn Meisch möchte mit seinem neuen Projekt die Studenten dort abfangen, wo sich viele potenzielle Kandidaten für den Beruf des Erziehers herumtreiben. Deshalb wirft der Minister seinen Köder genau dort aus, wo die Schüler der GSO-Klassen („Sciences sociales“) ihren Abschluss erworben haben. Auf Meischs Köder steht, dass die Abiturienten ab dem Zeitpunkt des GSO-Abschlusses in nur einem Jahr das Diplom zum Erzieher erwerben können. Als Sahnehäubchen obendrauf wird dieses Diplom gleichgestellt mit jenem, das die LTPES-Studenten nach drei Jahren an der auf den Erzieherberuf spezialisierten Schule erhalten können.
Der Aufschrei nach Meischs Ankündigung war entsprechend groß. Mittlerweile hat sich die Aufregung wieder ein wenig gelegt. Denn der Bildungsminister war auch bei dieser Angelegenheit seinem oftmals beobachteten Prinzip treu geblieben: erst mal alleine alles austüfteln, dann das Script mit Recherchen dazu beauftragen und nach Abschluss dieser Ermittlungen das Projekt der Öffentlichkeit vorlegen. Dann passiert Folgendes: Die Gewerkschaften reagieren und schlagen Alarm. Ist die Sirene laut genug, bindet Meisch sie in die Gespräche mit ein. In diesem Fall hat er bei einer anschließenden Unterredung mit der ALEE auch Zugeständnisse an die Gewerkschaft gemacht.
Letztere wiederum sieht das Ganze pragmatisch. Nach dem Motto: Was man Meisch nicht ausreden kann, sollte dann aber zumindest perfektioniert werden. Und zwar unter der Mitarbeit der Akteure „um Terrain“. Diese Herangehensweise zieht sich dann auch wie ein roter Faden durch die Antwort von Claude Meisch auf die parlamentarische Frage der CSV-Fraktionspräsidentin Martine Hansen zum Pilotprojekt. Die Frage wurde kurz nach Bekanntgabe des Projektes Mitte Mai gestellt. Die Antwort erfolgte Dienstag, eine gute Woche nach der Unterredung mit der ALEE. Der darin angeschlagene Ton entspricht dem konstruktiven Vorgehen besagter Gespräche. Meisch verspricht Transparenz und zeigt sich offen für Verbesserungen, sobald das Projekt erste Rückschlüsse ermöglicht.
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„In seinen augen“ gibt jeder quatsch sinn. Leider nur in seinen!
Die etwas pragmatische Vorgehensweise von Herrn Meisch mag anstossen aber wenn er das Problem des Mangels an Erziehern so lösen kann, warum nicht….