Vichten / „Wir haben Interesse an einer Fusion, aber …“: Bürgermeister stellt Schöffenratserklärung vor
Am 22. Juli hatten wir an dieser Stelle exklusiv über das Interesse des Bürgermeisters der Gemeinde Vichten, Luc Recken, an einer eventuellen Fusion mit der Nachbargemeinde Bissen berichtet. Der Bürgermeister der letztgenannten Gemeinde, David Viaggi, hatte uns zu verstehen gegeben, dass er von Luc Recken auf eine solche Fusion angesprochen wurde. Im Rahmen der Schöffenratserklärung, die Recken während der Gemeinderatssitzung am Dienstag in Vichten abgab, ging nun ebenfalls kurz die Rede von der möglichen Fusion.
An sich standen mit Einnahmeerklärungen, der Verabschiedung eines internen Reglements, der Besetzung der beratenden Kommissionen, Abkommen mit der Musikschule des Kantons Redingen und der Nominierung der Delegierten der Gemeinde Vichten in den einzelnen interkommunalen Syndikaten lediglich Routineangelegenheiten auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung vom Dienstagmorgen, wäre da nicht die Schöffenratserklärung gewesen, die ein wenig aufhorchen ließ.
In dieser ging unter anderem die Rede von der Umgestaltung des „Café Différence“, ein Projekt, über das wir bereits am 11. Mai 2020 an dieser Stelle berichteten. Ein erster Kostenvoranschlag belief sich auf satte 4,6 Millionen Euro. Zwei Jahre zuvor hatte die Gemeinde bereits 1,1 Millionen Euro in den Ankauf der Immobilie investiert. Der damalige Bürgermeister Jean Colombera sah „den Sinn und Zweck dieser teuren Aktion darin, dass Vichten nicht zur reinen Schlafgemeinde verkommen soll, sondern das Leben im Dorf neuen Auftrieb erhält“.
Anstelle des einst landesweit bekannten „Café Différence“ sollen nun eine Bäckerei, ein Wirtshaus, Sozialwohnungen sowie mehrere Hotelzimmer entstehen. Dieses umfangreiche Projekt belastet den Gemeindesäckel sehr, zudem die Baukosten im Laufe der Jahre deutlich gestiegen sind. „Wir denken aber auch an das Projekt einer neuen ,Maison relais‘, das wir wohl oder übel in den kommenden Jahren in Angriff nehmen müssen“, so Bürgermeister Luc Recken im Gespräch mit dem Tageblatt.
Recken bestätigte einmal mehr das Interesse der Gemeinde Vichten an einer Fusion mit Bissen, „natürlich nicht zu egal welchen Bedingungen“. Seine Gemeinde sei sicherlich nicht reich, doch die Finanzen seien auch nicht so schlecht, dass man nun deswegen eine Fusion anstrebe. Es gehe vor allem um Personalfragen, um die Zusammenarbeit im Bereich der technischen Gemeindedienste, um die mögliche Zusammenlegung der schulischen Infrastruktur und die der Kinderbetreuung, usw.
Auf die Frage, ob er denn schon den Puls in der Bevölkerung zu diesem Thema gefühlt habe, antwortete Luc Recken: „Im Gemeinderat gibt es meines Erachtens keine größere Opposition, in den Reihen der Bevölkerung sind es vor allem die etwas älteren Mitmenschen, die einer Fusion eher skeptisch gegenüberstehen. Doch das kennen wir auch aus anderen Gemeinden, die sich eine Fusion wünschen oder bereits eine unter Dach und Fach gebracht haben.“
Nicht nur mit Bissen?
Zum Schluss unseres Gesprächs gab Luc Recken zudem zu verstehen, dass Bissen laut seinen Informationen auch bereits Gespräche in puncto Fusion mit der Nachbargemeinde Colmar-Berg geführt habe. „Das wäre natürlich eine gute Sache, denn mit der eventuellen Zusammenlegung von Vichten, Bissen und Colmar-Berg würde eine Gemeinde mit rund 9.000 Einwohnern und einer der größten zusammenhängenden Industriezonen Luxemburgs entstehen.“
Der Bürgermeister aus Bissen, David Viaggi, bestätigte uns die erwähnten Gespräche mit der Gemeindeführung aus Colmar-Berg. „Mit dem früheren Bürgermeister Christian Miny und der damaligen Schöffin Malou Kasel hatte ich das Thema einmal kurz angerissen, doch von Sondierungsgesprächen oder Ähnlichem kann keinesfalls die Rede sein.“ Auf unsere Nachfrage hin gab uns die frischgebackene Bürgermeisterin der Gemeinde Colmar-Berg, Mandy Arendt, zu verstehen, dass sie bis dato nichts von einem Fusionswunsch gehört habe und dass eine Fusion für sie zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich nicht auf der Prioritätenliste stehen würde. Was aber nicht heiße, dass sie sich längerfristig einer Zusammenarbeit mit den genannten beiden Gemeinden verschließen würde.
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