Editorial / Wir müssen der Natur mehr Raum geben
Raus aus dem Klassenzimmer und hinein in den Wald: Dieser Devise hat sich das Team der Düdelinger Waldschule verschrieben (das Tageblatt berichtete). Schüler vom „Précoce“ bis hin zur sechsten Schulklasse gehen einmal pro Jahreszeit in den Wald im Park Léih, damit ihre Bindung zur Natur gestärkt wird. Die Kinder dürfen im Wald herumstreifen und sich von ihren eigenen Gefühlen leiten lassen. Wie die Verantwortlichen des Projektes erzählen, können die Kinder in der Natur entschleunigen. Sie können eine kleine Auszeit vom stressigen (Schul-)Alltag nehmen, der bereits vom Kleinkindalter an durchgetaktet ist.
Viele Kinder spulen bereits im frühen Alter ein Pensum ab, das jenem von Erwachsenen gleicht. Nach der Schule geht es für viele nicht nach Hause, sondern weiter in die „Maison relais“. Schulaufgaben und Hobbys wie Sportverein und Musikunterricht kommen noch dazu. Demnach bleibt für diese Kinder nicht mehr viel freie Zeit übrig, in der sie einfach draußen toben können. Folglich sind solche Gelegenheiten wie in Düdelingen wichtig, in denen Bildung und Natur miteinander verbunden werden. Denn so mancher Schüler scheint heute nicht mehr zu wissen, dass sich der Park Léih in derselben Ortschaft befindet wie sein Zuhause.
Das Interesse an dieser Art des Unterrichts ist bei den Lehrkräften und Eltern gleichermaßen ausgeprägt. Auch sogenannte „Bëschcrèchen“ und Waldschulen mit anderen Konzepten, über das Land verteilt, erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Zeit in der Natur zu verbringen, ist nicht nur für die Kinder lehrreich, auch deren Begleitpersonen profitieren von dieser Zeit im Freien. Die Lehrerinnen und Lehrer berichten, wie sie selbst die Natur mit anderen Augen betrachten, seitdem sie sich mit dem Projekt beschäftigen.
Durch solche Schulen und Kindertagesstätten, die sich mit der Natur auseinandersetzen, wird der nächsten Generation von klein auf das Wissen mit auf den Weg gegeben, wie wertvoll die Natur für uns ist. Diese Erkenntnis ist in den letzten Jahrzehnten immer mehr abhandengekommen. Die Natur wurde von unserer modernen Gesellschaft immer weiter verdrängt – und dies nicht nur in den Köpfen. Sie wurde im wahrsten Sinne des Wortes an den Rand gedrängt. Das hat nicht nur Auswirkungen auf unseren mentalen Zustand, auch die versiegelten Flächen im urbanen Raum können den Folgen des Klimawandels nicht standhalten.
Eine Projektausschreibung im Rahmen des „Naturpakt“, die zur Entsiegelung und Begrünung von Flächen innerhalb der Städte und Dörfer führen soll, wurde Anfang der Woche vorgestellt. Geplant ist neben Verbesserungen an öffentlichen Plätzen auch zusätzliches Grün in den Schulhöfen. Hier könnten beispielsweise Bäume angepflanzt werden, die Schatten spenden. Auf diese Weise könnte ein Stückchen Wald zu den Kindern zurückgebracht werden und der Natur wird dadurch endlich wieder mehr Raum zugestanden. Davon profitieren auch wir Erwachsenen.
„Viele Kinder spulen bereits im frühen Alten ein Pensum ab, das jenem von Erwachsenen gleicht. Nach der Schule geht es für viele nicht nach Hause, sondern weiter in die „Maison relais“. Schulaufgaben und Hobbys wie Sportverein und Musikunterricht kommen noch dazu. “ Tja,so werden leistungsfähige Erwachsene gemacht. Immer erreichbar,immer im Dienst der Gesellschaft oder des Brötchengebers.Und mit 40 heißt es dann…“Burnout“ ,ausgebrannt. Schon die Jesuiten hatten den Slogan: “ Gib mir den Knaben,ich gebe dir den Mann.“